Setzt die Swiss erneut auf Premium-Qualität?
Bis auf ihren Namen ist die Swiss jetzt nunmehr deutsch. Wie verkauft sich die ehemalige nationale Airline künftig ihren zahlenden Kunden?
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber deutete am Dienstag an, dass er die Swiss künftig stärker als Premium-Anbieterin positionieren will.
Damit soll sich die Swiss den lukrativen Markt der gut bezahlenden Geschäftsleute erschliessen. Gleichzeitig machte Mayrhuber auch klar, dass die laufenden Sparmassnahmen fortgeführt werden, und zwar wenigstens solange, bis die Swiss wieder schwarze Zahlen schreibt.
«Lufthansa und Swiss sind zwei Airlines, die für ihre Qualität bekannt sind. Nun vereinigen sie ihre Kräfte. Der wichtigste Grund für diesen Zusammenschluss sind die Vorteile, die sich daraus für die Kunden ergeben: Mehr Destinationen, bessere Verbindungen, verständliche Vielflieger-Programme und gegenseitiger Zugang zu den Business-Lounges steigern ganz klar die Attraktivität beider Unternehmen.»
Vorausgesetzt die Lufthansa setzt diese Strategie um, wäre es laut Analysten bereits der dritte Versuch der nationalen Schweizer Airline, den Markt mit einem Permium-Angebot in der höheren Preisklasse zu erobern.
«Zurzeit ist schwer abzuschätzen, was sie wirklich tun werden. Eingehendere Diskussionen über die neue strategische Ausrichtung der Swiss stehen wohl noch aus. Möglicherweise setzen sie auf Kurzstrecken-Flügen auf eine andere Taktik», erklärte Jérôme Schupp, Analyst bei der Genfer Privatbank Syz & Co.
In welche Richtung nun?
Schon die Swissair hatte sich im oberen Preissegment positioniert. Sie habe sich dann aber in einem Netz widersprüchlicher Strategien verstrickt, was letztendlich zu ihrem Untergang geführt habe, ruft Schupp gegenüber swissinfo in Erinnerung.
Später wollte sich dann auch die Swiss auf diesem Markt platzieren. «Bis vor kurzem noch schien die Strategie der Swiss ziemlich unklar. Erst vollzog das Unternehmen einen abrupten Wechsel, indem es Tickets zu Tiefst-Preisen anbot, um sich auf dem Markt der Billig-Flieger zu behaupten, dann schien es sich eben so unvermittelt wieder auf seine ursprüngliche Taktik zu besinnen.»
Schupp rechnet damit, dass die Swiss und die Lufthansa bei den Passagieren, die das Zürcher Drehkreuz für Langstrecken-Flüge benutzen, auf die «Qualitäts-Karte» setzen. Das wäre seiner Ansicht nach ein intelligenter Schachzug.
Fraglich sei, ob die Swiss bei den Kurzstrecken-Flügen auch diesen Weg einschlagen werde, und ob die Lufthansa die Anzahl der Flüge auf diesen Strecken reduziere oder gar vollständig aufgebe, so Schupp weiter.
«Ich glaube nicht, dass längerfristig geplant ist, alles nach München oder Frankfurt abzuziehen. Schliesslich gibt es in der Schweiz immer noch einen Markt dafür. Aber es wird sicherlich Änderungen geben.»
Verhältnismässig erfolgreich
Ein Blick auf die Swiss-Geschäftszahlen der letzten Jahre bestätigt dieses Bild. Während die Airline als Ganzes immer mehr Geld verliert, verbessert sich die Sitzauslastung auf den Interkontinental-Flügen stetig.
Bei insgesamt 9,2 Mio. Passagieren verzeichnete die Swiss im Jahr 2004 eine Auslastung der Sitze von 81,3%, verglichen zu nur gerade 60,8% auf den europäischen Routen. Dort hatte sich laut Analysten die harte Konkurrenz unter den Billig-Fliegern negativ ausgewirkt.
Eine höhere Auslastung führt nicht notwendigerweise zu höherer Rentabilität, auch die Durchschnittspreise und –kosten pro Sitz spielen eine zentrale Rolle.
Durch den Deal zwischen der Lufthansa und der Swiss wird zwar die direkte Konkurrenz zwischen den beiden Fluglinien ausgeschaltet und die gemeinsamen Marktanteile an Flügen ab und nach Zürich werden erhöht, der harte Wettbewerb auf dem Billig-Flug-Segment bleibt jedoch bestehen.
Kommt noch mehr?
Swiss-Chef Christoph Franz war nach Abschluss des Übernahme-Deals deutlich: Die künftige Strategie – welche auch immer – müsse rasch positive Ergebnisse liefern. Die Airline werde den im Januar beschlossenen Abbau weiterführen. Vorgesehen ist die Streichung von bis zu 1000 Stellen und eine weitere Reduktion der Regional-Flotte bis Ende nächstes Jahr.
Mayrhuber erklärte am Mittwoch, er rechne damit, dass die Swiss bis 2007 schwarze Zahlen schreibe. «Restrukturierungen können nicht ausgelagert werden. Sie müssen im eigenen Haus angepackt werden.»
swissinfo, Chris Lewis in Zürich
(Übertragung aus dem Englischen: Nicole Aeby)
Drei Jahre nach dem Start wurde die Swiss von der Lufthansa übernommen.
Der Deal wurde am Dienstag unter den erwarteten Bedingungen besiegelt.
Damit folgt die Lufthansa dem Beispiel der Air France, die sich im letzten Jahr mit der KLM zur weltgrössten Flug-Gruppe zusammengeschlossen hatte.
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber liess durchblicken, dass sich die Swiss künftig durch einen hohen Standard von der Konkurrenz abgrenzen soll.
Nach Einschätzung der Analysten dürfte dies wohl nur für die Langstrecken-Flüge gelten.
Mayrhuber betonte auch, dass er von der Swiss erwarte, dass sie ihr Sparprogramm weiterführe.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch