«Swiss-Made» zieht immer noch
Der amerikanische Uhrenhersteller Bulova eröffnet in Freiburg eine Europa-Filiale. Die Firma will von dort den europäischen Markt erobern.
Die in der Schweiz hergestellten Uhren können unter dem begehrten Prädikat «Swiss Made» verkauft werden.
«Bulova will den europäischen Markt aufrollen, dann das ehemalige Osteuropa und den Nahen Osten», sagt Robert Fässler, Direktor des neuen europäischen Hauptsitzes, gegenüber swissinfo.
Dass die 1875 gegründete US-Firma in die Schweiz kommt, hat einen Grund: «Markt-Analysen haben gezeigt, dass wir das ‹Swiss Made›-Label brauchen», erklärt Fässler.
Begehrtes Prädikat
Ein Produktionsort in der Schweiz ist für viele Uhren-Firmen der Garant für die Prägung «Swiss Made» auf dem Uhrenboden oder dem Zifferblatt. Bulgari, Gucci, Patek Philipp, Rolex und Swatch produzieren in der Schweiz, um ihre Uhren unter diesem Prädikat verkaufen zu können.
«Um ‹Swiss Made› verwenden zu dürfen, müssen die Uhren in der Schweiz hergestellt werden», weiss auch Fässler. Der Standort Freiburg sei zwar nicht mitten im traditionellen Uhrmacher-Gebiet, aber er biete alles Nötige, um Uhren herzustellen.»
«Es ist wichtig, dass die Firma mit ansässigen Uhrmachern zusammen arbeitet und die fähigen lokalen Leute auswählt», sagt Thierry Mouran von der Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg.
In einem ersten Schritt will Bulova ungefähr sechs Schweizer Spezialisten beschäftigen. In fünf Jahren, so Fässler, sollen es über 30 sein.
Bis in drei Jahren will der ehemalige Swatch-Manager Fässler in Europa 100’000 Uhren verkaufen, wie er der Berner Zeitung verriet. Gegenwärtig gingen jährlich rund 30’000 Uhren über europäische Ladentheken. Die Alte Welt will die Firma besonders mit Uhren des Mittelklasse-Segments erobern.
Rückkehr in die Schweiz
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass sich Bulova über den Atlantik wagt; bereits einmal hatte die Firma, die von einem tschechischen Einwanderer in New York gegründet worden war, eine Dependance in der Schweiz: In Biel unterhielt die Firma ab 1912 eine eigene Produktionsstätte für Uhrwerke.
Es wurde in den Siebzigerjahren geschlossen, als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie zusammen brach. Die Schweizer Uhrmacher hatten damals mit der erdrückenden Konkurrenz von ausländischen Quarzuhren zu kämpfen, während sie noch alleine auf mechanische Uhren setzten.
Mit dieser neuen Technologie hatte Bulova keine Berührungsängste: Sie brachte 1961 die erste elektronische Uhr auf den Markt, die Accutron.
Klein im Vergleich
Bulova verkaufte im vergangnen Jahr rund 2 Mio. Uhren und erwirtschaftete einen Umsatz von rund 170 Mio. Dollar. Die gesamte Schweizer Uhrendindustrie verkauft jährlich rund 30 Mio. Uhren.
Die Swatch-Gruppe, der 20 Uhrenmarken gehören, verkaufte im letzten Geschäftsjahr in 50 Ländern Uhren im Wert von fast 4,2 Mrd. Franken.
swissinfo
Gegründet 1875 in New York.
Ab 1912 in der Schweiz, Rückzug in den 70er-Jahren.
1961 erste elektronische Uhr lanciert.
Umsatz 2001: 170 Mio. Dollar.
2 Mio. Uhren verkauft.
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