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Swissair-Debakel leitete Mühlemanns Abstieg ein

Lukas Mühlemann. Keystone

Lukas Mühlemann tritt als Verwaltungsrats-Präsident der CSG ab. Nachdem er im Juli auf die GV 2003 zunächst das Amt des Konzernchefs abgegeben hatte, verlässt Mühlemann auf Ende Jahr das Unternehmen ganz.

Das vorläufige Ende einer Karriere.

In den 90-er Jahren war er der Shooting Star der Schweizer Wirtschaft. Zur Jahrtausendwende rechnete er mit den Schweizer Mythen ab. Ein Mythos – die Swissair – war es auch, der Lukas Mühlemann in Bedrängnis brachte und nun zusammen mit einer Serie von Problemen zum Abgang bei der Credit Suisse Group führt.

Bei IBM und vor allem bei McKinsey ging der Stern des 1950 geborenen Mühlemann auf. Beim US-Unternehmensberater stieg der HSG-und Harvard-Absolvent in den 80-er Jahren ins oberste Exekutivorgan in New York auf. Ulrich Bremi und Rainer E. Gut machten Mühlemann1994 überraschend zum Chef des Rückversicherungs-Konzerns Swiss Re.

Radikalumbau bei CSG-Amtsantritt

Zwei Jahre später folgte der Wechsel an die Spitze der Credit Suisse. Ein anderer Zögling Guts, Josef Ackermann, musste Mühlemann Platz machen. Der Amtsanstritt war mit einem Radikalumbau und einem beispiellosen Stellenabbau von 15 Prozent verbunden.

Im Sommer 1997 landeten Mühlemann und Gut mit der Übernahme der Winterthur-Versicherungen einen Coup, die den ersten Allfinanzkonzern der Schweiz schuf. Der Leistungsausweis litt aber unter Milliarden-Abschreibern für den Umbau und ein zu forsches Russland-Engagement.

Die CSG wurde zudem Dauerkunde der Aufsichtsbehörden wegen Affären im In- und Ausland. Die Kontrollen hatten mit dem aggressiven Wachstum offensichtlich nicht Schrittgehalten.

Bei der Affäre um die Abacha-Gelder stand Mühlemanns Bank am schlechtesten aller Institute da. Der Konzernchef kam dennoch zu neuen Ehren und übernahm 2000 von Gut auch das Verwaltungsrats-Präsidium.

Mühe mit öffentlichen Auftritten

Zeugt die Karriere Mühlemanns von Machtinstinkt und Durchsetzungskraft, waren seine öffentlichen Auftritte nie von besonderer Brillanz gekennzeichnet. In der Holocaust-Kontroverse trat Gut gegen die US-Sammelkläger an und holte zum Befreiungsschlag aus.

Ein Teil der Medien und der Politik fiel über Mühlemann her, als er in einem Beitrag des «Magazins» zur Jahrtausendwende unter der Überschrift «Was die Politik von einem Unternehmen lernen muss» zehn Schweizer Mythen demontierte. Obwohl sich Mühlemanns Pamphlet kaum von anderen neoliberalen Rezepten unterschied, wurde ein Entrüstungssturm entfacht. Seine Verteidigung machte einen eher gequälten Eindruck.

Swissair-Debakel…

Gleiches galt, als Mühlemann letztes Jahr wegen seines langjährigen Swissair-Verwaltungsrats-Mandats zunehmend unter Druck geriet. Wenig überzeugend fiel die Begründung aus, als er einen Analysten seiner Bank wegen einer kritischen Swissair-Analyse fristlos entliess.

Einer Demütigung kam der Umstand gleich, das Mühlemann bei der Übernahme der Crossair durch die beiden Grossbanken dem UBS-Kollegen Marcel Ospel die Federführung überlassen musste. Zwar entlud sich der Zorn über das Grounding der Swissair-Flotte vor allem auf Ospel. Mühlemanns Taktik, sich im Windschatten zu halten, ging aber letztlich nicht auf. Als Staat und Wirtschaft das Vier-Milliarden-Paket für die neue Airline ankündigten, sass nicht er mit Ospel am Tisch der Bundesräte, sondern Mühlemanns Übervater Gut.

…leitete Abstieg ein

Seither wurde Mühlemann seine Rolle als Buhmann nicht mehr los. Nach der Credit Suisse First Boston im letzten Jahr fiel dieses Jahr die Winterthur im Zuge der Börsenkrise tief in die Verlustzone. Hinzu kam die Affäre der argentinischen Banco Generalde Negocios, in dessen Verwaltungsrat Mühlemann sass.

Die Debatte um Corporate Governance fand im Doppelmandatsträger Mühlemann ebenfalls ein bevorzugtes Objekt der Kritik. Ein stundenlanges «Hau den Lukas» an der jüngsten GV war die Folge.

Erste Anzeichen für einen Vertrauensentzug im Verwaltungsrat gab es im Sommer, als Mühlemann den Teilrückzug antrat und die Abgabe des Verwaltungsrats-Präsidiums ankündigte. Gleichzeitig wurde sein langjähriger Weggefährte Thomas Wellauer verabschiedet.

Noch im August versicherte Mühlemann in einem «Weltwoche»-Interview, er werde so lange nicht aufgeben, als der Verwaltungsrat und er selber überzeugt seien, einen massgeblichen Beitrag leisten zu können. Dies ist nun offensichtlich nicht mehr der Fall.

swissinfo und Balz Bruppacher (AP)

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