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Stärkere Wirtschaft verlangt höhere Zinsen

Wird die Nationalbank - mit Sitz in Bern - economiesuisse folgen und die Zinsen erhöhen? swissinfo.ch

Der Dachverband der Wirtschaft, economiesuisse, will 2006 höhere Zinsen, um bei einem Wachstum von 2% geldpolitische Normalisierung zu erhalten.

Die Forderung kommt zwei Tage, bevor die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre geldpolitischen Beschlüsse bekannt gibt.

Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft erwartet 2006 ein rascheres Wirtschaftswachstum. economiesuisse stellte am Dienstag in Zürich für nächstes Jahr ein solches von gegen 2% in Aussicht.

Die Arbeitslosigkeit dürfte aber nur leicht zurückgehen. Die Teuerung soll unter ein Prozent sinken.

Nach einem soliden 2005 erwartet economiesuisse für das Jahr 2006 ein Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und 2%, nach einem Wachstum von 1,7% in diesem Jahr.

Noch im Juni hatte economiesuisse das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) bestenfalls am unteren Ende einer Bandbreite von 1,4 bis 1,8% erwartet.

Die Exporte dürften sich weiterhin gut entwickeln, die Konsumausgaben um 1,5% zunehmen. Die Perspektiven der Privathaushalte seien aber durch Unsicherheiten über die Beschäftigung und die Tragfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme belastet.

In der Industrie sollen die Ausrüstungs-Investitionen wachsen, und im Bausektor wird in den kommenden Monaten weiterhin rege Tätigkeit erwartet.

Arbeitslosigkeit wird kaum sinken

Am Arbeitsmarkt sieht economiesuisse keine rasche Besserung. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit dürfte nächstes Jahr nur um 0,2%
auf 3,6% sinken.

Gemäss economiesuisse strömten immer mehr junge Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt. Dazu kommen zusätzliche ausländische Arbeiter, die im Zuge der Personenfreizügigkeit in die Schweiz kommen. Das Hauptproblem seien die weniger qualifizierten Beschäftigten, deren Arbeitsplätze ins billigere Ausland ausgelagert worden seien.

Teuerung bleibt moderat

Leicht rückläufige Erdölpreise und stärkerer Wettbewerbsdruck in der Binnenwirtschaft dürften 2006 zu einer Teuerungsrate von 0,8% führen. Dieses Jahr erwartet economiesuisse eine Durchschnittsteuerung von 1,2%.

Trotz den Unsicherheiten im Hinblick auf die Beschäftigungssituation werden die Konsumausgaben im Einklang mit dem Wachstum des Realeinkommens um 1,5% zunehmen.

Auch bei den Ausrüstungsinvestitionen ist eine Steigerung zu erwarten. Die Bauwirtschaft floriert dank weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen und einem erfreulichen Auftragspolster. Die Hotellerie rechnet mit einer weiteren Zunahme der Übernachtungen.

SNB gefordert

Zu den wirtschaftspolitischen Prioritäten von economiesuisse hiess es unter anderem, der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stelle sich nach längerer Phase grosszügiger Geldversorgung die Frage, ob nicht der Zeitpunkt für eine Kurskorrektur und die Wiederaufnahme der geldpolitischen Normalisierung gekommen sei.

Von der Nationalbank erwartet economiesuisse deshalb, dass sie die Zinsen analog der Schritte der Europäischen Zentralbank (EZB) anhebt. Der Zeitpunkt für eine Normalisierung sei gekommen.

“Eine Anhebung der Zinssätze ist notwendig”, sagt economiesuisse-Chefökonom Rudolf Walser gegenüber swissinfo. “Die schweizerische Wirtschaft ist stark genug, um einen solchen Zinsanstieg zu absorbieren.”

Dabei gehe es nicht um eine aggressive Straffung, sondern eher um die schrittweise Rückgewinnung des monetären Handlungsspielraums, sagte Walser.

Die Nationalbank gibt ihre geldpolitischen Beschlüsse kommenden Donnerstag bekannt.

swissinfo und Agenturen

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) hat im Dezember die Wachstumsrate der Schweiz für 2005 von 1,3% auf 1,7% erhöht.

Eine Woche zuvor prognostizierte die OECD eine Rate von 1,25%.

Die Schweizer Nationalbank lässt das Zielband für den 3-Monats-Libor zwischen 0,25 und 1,25%. Zur Zeit liegt er bei 0,75%.

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