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Süsse Ostern mit klassischen Hasen

Nutztierhaltung in der Fabrik: Der klassische Osterhase ist und bleibt beliebt. Keystone

Millionen von Schokoladehasen bevölkern die Regale der Schweizer Läden. Ihre Lebensdauer beträgt meist nur wenige Wochen.

Dafür kommen sie jedes Jahr wieder: die Hasen-Klassiker der Schoko-Branche. Und das, während der echte Feldhase vom Aussterben bedroht ist.

Sechs Millionen Schokolade-Tierchen bevölkern vor Ostern die Filialen des grössten Schweizer Detailhändlers Migros. Drei Millionen sind es bei Coop, der Nummer Zwei. Insgesamt wurden in der Schweiz dieses Jahr 4407 Tonnen Schokolade zu durchschnittlich 200 Gramm schweren Tieren gegossen.

Klassik zieht immer

Beim Orangen Riesen Migros gibt es 58 verschiedene Osterhasen, erstmals sogar einen aus Schokolade aus gerechtem Handel. So rollen Hasen in der ganzen Schweiz trendbewusst auf Inlineskates ins Osternest oder kommen farbig koloriert daher. Trotzdem: «Die konventionellen Osterhasen sind bei den Kunden immer noch der Renner», beobachtet Coop-Sprecher Karl Weisskopf.

Dass der Konsument von Oster-Leckereien sich traditionsbewusst verhält, bestätigt auch Nestlé, der weltgrösste Nahrungsmittel-Konzern. «Neuheiten tun sich schwer und sind in der Regel schnell wieder vom Markt», sagt Nestlé-Sprecher Philippe Oertlé. Die bevorzugten Artikel seien nach wie vor Hasen, grosse Pralinen-Ostereier und kleine gefüllte Eier.

Ein Hase geht auf Tournee

Ganz auf klassische Formen haben sich die Edel-Chocolatiers von Lindt & Sprüngli beschränkt: Sie produzieren den sitzenden Hasen in Goldpapier mit roter Schleife und Glöckchen.

«Der Goldhase hat schon Kultstatus erreicht und hat auch eine goldene Zukunft», freut sich Uwe Sommer, Marketing-Chef von Lindt & Sprüngli gegenüber swissinfo.

Der Hase zieht gegenwärtig seine Runden durch Schweizer Einkaufszentren und hüpft durchs Massenblatt Blick. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet über ihn, respektive über die juristischen Bemühungen des Schokoladeherstellers vom Zürichsee, den Verkauf von Kopien zu verbieten.

Und die Verkaufs-Zahlen des nicht ganz billigen Hasen, hergestellt aus 50, 100, 200 oder 1000 Gramm Schokolade, sprechen für die Kilchberger Chocolatiers. «Es ist kein Geheimnis, dass wir in der Schweiz mit 7 Millionen Einwohnern beinahe 3 Millionen Hasen verkaufen», sagt Sommer.

Feldhase: Fernab der Mystik gefährdet

In den Geschichtsbüchern tauchte der Osterhase vor rund 300 Jahren auf. Viele Theorien beschäftigen sich damit, wie er zum Eier-Lieferanten wurde. Dabei war der Hase im Volksglauben nicht das einzige Tier, dem diese Eigenschaft zugeschrieben wurde. In Teilen Deutschlands kam diese Aufgabe dem Fuchs zu oder in der Schweiz dem Kuckuck, wie die deutsche Website Ostern-Online schreibt.

Doch fernab der Mystik hat es der Osterhase, eigentlich ein Feldhase, schwer weiterzuleben: Der Lebensraum des Feldhasen werde überbaut, Strassen zerschnitten sein Gebiet und immer mehr Autos bedeuteten eine ständige Gefahr, rief die Vogelwarte Sempach kürzlich in Erinnerung.

Die Vogelwarte beobachtet seit 1991 die Entwicklung des Feldhasen in der Schweiz. Vorläufiges Fazit: Seit den siebziger Jahren ist sein Bestand zurück gegangen. Heute gibt es nur noch rund 100’000 wilde Feldhasen.

Die Umweltschützer fordern deshalb mehr ökologische Ausgleichsflächen. So würde sich die Lebenszeit des echten Feldhasen hoffentlich verlängern – denn die des süssen Osterhasen bleibt notorisch kurz.

swissinfo

In der Schweiz wurden dieses Jahr aus über 4400 Tonnen Schokolade rund 10 Mio. Osterhasen gegossen.

Trotz neuen Trends bei Formen und Farben bleiben klassische Osterhasen am beliebtesten.

Die Schokoladehersteller verkaufen an Ostern gut – überflügelt wird der Verkauf nur an Weihnachten.

Dem Vorbild in der Natur, dem Feldhasen, geht es weniger gut: Sein Lebensraum schwindet und sein Bestand nimmt seit den siebziger Jahren ab.

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