Starker Dämpfer für Credit Suisse
Die Credit Suisse Group (CSG) hat im ersten Halbjahr 2005 Gewinn von 2,829 Mrd. Franken gemacht. Vor einem Jahr waren es 3,318 Mrd. gewesen.
Rückstellungen für Rechtsfälle haben dem Gewinn der zweitgrössten Schweizer Bank im zweiten Quartal mächtig zugesetzt.
Die Credit Suisse Group (CSG) hat im zweiten Quartal 2005 wegen Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen.
Denn die Schatten der Ära Lucas Mühlemann haben sich bis heute nicht ganz verzogen: Wegen diverser Vergehen in den wilden Börsenjahren musste der Finanzkonzern seine Kasse für Rechtsfälle auf insgesamt 1,4 Mrd. Franken aufstocken. Die Belastung, die daraus erwächst, belastet das operativ ordentliche Quartalsresultat.
Gegenüber dem ersten Quartal schrumpfte das Ergebnis überraschend stark von 1,91 Mrd. Franken auf 919 Millionen.
Im zweiten Quartal 2004 hatte der zweitgrösste Schweizer Bankkonzern einen Reingewinn von 1,457 Mrd. Franken erzielt.
Negative Überraschung
Nicht glänzend, aber respektabel, lautete das Verdikt von CSG-Chef Oswald-Grübel und Finanzchef Renato Fassbind für das Ergebnis des zweiten Quartals 2005. Doch für die Analysten war der eingebrochene Reingewinn eine Überraschung:
Der jüngste Gewinnausweis lag deutlich unter ihren Erwartungen: Im gesamten ersten Halbjahr belief sich der Reingewinn auf 2,829 Mrd. Franken nach 3,318 Milliarden im Vorjahr. Er sank also um 14,7%.
Rückstellungen – wegen alten Verwicklungen
Grund für den Gewinneinbruch zwischen April und Juni seien Rückstellungen für Rechtsfälle bei Institutional Securities in der Höhe von 624 Mio. Franken, teilte die CSG am Mittwoch mit. Bei diesen Rückstellungen gehe es unter anderem um Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem zusammengebrochenen US-Energiehändler Enron – und andere Rechtsfälle.
Die 624 Millionen gehen in die Kasse für Rückstellungen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten um die frühere Credit Suisse First Boston beziehungsweise die 2000 übernommene Investmentbank Donaldson Lufkin Jenrette (DLJ).
Weil die US-Banker in die Enron-Pleite verwickelt waren, ihre Zuteilungspraktiken bei Börsengängen fragwürdig waren und weil Finanzanalysten teilweise ihre Unabhängigkeit vergassen, rechnet die CSG mittlerweile mit Zahlungsforderungen von über 1,4 Mrd. Franken.
Die erste Tranche hatte die CSG 2002 verbucht, nachdem bereits früher 234 Mio. Franken an die US-Regulatoren bezahlt worden waren.
Diese Rückstellungen dürften vorerst ausreichen, wie Finanzchef Renato Fassbind erklärte. «Wir glauben, basierend auf unseren jetzigen Schätzungen, dass die derzeitigen Reserven vorerst adäquat sind.»
Auch andere US-Banken überraschten diesen Sommer: JP Morgan belastete das Quartalsresultat mit 1,9 Mrd. Dollar wegen ähnlicher Verwicklungen. Die Citigroup hatte letztes Jahr sogar knapp 5 Mrd. Dollar wegen ihrer Rolle beim Enron-Skandal abgezweigt.
Ein weiterer Grund für den nüchternen Quartalsausweis war laut Grübel die flaue Handelsaktivität an den Börsen im April und im Mai.
Über einen Billion verwaltetes Geld
Der Nettoneugeldzufluss für die ganze Gruppe lag bei 16,2 Mrd. Franken, wie es weiter hiess. Die von der CSG verwalteten Vermögen erreichten per Ende Juni 1341 Mrd. Franken nach 1272 Mrd. Franken per Ende März.
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erklärte die CSG, dass sich die Erholung der Kundenaktivitäten im Bankgeschäft fortsetzen dürfte. Die Aktienmärkte dürften sich nach einer kurzfristigen Korrektur des kürzlich erfolgten Aufschwungs in der zweiten Jahreshälfte wieder nach oben bewegen.
Das CSG-Management rechnet mit einem besseren zweiten Halbjahr. Die Zielsetzung eines Gewinns von 8 Mrd. Franken im Jahr 2007 bleibt bestehen. Wirkung erhofft sich Grübel von der neuen «One-Bank»-Strategie, der integrierten CSG, die mit Beginn 2006 funktionieren soll.
swissinfo und Agenturen
Im ersten Halbjahr 2005 belief sich der Reingewinn der CSG auf 2,829 Mrd. Franken.
Im ersten Halbjahr 2004 war er bei 3,318 Mrd. Franken gelegen.
Im zweiten Quartal 2005 brach der Reingewinn auf 919 Mio. Franken ein.
Im Vorquartal hatte der Reingewinn noch 1,457 Mrd. Franken betragen.
Die CSG ist in 50 Ländern aktiv und beschäftigt 60’000 Angestellte.
1993 kaufte die Credit Suisse die Volksbank und wurde damit zum gewichtigen Spieler.
Heute ist sie die Nummer 2 hinter der UBS.
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