Swiss tritt Oneworld bei
Der Verwaltungsrat der Swiss hat entschieden, der Oneworld Alliance um British Airways beizutreten.
Die beiden Gesellschaften unterzeichneten weiter eine Absichterklärung, welche sie in eine strategische Allianz führen soll.
«Wir sind stolz, Mitglied von Oneworld zu werden», sagte Swiss-Verwaltungsrats-Präsident Pieter Bouw am Dienstag vor den Medien. «Die Allianz bringt uns Vertrauen und klare Perspektiven für die Zukunft.»
«Dieser Entscheid gibt uns die besten Möglichkeiten und ist abgestimmt auf unsere Prioritäten», ergänzte Swiss-CEO André Dosé. Er betonte, dass die Marke «Swiss» bestehen bleibe und aufgewertet werde. Zudem versicherte er: «Es werden keine Arbeitsplätze ins Ausland verlegt.»
Zürich als Europa-Hub
Die Mitgliedschaft bei Oneworld und das Abkommen mit British Airways verbessere die wirtschaftlichen Perspektiven der Swiss deutlich, teilte die in Geldnot steckende Fluggesellschaft in einem Communiqué mit.
Swiss erwarte von der Mitgliedschaft bei Oneworld einen direkten kommerziellen Nutzen von rund 100 Mio. Franken im Jahr. Die Mitglieder der Oneworld-Allianz hätten die Absicht, den Flughafen Zürich-Kloten als Drehscheibe in Zentraleuropa verstärkt zu nutzen.
Sepp Moser: Ja, aber…
Für den Aviatik-Spezialisten Sepp Moser ist die Oneworld-Allianz ein Schritt in die richtige Richtung, wie er gegenüber swissinfo sagte.
Allerdings: «Vielleicht wäre es langfristig ehrlicher gewesen, sich Lufthansa zu übergeben. Es wäre ähnlich gewesen wie mit Toblerone: Sie ist immer noch ein Schweizer Produkt das in der Schweiz hergestellt wird, aber Amerikanern gehört.»
Bundeshaus: Höchste Zeit
Im Bundeshaus reagierte man überwiegend positiv auf den Entscheid. «Höchste Zeit», war der Tenor. «Für uns ist es sehr wichtig, dass Swiss erhalten bleibt», sagte FDP-Parteipräsidentin Christiane Langenberger gegenüber swissinfo.
Die Zukunft des Flughafens Kloten sei nun gesichert, analysierte die Luftfahrt-Spezialistin der SP, Susanne Leutenegger-Oberholzer: «Es ist eine positive Entscheidung für die Swiss, vor Allem aber auch für den Flughafen Kloten.»
Etwas zu spät kommt der Entscheid für die Christlichdemokratische Partei (CVP) und die Schweizerische Volkspartei (SVP). Deren Präsident Ueli Maurer führte gegenüber swissinfo aus, der Entscheid gehe in eine Richtung, «die man schon vor zwei Jahren hätte einschlagen sollen. Man hätte diese über 2,5 Milliarden Franken einsparen können, die wir jetzt verbuttert haben.»
Auch CVP-Präsident Philipp Stähelin hat lange auf die Allianz gewartet. «Das war im ersten Business-Plan enthalten und ist nie zu Stande gekommen.»
Freude bei der Wirtschaft
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse zeigte sich «hoch erfreut» über den Entscheid von Swiss. Auch der Zürcher Flughafen Unique freut sich.
Man erhoffe sich eine Stabilisierung des schweizerischen Luftverkehrsmarktes, teilte Unique mit. Der Flughafen Genf-Cointrin begrüsst den Entscheid, auch wenn er voraussichtlich keine direkten Auswirkungen auf den Genfer Flughafen haben werde.
Ausgestochene Braut Lufthansa
Für Lufthansa, der Swiss mit dem Entscheid zugunsten von Oneworld einen Korb verpasst hat, ist das kein Verlust. «Lufthansa gerät dadurch nicht unter Druck», sagte ein Lufthansa-Sprecher. Für die Swiss habe die Entscheidung langfristig dagegen Nachteile.
Die ausführlich besprochene Integration von der Swiss im deutschen Konzern sei gescheitert, weil die Swiss-Investoren nicht bereit gewesen seien, die notwendigen wirtschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen.
Skepsis bei den Gewerkschaften
Urs Eicher, Präsident der Kabinenpersonal-Gewerkschaft Kapers, sagte gegenüber SF DRS, es sei ein richtiger Schritt gemacht worden. Noch sei aber nicht bekannt, ob und welche Anpassungen mit dem Oneworld-Beitritt nötig seien.
Der Präsident der VPOD-Sektion Luftverkehr, Daniel Vischer, erklärte, die Allianz-Lösung würde nur dann Sinn machen, wenn gleichzeitig der dringend benötigte Betriebskredit von 500 Mio. Franken bereitstehen würde.
«Jetzt hat man eine Lösung, die nichts ist», sagte er und zeigte sich skeptisch, ob damit Arbeitsplätze gesichert werden könnten.
Liquiditäts-Kredit «auf gutem Wege»
Zu diesem Kredit liess das Swiss-Management nur wenig Konkretes verlauten. «Wir haben mit Schweizer und internationalen Grossbanken, Aktionären, auch dem Bund, über die Finanzierung des Kredits diskutiert», sagte Dosé. «Ich bin zuversichtlich. Wir sind auf gutem Wege.»
Die Grossbanken UBS und Credit Suisse sähen «Möglichkeiten zur Finanzierung eines Teils einer Liquiditätsreserve nach banküblichen Bewertungsstandards». Zusätzlich habe British Airways zugesagt, eine Garantie für 50 Mio. Franken zu übernehmen. Die Summe werde durch Landerechte am Flughafen Heathrow abgesichert.
Staat will nicht mehr bezahlen
Die finanziell angeschlagene Swiss ist vor gut einem Jahr aus der zusammengebrochenen nationalen Airline Swissair und der Regionalfluggesellschaft Crossair hervorgegangen.
Zur Rettung der Fluglinie hatten Bund und Kantone 2,2 Mrd. Franken eingeschossen. Sie galt ohne Kooperation als nicht überlebensfähig.
swissinfo, Christian Raaflaub und Philippe Kropf
Zu Oneworld gehören: American Airlines, British Airways, Qantas, Cathay Pacific, Iberia, LanChile, Finnair, Aer Lingus – und neu Swiss.
Die Allianz bedient mit täglich über 8600 Flügen mehr als 570 Destinationen in 136 Ländern.
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