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Swisscom bestätigt Gespräche mit Regierung

Swisscom: Soll sie privatisiert werden? Keystone

Swisscom bestätigt Gespräche mit der Regierung. Diese beabsichtigt, die Mehrheits-Beteiligung am früheren Staatsbetrieb zu verkaufen.

Eine Privatisierung der Swisscom sei als Variante vorzuziehen, aber entschieden werden müsse sofort, so Telekom-Analyst Elie Cohen.

Am Mittwoch hat die Swisscom den andauernden Spekulationen um die Verhandlungen zwischen der Konzernspitze und der Regierung (Bundesrat) ein Ende gesetzt. Diese hält zwei Drittel des Aktienkapitals.

Swisscom hat verlauten lassen, dass «intensive Diskussionen mit Regierungsvertretern» im Gange seien. Es sei aber nicht vorgesehen, vor nächster Woche darüber zu informieren, für welche Politik man sich entschieden habe.

Kommunikationsminister Moritz Leuenberger sagte, er stehe hinter dem Bundesrats-Entscheid, seine Mehrheits-Beteiligung zu verkaufen. Er bestätigte, dass die Regierung den Swisscom-Verwaltungsrat damit beauftragt habe, sämtliche möglichen Swisscom-Aufkäufe ausländischer Firmen zu blockieren.

Andererseits liess Leuenberger die Frage offen, wie genau eine Akquisition im Ausland zu umschreiben sei. Dies sei noch zur Interpretation offen und müsse geklärt werden.

Auch das Parlament wird sich in der dritten Sessionswoche mit Swisscom respektive dem Verkaufsentscheid des Bundesrats befassen.

Im Ausland beging man dieselben Fehler

Laut dem Telekom-Analysten und Volkswirtschafter Elie Cohen vom französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS) muss die Schweiz die Fehler vermeiden, die bereits der französischen und deutschen Regierung unterlaufen sind.

Der Autor eines Buchs zur Telekom-Privatisierung erinnert daran, dass sowohl Paris als auch Berlin Aktienpakete an ihren ex-staatlichen Telekom-Unternehmen behielten. Und damit zuliessen, das schlechte Geschäfte zu den Schulden beitrugen.

Der Telekom-Kenner rät dem Bundesrat deshalb dringend, Swisscom entweder ganz zu veräussern oder dann völlig aufzukaufen.

«In Frankreich verkaufte der Staat zwar die Mehrheit an France Telecom, behielt aber ein wichtiges Paket – was sich als Fehler erwies», sagt Cohen gegenüber swissinfo. «Denn die darauf folgende Fünf-Jahres-Periode stellte sich für das Unternehmen als das schlimmste der ganzen Geschichte heraus.»

Finanziell beteiligt, aber ohne Entscheidungsgewalt

«France Telecom verlor Milliarden von Euro mit Investitionen in andere Länder, die schief gingen. Der Staat griff nicht ein, und die Situation zeigte sich als die schlimmstmögliche zwischen Staat und Markt.»

Laut Cohen befand sich die Deutsche Telekom in einer ähnlichen Situation. Der Verwaltungsrat machte Entscheide ohne Verfahrensfolgen, da die Zuständigkeiten unklar waren.

«Die beste Lösung besteht darin, dass entweder der Staat 100 Prozent des Unternehmens besitzt oder dieses völlig privatisiert wird», sagt Cohen.

Am Dienstag lag es an Innenminister Pascal Couchepin, nochmals zu wiederholen, dass der Bundesrat ein Veto für jegliche Auslandaquisition, die Swisscom plant, vorschlägt, bis die Besitzverhältnisse am Telekom-Unternehmen geklärt sind.

In verschiedenen Interviews mit den Medien bekräftigte Couchepin, dass die Regierung der Swisscom nahe legt, sämtliche Aquisitionspläne wie zum Beispiel jene von der irischen Eircom aufzugeben.

Letztes Wochenende äusserte Justizminister Christoph Blocher Befürchtungen, wonach die Swisscom ähnliche Fehler machen könnte wie die ehemalige nationale Airline Swissair. Diese ging nach einer Serie von Käufen von schlechten Unternehmen in die Knie. Als Beispiel wird jeweils die belgische Sabena genannt.

Über eine Milliarde Franken Kursverluste

Seit der Bundesrat letzte Woche seinen Entscheid bekannt gab, er plane, seine Mehrheits-Beteiligung von zwei Dritteln an Swisscom zu verkaufen, verloren die Swisscom-Aktien 1,5 Milliarden Franken Wert an der Börse.

«Wenn die Schweizer Regierung das Gefühl hat, Swisscom bleibe ein Schlüsselunternehmen mit nationaler Bedeutung, das es davor zu schützen gelte, in ausländische Hände zu fallen», so Cohen, «dann sollte der Staat Mehrheits-Aktionär bleiben.»

«Wenn hingegen die Meinung vorherrscht, Wettbewerb wäre für die Schweizer Telekom-Industrie die bessere Lösung», fährt der Telekom-Analyst fort, «dann sollte die Regierung Swisscom privatisieren und gleichzeitig für ein effizientes Aufsichtsgremium sorgen, solange Swisscom den Markt noch anführt.»

Synergien

Laut Cohen werden sich die Telekom-Unternehmen anpassen müssen, um mit den sich ändernden Marktverhältnissen fertig zu werden. Das gilt für die Bereiche mobiles Telefonieren, Informations-Technologie und Breitband-Angebote.

«Die traditionellen Telekom-Märkte sind stark im Umbruch, und die Unternehmen müssen ihre Strategien ständig an die turbulenten Änderungen anpassen», so Cohen.

Die Geschäftsfelder, so der Analyst, müssen ständig sowohl im Inland und in den internationalen Bereichen angepasst werden. «Eine Art, dies zu meistern, besteht in einer guten Akquisitionspolitik und im Formen von Synergien.»

Die Swisscom habe eine volle Kriegskasse, doch muss entschieden werden, wie das Geld eingesetzt wird: «Die nächsten drei Jahre werden entscheidend sein.»

swissinfo, Matthew Allen und Agenturen
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Der Staat besitzt momentan zwei Drittel der Aktien von Swisscom.
Deutschlands Regierung verfügt über 67% der Deutschen Telekom.
In Frankreich besitzt der Staat eine Drittels-Beteiligung an France Telecom.
Swisscom verlor ihr Telekom-Monopol vor acht Jahren.

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