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Spielzeug heisst in Bern «Toy»

Väter staunen mit ihren Kindern um die Wette. swissinfo.ch

In Bern können Spieler jeden Alters ihrer Leidenschaft frönen. Vom 4. bis 8. Oktober findet die 7. nationale Spielwaren-Messe "Suisse Toy" statt.

Rund 250 Aussteller zeigen Neuheiten und Bewährtes. Im Trend liegen Konstruktions- und virtuelle Spiele. Die Modelleisenbahn feiert ein Comeback.

Schon wenige Minuten nach der Eröffnung der Suisse Toy ging es in den Ausstellungshallen hoch zu und her. Zahlreiche Kinder und Jugendliche – oft in Begleitung der Erwachsenen – mussten sich in der Fülle des Angebotes erst zurechtfinden.

Beliebte Bausätze

Dabei fiel auf, dass die Jüngeren sofort zu den Ständen strömten, bei denen etwas angefasst und zusammengebaut werden konnte. Die etwas Älteren zog es zu den virtuellen Spielen oder zu den stabilen, oft klobigen Autos und Fantasiemobilen. Für Peter Gygax, Präsident des Spielwaren-Verbandes Schweiz (SVS), ist das keine Überraschung. «Spielzeug muss veränderbar sein, weiterentwickelt werden können und soll nicht nach einer Viertelstunde schon verleiden», sagte er gegenüber swissinfo. «Es will Hand angelegt werden».

Was gemeint ist, zeigt einer der raren Schweizer Spielwarenhersteller, die junge Firma Techno Bloxx: Ein Racer, der aus grossen Kunststoffteilen zusammengeschraubt werden kann.

Daneben können mit Bausätzen riesige Offroader gebaut werden. Ein Anbieter stellt einen Bausatz aus, der es erlaubt, mit den selben Bauteilen drei unterschiedliche Modelle zusammenzusetzen.

Auch die alte Carrera-Autorennbahn ist vor Ort – sogar mit einer Ausschreibung zur Teilnahme an Schweizer Meisterschaften.

Virtuell und manuell verschmelzen

Auch der Erfinder des Kunststoffbausteins «Lego» ist, so Gygax, wieder auf Erfolgskurs. Der dänische Pionier spürte die Konkurrenz der virtuellen Spiele und war selber nicht sonderlich erfolgreich auf diesem Gebiet. Mit den Mindstorm-Robotern – mittels PC programmierbaren Bausätzen – sei der Durchbruch nun aber gelungen.

Die Verschmelzung von virtuell und manuell ist im Spielzeugangebot unübersehbar. Die Spielkonsole, mit Figuren lediglich am Bildschirm, hat in Bern zwar etwas an Reiz verloren. Sie liegt aber immer noch in der Gunst der Kids.

Eine Batterie ist fast überall dabei. Helikopter fliegen in der Gegend rum, Fernsteuerungen für allerlei Fahrzeuge sind sehr beliebt und sogar der Geschichtenbär braucht eine Batterie. Letzterer sei ein Renner, auf den im Weihnachtsgeschäft gesetzt werde, sagt Peter Gygax.

Der Bär erzähle den Kindern tatsächlich Geschichten und habe auch eine animierende Funktion. «Er bindet in seinem Aktivitätsmodus das Kind zusammen mit seinen Eltern aktiv in die Geschichten ein», schreiben die Hersteller. Dazu kann ein simples Büchlein mit den Storys gekauft werden.

Brett- und Gesellschaftsspiele sind nicht ausgestorben

Womit wir beim «herkömmlichen» Spiel und Spielzeug angelangt wären. Haben sie im Zeitalter der virtuellen Welt noch ihren Platz?

«Auf jeden Fall», findet Gygax und weist auf den Plüsch-Teddybär hin. «Zum Kuscheln brauchen sie keine Batterie», sagt der SVS-Präsident weiter. Die Spielzeugmanufaktur Steiff wird in Bern gar mit einer Retrospektive zu ihren weltbekannten Plüschtieren geehrt.

«Gesellschaftsspiele sind weiterhin beliebt», sagt Synes Ernst, Journalist und Mitglied der Jury «Spiel des Jahres». Dem diesjährigen Spiel des Jahres, eine Art Monopoly-Version der Turn- und Taxis-Postdienste, gebe er grosse Chancen. «Auch heute noch wollen die Leute miteinander spielen, unter echten Menschen sein, sich freuen und sich aufregen. Nicht zuletzt auch über die Mitspieler», sagt Ernst.

Comeback der Modellbahn

Nebst all dem virtuellen Spielzeug, den Offroadern im Bausatz, dem Bastelmaterial, den Playmobil-Römern, den Piraten auf Schatzjagd, fällt besonders die gute, alte Modelleisenbahn auf. Sie scheint ein wahres Comeback zu feiern.

Zahlreiche, schön gestaltete Modelleisenbahnanlagen begeistern Jung und Alt. Vor allem Väter staunen mit den Kindern um die Wette. An der Spielmesse läuft die Bahn dem Auto etwas den Rang ab.

Bleibt zum Schluss die Suche nach einem echten Schweizer Spiel. Das gibt es: «Usgrächnet Bünzen» heisst es. Ein Spiel über bekannte unbekannte Orte in der Schweiz. Wo liegt Bünzen?

Der Bünzener Gemeindeammann Urs Aeschlimann-Wicki war extra nach Bern gereist, um diese Frage an Ort und Stelle zu beantworten: im aargauischen Freiamt.

swissinfo, Urs Maurer

Die 7. nationale Suisse Toy ist vom 4. bis 8. Oktober geöffnet.

Rund 250 Aussteller zeigen alle Arten von Spielzeug.

Erwartet werden rund 55’000 Besucherinnen und Besucher.

Die Spiele können in der Regel vor Ort gespielt und angefasst werden.

Der Umsatz auf dem Schweizer Spielzeugmarkt beträgt pro Jahr gut 500 Mio. Franken (Zunahme gegenüber 2004: 6,4%).

Umsatzrenner 2006 waren die Panini-Fussballbildchen. In der Schweiz wurden 40 Mio. Tüten à 5 Bildchen abgesetzt.

Am meisten Spielwaren verkaufen die Grossverteiler Migros und Coop.

Der traditionelle Spielwarenhändler Franz Carl Weber wurde 2006 von der französischen Ludendo-Gruppe übernommen.

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