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Starke Turbulenzen im Bekleidungssektor

Das traditionsreiche Schweizer Modehaus Spengler gibt auf. Keystone

Die Modekette Spengler verkauft 18 Filialen an das Luzerner Modehaus Schild. Sämtliche 600 Mitarbeitende werden übernommen.

Spengler hat sich bereits vor einigen Wochen aus dem Versandgeschäft zurückgezogen.

Schild baut mit der Übernahme des weitgehend komplementären Spengler-Filialnetzes auf den 1. Oktober seine Präsenz von 32 auf 50 Geschäfte aus und kann damit seinen Marktanteil verdoppeln. Zudem werde mit sechs Filialen in der Westschweiz auch dort wieder eine starke Position erreicht.

Einzig die Filiale an der Sihlstrasse in Zürich bleibt vorerst im Besitz von Spengler. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Nummer 4 in der Schweiz

Zur Schild AG gehören die Schild Modehäuser und die Mango Fashion Stores. Schild kann nun neu mit einem Umsatz von rund 200 Mio. Franken rechnen. Nach eigenen Angaben rückt das Modehaus damit unter die ersten vier der spezialisierten Bekleidungshäuser der Schweiz auf.

«Die Ausweitung des Geschäftes sichert uns Kostenvorteile und wir gewinnen an Kompetenz im Bereich der Eigenmarken und der Sportmode», erklärt Schild-CEO und Mitinhaber Meinrad Fleischmann. Christian Spengler, Alleininhaber der Spengler AG, regelt mit dem Verkauf der Filialen auch seine persönliche Nachfolge.

Eingestelltes Versandgeschäft

Bereits vor rund zwei Monaten hatte Spengler bekannt gegeben, das Versandgeschäft aus Kostengründen einstellen zu müssen. Gleichzeitig wurden am Hauptsitz in Münchenstein (BL) rund 200 Stellen abgebaut.

Spengler war Anfang der 40er-Jahre gegründet worden. Es erzielte 2003 mit rund 1200 Beschäftigten einen Umsatz von 204 Mio. Franken.

Beinharte Konkurrenz

Im Modegeschäft und im Versandhandel herrschen in der Schweiz seit Jahren schwierige Marktbedingungen. Spengler, Schild, PKZ oder Globus befinden sich in einem harten Konkurrenz-Kampf. Dazu tragen auch neue Ketten aus dem Ausland, wie die spanische Zara, bei.

Aber auch bei den Versandhäusern sind die Margen stetig geschrumpft. Die Marktführer Veillon und Ackermann haben fusioniert und grosse ausländische Konzerne wie die deutsche Quelle sorgen für weiteren Druck.

Krebsgang

Die Schweizer Bekleidungs-Industrie befindet sich seit Jahren im Krebsgang. Durch die aggressiven Preiskämpfe geraten die Margen immer mehr unter Druck. «Der Schweizer Bekleidungsmarkt hat in den letzten zwei Jahren 10 Prozent an Umsatz verloren», sagt Wolfgang Giehler vom Marktforschungs-Institut IHA-GfK in Hergiswil.

Auch im Jahr 2004 müsse die Branche mit einem Umsatzminus von 3 bis 4 Prozent rechnen, sagt Gisler weiter. «Trotzdem wächst die Konkurrenz ständig.»

Grosse Veränderungen

Viele neue Namen wie Zara, Mango, La Redoute, La Halle oder Neckermann seien in letzter Zeit in den Schweizer Markt eingetreten, sagt Giehler. Und weitere Marken, wie zum Beispiel der Billiganbieter Lidl, würden folgen.

Der Schweizer Markt ist für ausländische Unternehmen wegen des hohen Lohnniveaus attraktiv. Gewinnbringend ist er aber damit noch lange nicht. Diese Erfahrung machte auch die Globus-Gruppe, die ihre Oviesse-Läden bereits nach kurzer Zeit wieder schliessen musste.

Mario Montagnani, Analyst der Bank Julius Bär, rechnet mittelfristig in der Schweiz mit weiteren Zusammenschlüssen und Zusammenbrüchen.

swissinfo und Agenturen

Schild baut mit der Spengler-Übernahme die Präsenz in der Schweiz von 32 auf 50 Filialen aus.

Alle 600 Spengler-Angestellten inklusive der 80 Lehrlinge werden übernommen.

Der Schweizer Bekleidungsmarkt hat in den letzten zwei Jahren 10 Prozent an Umsatz verloren.

2004 wird mit einem Umsatz-Minus von 3 bis 4 Prozent gerechnet.

Das traditionsreiche Modehaus Spengler gibt auf.

18 Spengler-Filialen in der Deutschschweiz und der Romandie werden zu einem ungenannten Preis von der Schild AG übernommen.

Damit stösst Schild unter die Top-4 der schweizerischen Bekleidungs-Industrie vor.

Insider rechnen in diesem Sektor mit weiteren Zusammenbrüchen und Fusionen.

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