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Swisscom-Chef Alder tritt zurück

Der zurücktretende Swisscom-Chef Jens Alder (l.) mit seinem Nachfolger Carsten Schloter. Keystone

Der Konzernchef des führenden Telekommunikations-Konzerns Swisscom, Jens Alder, tritt zurück. Carsten Schloter, Chef von Swisscom-Mobile, ersetzt ihn.

Alder tritt rund zwei Monate nach dem offenen Streit mit dem Bundesrat über die zukünftige Strategie der Swisscom zurück.

Alder trete auf eigenen Wunsch per sofort zurück, teilte die Swisscom am Freitag mit. Er ziehe damit die persönlichen Konsequenzen aus dem Veto des Bundesrates gegen grössere Expansionen im Ausland.

Dieser hatte Ende November überraschend die Swisscom zurückgepfiffen, als die Kaufverhandlungen für die irische Telekomgesellschaft Eircom kurz vor dem Abschluss standen. Bundesrat Christoph Blocher verglich die Swisscom mehrmals mit der untergegangenen Swissair.

Kommentatoren hatten das brüske Bremsmanöver der Landesregierung hart kritisiert und als Schlag ins Gesicht von Jens Alder empfunden.

Schloter soll’s richten

Die neue Unternehmensstrategie solle sein Nachfolger Carsten Schloter vorantreiben, heisst es nun im Communiqué der Swisscom. Der Konzern befürwortet eine weitere Privatisierung und damit die Abgabe der Beteiligungsmehrheit des Bundes.

Die heutige gesetzliche Festschreibung der Mehrheitsbeteiligung könne im Hinblick auf eine beschleunigte Konsolidierung in der Telekombranche ein Hindernis sein. Die Swisscom erwartet aber «eine rasche Klärung der politischen Fragen».

Der Verwaltungsrat habe die neuen strategischen Ziele des Bundes für den Zeitraum bis 2009 analysiert: Geprüft werden nun insbesondere Wachstums-Möglichkeiten im Schweizer Kerngeschäft und verwandte Aktivitäten. Im Fokus sind nationale und internationale Geschäftskunden mit dem Ziel, die Position in der Schweiz zu stärken, wie es heisst.

Mehr Geld für Aktionäre

Entsprechend den Auflagen der Landesregierung werde Swisscom die ausschüttbaren Reserven über die nächsten vier Jahre bis auf 1 Mrd. Franken reduzieren. Zusätzlich zu den Ausschüttungen sollten bis spätestens 2009 rund 1,5 Mrd. Franken an die Aktionäre fliessen, schreibt die Swisscom.

Alder wurde im April 1998 Mitglied der Konzernleitung und übernahm am 16. Dezember 1999 die Führung des Unternehmens. Sein Nachfolger als Swisscom-Chef, Carsten Schloter, arbeitete vor seinem Wechsel zu Swisscom im Jahr 2000 für Mercedes und debitel in Frankreich und Deutschland.

Unter seiner Führung verdoppelte Swisscom Mobile die Kundenzahl annähernd auf über 4 Millionen.

Die Finanzmärkte reagierten positiv auf den Rücktritt Alders und die Wahl Schloters zu seinem Nachfolger.

Parteien und Gewerkschaften reagieren

Für die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) Schweiz kommt der Rücktritt von Jens Alder nicht ganz unerwartet. Die Sozialdemokratische Partei (SP) und die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) bedauern den Abgang des Swisscom-Chefs. Keine Stellung nahm die Schweizerische Volkspartei (SVP).

Christian Levrat, Chef der Gewerkschaft Kommunikation, bedauert den Rücktritt Alders ausserordentlich, obwohl der scheidende CEO bei Swisscom einen Viertel der Arbeitsplätze abgebaut hat. Er sei hart gewesen in den Verhandlungen, habe das Vereinbarte aber dann umgesetzt.

Levrat erwartet vom Nachfolger Carsten Schloter, dass er den von Alder eingeschlagenen sozialpartnerschaftlichen Kurs hält.

Bundespräsident Moritz Leuenberger hat Jens Alder als sehr guten Manager gewürdigt. Der abtretende Swisscom-Chef habe mit dem Bund als Mehrheitsaktionär immer einen guten Umgang gepflegt und sich auch auf schwierige Situationen gut eingestellt, sagte der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) im Schweizer Fernsehen.

swissinfo und Agenturen

Am 23. November 2005 kündigt die Schweizer Regierung an, die Aktienmehrheit von 66,1% des Bundes an der Swisscom zu verkaufen.

Wenig später untersagt die Landesregierung Swisscom jegliche Käufe im Ausland. Die Übernahme-Verhandlungen mit der irischen Eircom werden darauf in letzter Minute eingestellt.

Am 2. Dezember äussert sich die Regierung zu ihrem Verbot von Auslandkäufen. Es gehe dabei lediglich um Geschäfte mit der Festnetztelefonie, heisst es.

Am 20. Januar 2006 tritt Swisscom-Chef Jens Alder nach dem offnen Streit mit der Schweizer Regierung zurück.

Bis 1998 hatte Swisscom die Monopolstellung auf dem Telekommunikations-Markt in der Schweiz.

Vor acht Jahren hat sich der Markt liberalisiert, und Swisscom ging an die Schweizer Börse.

Seither ist der Markt im Festnetzbereich teilweise und im Mobilnetzbereich ganz für mehrere Anbieter geöffnet.

Swisscom hält jedoch nach wie vor das Monopol über die letzte Meile, welche die Kunden mit dem Netz verbindet.

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