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Soja-Treibstoff als Öko-Fünfer und Bio-Weggli

Aus Pflanzen gewonnener Treibstoff kann im Vergleich zu konventionellem klimaschonend sein. "Weltweit erstmals" will die Migrol ihrem Treibstoff solchen aus fairem und biologischem Soja beifügen.

Als Know-How-Partner garantiert die Gebana AG der Migros-Tochter und ihrer Kundschaft, das verwendete Soja sei sowohl ökologisch angebaut als auch fair gehandelt.

Ein Hauch von Grün umweht neuerdings auch die Zapfsäulen an Tankstellen: Bioethanol, aus Pflanzen gewonnener Treibstoff, wird als ökologisch sinnvolle Alternative zum nicht erneuerbaren, fossilen Diesel und Benzin propagiert.

Doch bisher hat der pflanzliche Treibstoff Grossproduzenten wie Brasilien vor allem unabhängiger von Erdölimporten gemacht. Ob er auch ökologisch sinnvoll ist, hängt von weiteren Kriterien ab:

Ist das Treibstoff-Soja keine Konkurrenz zu Soja, das der menschlichen Ernährung dient? Wird die Frucht der Pflanze verwendet, oder nur der Rest, wie Blätter oder Stiel? Wieviel Chemie und Erdöl verbraucht allein der Anbau?

Alles Fragen, die über die Ökobilanz des pflanzlichen Treibstoffs entscheiden. Unter Umständen bleibt dann vom hoch gepriesenen biologisch wertvollen Bioethanol nur noch ein gewöhnlicher Agrar-Treibstoff ohne positiven Öko- und Klimaeffekt übrig.

Für Kleinbauern, gegen Monokulturen



Die Gebana AG versichert, das Ausgangsprodukt Soja stamme weder aus Wasser verschlingenden Monokulturen noch wachse es auf gerodetem Urwaldboden. Es falle als Nebenprodukt beim Soja-Bohnenanbau an, sagt das Unternehmen, das sich selbst als Pionierin im Fair Trade bezeichnet.

Die Anbauer, rund 350 Kleinbauern-Familien aus dem Südwesten Brasiliens, erhielten ausserdem 50 Prozent mehr für ihr Bio-Soja, als sie mit konventionellem Anbau verdienen würden.

Zusätzliche Glaubwürdigkeit



Support bei ihrem Projekt erhalten Migrol und Gebana AG vom Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement (EVD): Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) liess von der Carbotech AG eine unabhängige Ökobilanz über «Bio&Fair»-Treibstoffe erstellen.

Diese errechnete, dass «Bio&Fair»-Treibstoffe im Vergleich zu konventionellen eine Treibhausgas-Reduktion von 70% aufweisen. Ausserdem würden sie nachhaltiger produziert als andere Bio-Treibstoffe.

Hans-Peter Egler leitet im seco das Ressort Handelsförderung, Bereich wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit: Gegenüber swissinfo sieht er bei diesen erneuerbaren Energie-Ressourcen «eine Chance und gleichzeitig eine Herausforderung für Entwicklungsländer».

Klimapolitik im In- oder Ausland



Dem seco ist viel an der hohen Qualität solcher Klimaschutzprojekte im Ausland gelegen. International geraten sie vermehrt ins Kreuzfeuer. An sich wären laut seco Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern viel effizienter, weil sie billiger und effektiver seien als in Industrieländern.

Andererseits lässt sich die Reduktion des Treibhausgas-Ausstosses auch im Inland betreiben: Hier sei zwar die Integrität eher als im Ausland gegeben, aber dafür die Wirkung kleiner. Bundesrat Moritz Leuenbergers Vorschläge sind bekannt: CO2-Abgaben auf Treibstoffe, Energiesparen, umweltfreundlichere Autos, etc.

Seco-Chef Aymo Brunetti zweifelt im Vorwort zur jüngsten Ausgabe der «Volkswirtschaft» an der Wirksamkeit von drastischen Massnahmen im Inland: «Der CO2-Ausstoss droht in Schwellenländern, also im Ausland, explosionsartig anzusteigen.»

Das sei das Hauptproblem. Deshalb fordert er Lösungen, die weltweit Wirkung entfalten, und nicht nur in der kleinen Schweiz.

Intensive Suche nach Kriterien



Das seco setzt stark aufs Ausland. Hans-Peter Egler engagiert sich deshalb am «Runden Tisch» der Ecole Polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL). Dort erarbeiten Wissenschafter im Erfahrungsaustausch Kriterien zur Qualifizierung der Emissionseffekte.

Wichtige Akteure wie UNO-Organisationen, das World Economic Forum WEF, die Materialprüfungsanstalt EMPA und selbst Energieproduzenten machen in Lausanne mit.

Das seco habe bereits mit Brasilien zusammen gearbeitet. Es wäre deshalb denkbar, so Egler, dass auch die Erfahrungen aus dem brasilianischen Soja-Projekt von Migrol- und Gebana in den «Runden Tisch» einfliessen könnten.

swissinfo, Alexander Künzle

Das Migrol/Gebana-Projekt funktioniert wie folgt:

Der klimabewusste Treibstoff-Kunde bestellt den Bio-Treibstoff übers Internet bei gebana.com und bezahlt dafür einen Aufpreis von 60 Rappen pro Liter.

Die Migrol kauft die gleiche Menge bei gebana und ersetzt die entsprechende Menge des konventionellen (fossilen) Treibstoffs durch den biologischen, wobei er zu 5% dem Benzin oder Diesel beigemischt wird.

Jeder Kunde kann ohne besonderen Aufwand an den Tankstellen, ohne sein Fahrzeug zu verändern, das zu Biodiesel verarbeitete Öl einfüllen.

An der Migrol-Zapfsäule tankt der Kunde dann zum normalen Preis.

Damit zahlt ein öko-biologisch handelnder Kunde einen Aufpreis von rund 5 Franken pro 100 km Fahrt, oder von rund 30 Franken pro Tank.

Biologisch ist nicht immer auch «bio». Das neue Gesetz zur Mineralölsteuer will Agrar- und Bio-Treibstoffe steuerlich bevorteilen, um sie zu fördern und damit den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

Es braucht aber genaue Kriterien, um den nachhaltigen und klimawirksamen Bio-Treibstoff vom ökologisch unwirksamen Agrar-Treibstoff zu unterscheiden.

Gewöhnlicher Agrar-Treibstoff ersetzt fossilen, macht unabhängiger von den Erdölmärkten, und hilft der nationalen Landwirtschaft (Zuckerrüben-Verwertung), wirkt aber kaum nachhaltig oder klimaschonend.

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