Swiss kann sich mit Kredit etwas Luft verschaffen
Die Schweizer Airline Swiss hat von British Airways, dem Partner aus der Oneworld-Allianz, den vereinbarten Kredit von 50 Mio. Franken bezogen und sich so kurzfristige Erleichterung verschafft.
Dennoch beantragt Swiss den Aktionären einen Kapitalschnitt.
Der wirtschaftliche und finanzielle Würgegriff, in dem sich die Fluggesellschaft Swiss seit langer Zeit befindet, hat sich ein wenig gelockert. Die Fluggesellschaft hat von ihrer Partnergesellschaft British Airways den im letzten Herbst zugesicherten Kredit von 50 Mio. Franken bezogen.
Dadurch habe sich bei den Verhandlungen für einen Liquiditätspuffer der Zeitruck «massiv reduziert», wie die Swiss vor der Bilanz-Medienkonferenz vom Dienstag schrieb. Swiss räumte aber ein, dass die entsprechenden Verhandlungen für eine solche Notfallreserve in der Höhe von 300 bis 500 Mio. Franken mehr Zeit benötigten als ursprünglich angenommen.
Die Airline, die aus der bankrott gegangenen Vorgängerin Swissair hervorgegangen war, kämpft immer noch ums Überleben, obwohl sie zum Start von Bund, Kantonen und Wirtschaft mit rund 4 Mrd. Franken ausgestattet worden war.
Kapitalschnitt
Die Fluggesellschaft Swiss will ihren Aktionären einen Kapitalschnitt beantragen, um das Absinken des Nettoeigenkapitals unter die Hälfte des Aktienkapitals auszuschliessen. Vorgesehen ist die Reduktion des Nennwerts von 32 auf 18 Franken je Aktie, wie Swiss mitteilte.
Genügend Liquidität
Besser als geplant werde Swiss am tiefsten Punkt im zweiten Quartal 2004 über mehr als 250 Mio. Franken liquide Mittel verfügen. Danach werde ein Ansteigen der Liquidität erwartet. Ende 2003 betrugen die liquiden Mittel 503 Mio. Franken.
Swiss hatte Ende Februar mitgeteilt, dass sich der Verlust im Jahr 2003 auf 687 Mio. Franken verringert habe. Im Vorjahr hatte er noch 980 Mio. betragen. Der Umsatz reduzierte sich 2003 vor allem wegen der Verkleinerung der Gesellschaft von 4,4 Mrd. Franken im Jahr 2002 auf 4,1 Milliarden.
Ab 2005 Gewinn?
Im laufenden Jahr werde Swiss auf operativer Ebene in die schwarzen Zahlen kommen, kündigte Finanzchef Svensson an. Und 2005 will Swiss dann Gewinn machen. Diese Ziele seien aus eigener Kraft und durch anhaltendes Kostenmanagement möglich.
Alle Anstrengungen müssten sich auf eine Steigerung des durchschnittlichen Ertrags pro angebotenem Sitzkilometer richten, so Svensson. Seit November letzten Jahres verbesserte sich dieser Wert sowohl im Interkontinental-
als auch im Europa-Verkehr.
Analyst nicht überrascht
Analyst Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) stellt fest, dass positive Swiss-News wie erwartet ausgeblieben seien. Er geht daher von einer neutralen Kursentwicklung der Swiss-Aktie am Dienstag aus.
Der Kapitalschnitt stellt für Schwendimann ebensowenig eine Überraschung dar, wie das Ausbleiben der seit vergangenem Sommer angestrebten Kredit-Lösung mit den Banken.
Angesichts von Unsicherheitsfaktoren, wie beispielsweise der Gefahr von weiteren Terroranschlägen, wäre es aber beruhigender, wenn die angestrebte Reserve in der Höhe von 300 bis 500 Mio. Franken möglichst rasch unter Dach gebracht werden könnte, so der Analyst. Wegen dieser Verzögerungen habe Swiss deshalb den von British Airways garantierten Kredit von 50 Mio. Franken bezogen.
Aktie legt zu
Entgegen der ZKB-Prognose hatte die Aktie am Dienstag nach einem Start-Taucher Rückenwind und kletterte am Nachmittag vorerst um über 9% auf 10,50 Franken. Am Abend schloss die Aktie dann um fast 7% höher.
Morgenröte
Für den Genfer Analysten François Savary zeichnet sich für Swiss immerhin eine «Verbesserung an mehreren Fronten» ab. Bezüglich Kosten und Nachfrage -Passagierzahlen und Auslastung – scheine sich die Airline den Zielen anzunähern.
Der von British Airways garantierte Kredit kann laut Savary die Verhandlungen um die angestrebten Bankkredite für Notfälle erleichtern. Dies, weil Swiss die Liquidität verbessern könne, was das Vertrauen der Banken fördere.
In den Verhandlungen spielten aber auch andere Elemente eine Rolle, so Savary. «Swiss muss vor allem ihre Strategie klar definieren, und diese muss sich als effizient erweisen.»
Stillschschweigen zu Dosé-Nachfolge
Zur Nachfolge des zurückgetretenen Konzernchefs André Dosé machte die Fluggesellschaft erwartungsgemäss noch keine Angaben. Dosé war am 10. März überraschend als Swiss-CEO zurückgetreten. Vorübergehend führt Verwaltungsratspräsident Pieter Bouw die Gesellschaft auch operativ.
Dosé begründete den Rückzug mit den erwarteten und inzwischen eingeleiteten Untersuchungen der Schweizer Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Absturz einer Crossair-Maschine 2001 in Bassersdorf. Zum Zeitpunkt des Absturzes, bei dem 24 Menschen umkamen, amtierte Dosé als CEO der Crossair.
Im Bericht zum Absturz kam die Untersuchungsbehörde zum Schluss, dass ein Pilotenfehler zum Unglück geführt hatte. Sie ortete zudem gravierende Mängel in der Piloten-Ausbildungung bei der damaligen Crossair.
swissinfo und Agenturen
2003 hatte Swiss einen Verlust von 687 Mio. Franken erwirtschaftet gegenüber einem Minus von 980 Millionen in 2002.
2003 verkleinerte sich der Umsatz von 4,4 Mrd. auf 4,1 Mrd. Franken. Als Grund gab Swiss die Verkleinerung des Konzerns an.
Bund, Kantone und Wirtschaft hatten die neue Airline Swiss zum Start Ende 2001 mit Mitteln in der Höhe von rund 4 Mrd. Franken ausgestattet.
Swiss beantragt den Aktionären einen Kapitalschnitt von 32 Franken je Aktie auf 18 Franken.
Die Verhandlungen mit den Banken über einen benötigten Kredit für Notfälle in der Höhe von mehreren 100 Mio. Franken sind immer noch im Gang.
Swiss hat von British Airways, dem Allianz-Partner von Oneworld, den Garantiekredit von 50 Mio. Franken eingefordert.
Dadurch hat sich die Airline etwas Luft verschafft.
Für 2004 erwartet Swiss ein Ansteigen der Liquidität.
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