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Südanflüge: Skyguide arbeitet unter Hochdruck

Mit der Einführung der Südanflüge nimmt die Belastung der Flugleiter weiter zu. Keystone

Die Schweizer Flugsicherung Skyguide hat unter Hochspannung die bisher noch nie praktizierten Südanflüge auf den Flughafen Zürich vorbereitet.

Eine letzte Überprüfung am Dienstag ist laut Skyguide positiv verlaufen.

Skyguide hat wegen dem Fluglärmstreit zwischen der Schweiz und Deutschland schwierige Monate hinter sich.

In drei Etappen hat Deutschland die Überflüge über sein Territorium eingeschränkt. Die Restriktionen zwingen den Flughafen, am Abend, während der Nacht sowie am frühen Morgen auf die Benutzung des deutschen Luftraums zu verzichten.

Seit August laufen die Vorbereitungen für Landungen von Süden über das dichtbesiedelte Gebiet von Zürich-Nord auf die Piste 34. Der Arbeitsaufwand für die Flugsicherung ist enorm, denn die Piste 34 wurde bis anhin, mit Ausnahme eines halben Tages im Jahr 2000 wegen Bauarbeiten, noch nie für Südanflüge benutzt.

Drei Monate statt sechs

Die neuen Anflugverfahren sind deshalb absolut neu. In nur drei Monaten musste die Flugsicherung ein neues System entwickeln, eine Arbeit, die laut Skyguide-Sprecher Patrick Herr normalerweise mindestens sechs Monate in Anspruch nimmt.

In der gleichen Zeit mussten 68 Flugverkehrsleiter und Flugverkehrsleiterinnen ausgebildet werden, um die neuen Arbeitsabläufe umsetzen zu können. In einer Mitteilung schreibt Skyguide dazu: «In Anbetracht der verantwortungsvollen Aufgabe der Flugverkehrsleiter sollte dieses Vorgehen jedoch eine Ausnahme sein.»

Sicherheit hat Vorrang

Eine letzte Überprüfung am Dienstag ist laut Skyguide positiv verlaufen. Die Anflüge auf Piste 34 könnten ab kommendem Donnerstag durchgeführt werden.

Während der vergangenen Monate wurden zwei Sicherheits-Überprüfungen durchgeführt, um zu gewährleisten, dass die neuen Anflugverfahren den Sicherheitsnormen entsprechen.

Verkehrsminister Moritz Leuenberger unterstrich am Montag an einer Medienkonferenz in Zürich, dass bei allen Entscheiden die Sicherheit stets oberstes Kriterium war. «Falls ein Pilot eine Weisung des Kontrollturms als riskant erachtet, muss er sie ablehnen.»

Spannungen und Ängste

Die Erklärungen Leuenbergers zeugen von einem angespannten Klima in der Region um den Flughafen, das von Unsicherheit und Angst geprägt ist.

Die Vereinigungen der betroffenen Anwohner haben angekündigt, alle legalen Mittel auszuschöpfen, um die Südanflüge zu verhindern. Die Behörden befürchten jedoch Blockade-Aktionen, und die Flughafenbetreiberin Unique hat ein Notfall-Dispositiv ausgearbeitet.

Auch bei Skyguide spürt man die Spannung, eine «gesunde Spannung» allerdings, wie deren Sprecher präzisiert. Die Anfragen für Reportagen im Kontrollturm während des neuen Anflugverfahrens wurden allesamt abgelehnt, damit sich die Flugleiter ganz auf ihre neuen Aufgaben konzentrieren können.

Ausnahmen möglich

Es ist jedoch alles andere als sicher, dass die Südanflüge diesen Donnerstag eingeführt werden. Bei entsprechenden meteorologischen Bedingungen ist es den Flugleitern gestattet, die Flugzeuge von Norden her landen zu lassen.

Die Genehmigung dazu müssen sie jedoch – und das ist eine weitere Neuerung – telefonisch bei der deutschen Flugsicherung einholen.

Die Ausnahmeregelung bei schlechtem Wetter ist zwar schon seit dem 17. April in Kraft, die Flugleiter von Skyguide konnten jedoch bisher alleine entscheiden, ohne jedes Mal vorgängig um eine Genehmigung nachfragen zu müssen.

Misstrauen auf deutscher Seite

Diese zusätzliche Auflage ist Gegenstand eines Berichts, der vom deutschen Verkehrsministerium geprüft wird. «Seit April wurde nur ein einziger Fall von deutscher Seite als zweifelhaft eingestuft», betont Skyguide-Sprecher Herr. Es sei aber wahr, dass ein gewisses Misstrauen vorhanden sei.

Umgekehrt will Herr nicht bestätigen, dass über die allfällige Präsenz eines deutschen Flugleiters in Zürich gesprochen wird. Dieser soll Verletzungen der deutschen Auflagen verhindern.

Meteorologische Unsicherheiten

Die schwierigsten Situationen zeichnen sich bei wechselhaftem Wetter und bei sich ändernden Sichtverhältnissen ab. Entsprechen sie den Wettervoraussagen, dürfen die Flugleiter den Instrumenten-Landeanflug auf der Nordpiste verlangen.

Falls aber MeteoSchweiz eine Wetterverbesserung vorhersagt, muss wieder auf den Südanflug umgestellt werden. Wenn sich das Wetter aber trotz Voraussage nicht ändert, müssen die Flugzeuge Warteschlaufen fliegen, um eine Aufhellung abzuwarten, oder sie bleiben solange in der Luft, bis das Zeitfenster der deutschen Einschränkungen vorüber ist und normal von Norden her gelandet werden kann.

Millionen gespart

Eine weitere Schwierigkeit für die Flugsicherung ist die Weisung der Flughafenbetreiberin Unique, die Pisten erst um 6.04 Uhr und nicht schon um 6.00 zu öffnen.

Landen nämlich die ersten Flugzeuge Punkt 6.00 in Zürich-Kloten, dann werden von ihrem Lärm bis 5.59 Uhr entschädigungsberechtigte Anwohner in der Anflugschneise betroffen.

Die Verschiebung um vier Minuten bringt dem Flughafen laut einer Sprecherin eine Ersparnis von Millionen von Franken an Entschädigungen.

Für Skyguide bedeuten diese vier Minuten jedoch den Verlust von drei Slots, das heisst von drei Zeitfenstern für Landungen. «Es ist ihr Flughafen», kommentiert Skyguide-Sprecher Herr resigniert die Entscheidung von Unique.


swissinfo, Ariane Gigon Baumann, Zürich
(Übertragung aus dem Französischen: Hansjörg Bolliger)

Die Jets werden an Wochentagen zwischen 06.04 Uhr und 07.08 Uhr und an Wochenenden sowie süddeutschen Feiertagen zwischen 06.04 Uhr und 09.08 Uhr via Zumikon, Gockhausen und Zürich-Schwamendingen landen.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) rechnet mit durchschnittlich 20 Südanflügen an Werktagen und mit bis zu 65 Anflügen an Wochenend- oder Feiertagen.

Abends werden Anflüge von Osten her durchgeführt, und zwar werktags von 21.00 Uhr und an Wochenend- und Feiertagen von 20.00 Uhr bis Betriebsschluss.

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