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Swiss Dairy Food am Abgrund

Vom Schicksal des Milchriesen hängen 7000 Bauernbetriebe ab. Keystone

Den kriselnden Milchriesen Swiss Dairy Food (SDF) mit 1500 Angestellten wird es in der heutigen Form nicht mehr lange geben.

Der zweitgrösste Milchverarbeiter der Schweiz verhandelt mit Bauern, Banken und Bund über eine neue Zukunft.

Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat diskutierten mit den zahlreichen Geschäftspartnern verschiedenste Varianten: Teilverkäufe, Auffanggesellschaft, Nachlass, Konkurs, bestätigte SDF-Sprecherin Christiane Schneider Berichte der Sonntagspresse.

«Eines ist sicher, SDF wird es in der heutigen Form nicht mehr geben», sagte Schneider. Entscheide seien aber noch keine gefallen.

Nachlassstundung?

Zunächst dementierte die Sprecherin Angaben des «SonntagsBlicks», wonach der aus der Fusion von Toni und Säntis entstandene Konzern bereits in der vergangenen Woche ein Gesuch um Nachlassstundung eingereicht habe.

Nach Rücksprache mit der Geschäftsleitung wollte Schneider am Sonntagmittag zum Einreichen einer Nachlassstundung jedoch keinen Kommentar mehr abgeben. Am Dienstag würden die SDF-Chefs vom Berner Nachlassrichter angehört, berichtete der «Sonntagsblick».

Kampf mit Überproduktion

Die Liquiditätslage der SDF, auf der eine Schuldenlast von rund 800 Mio. Franken lastet, bezeichnet Schneider vor dem Hintergrund von Butterseen und Milchbergen als «schwierig». Zudem habe die SDF mit hohen Zinszahlungen auf ihr Fremdkapital zu kämpfen.

Bis Ende Monat muss das Unternehmen mit Sitz in Ostermundigen im Kanton Bern den Bauern knapp 40 Mio. Franken für Milchlieferungen zahlen. Weitere rund 10 Mio. Franken sind für Löhne fällig. «Wir gehen heute davon aus, dass diese Zahlungen gesichert sind», sagte Schneider.

Geld erwartet SDF so rasch wie möglich aus dem Verkauf des Sortenkäse-Geschäftes an Marktführer Emmi. Den Deal hatte die Wettbewerbs-Kommission vergangenen Mittwoch definitiv bewilligt. Zum Kaufpreis äussern sich die Konzerne nicht.

7000 Bauern betroffen

Um ihre Zukunft bangen müssen nicht nur die rund 1500 Angestellten, sondern auch 7000 Bauernbetriebe, die ihre Milch an SDF liefern. Ziel der laufenden Gespräche ist eine gute Lösung für alle Beteiligten, wie Schneider versicherte.

Das Volkswirtschafts-Departement (EVD) wollte zu den genauen Umständen von Swiss Dairy Food keine Stellung nehmen. «Uns ist wichtig, dass die Milch von den Bauern weiter abgeliefert werden kann und sie dafür bezahlt werden», sagte EVD-Sprecher Robin Tickle. Das Departement verfolge die Situation sehr aufmerksam.

swissinfo und Agenturen

1500 Angestellte
14,5 Mio. Fr. Halbjahresverlust
10% Umsatzrückgang
7000 Bauernbetriebe beliefern SDF

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