Swisscom schaut zuversichtlich in die Zukunft
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Swisscom will auch in zehn Jahren noch ein Marktführer sein. Unklar ist, in welchem Markt der ehemalige Telekom-Monopolist das sein wird.
CEO Jens Alder erklärt im Gespräch mit swissinfo auch, wie die Firma den lukrativen Markt für Breitband-TV aufrollen will.
Alder ist sich sicher, dass das Kerngeschäft auch ohne Expansion ins Ausland nachhaltig bleiben wird. Einkäufe im Ausland seien aber nötig, um den Wert des Unternehmens langfristig zu erhöhen. Die Zahlen, die der Konzern am Donnerstag veröffentlichte, zeigen denn auch keine markante Erhöhung des Gewinnes.
Man habe aus Fehlern gelernt, insbesondere dem Multimillionen-Verlust nach dem Verkauf des deutschen Mobilfunk-Anbieters Debitel, sagt Alder.
Swisscom interessiert sich gegenwärtig vor allem für den tschechischen Anbieter česky Telecom. Und gerade erst hat Swisscom auf dem Heimmarkt einen digitalen Festplatten-Recorder lanciert, der allerdings auf dem Kabelnetz der Konkurrentin Cablecom basiert.
swissinfo: Die bisherigen Versuche zur Expansion ins Ausland waren kein grosser Erfolg. Warum soll es mit česky Telecom anders werden?
Jens Alder: Es wäre das erste Mal, dass wir einen derart etablierten Anbieter übernehmen und dazu in einem Gebiet, das wir perfekt kennen. Debitel war eine komplett andere Sache.
Ausserdem sind Investitionen in der Europäischen Union (EU) viel stabiler und voraussehbar als beispielsweise in Indien oder Malaysia.
Drittens haben wir von Akquisitionen in der Vergangenheit gelernt, dass sie keine Notwendigkeit sind, um in der Schweiz zu überleben. Sollte also das Bieten darüber hinaus gehen, was wir bezahlen wollen, werden wir einfach nicht mitbieten.
swissinfo: Im Inland haben sie den ersten Schritt in den TV-Markt angekündigt, allerdings via das Fernseh-Kabel der Konkurrentin Cablecom. Warum gibt es kein Fernseh-Angebot via ADSL?
J. A.: Es ist ein taktischer Schritt. Wir wollen langfristig das Fernsehkabel auf der letzten Meile mit unserm eigenen Netzwerk ablösen und darüber Fernsehen laufen lassen. Es wird aber einige Jahre dauern, bis wir eine grosse Anzahl Haushalte mit der eigenen Infrastruktur erreichen können. Darum haben wir uns für diese kleine Innovation entschieden, um den Fernseh-Zuschauern zu zeigen, dass es einen andern Weg gibt, TV-Programme zu beziehen.
Die Botschaft lautet, dass das Fernsehangebot nicht via den Kabelnetzbetreiber, sondern via unsere Tochter Bluewin bereit gestellt wird. Wir hoffen, dass Bluewin längerfristig unser Partner für TV-Angebote sein wird. Es ist taktisch, konkurrenzfähig und bestimmt innovativ.
swissinfo: Ist das nicht irgendwie unfair? Sie waren immer gegen die Öffnung der letzten Meile für Konkurrenten, jetzt benutzt Swisscom die letzte Meile von Cablecom.
J. A.: Was ist unfair? Das ist Konkurrenz auf der letzten Meile, im Gegensatz zu einer Regulierung derselben. Man sieht, dass Konkurrenz auf der letzten Meile offenbar die Innovation voran treibt und bessere Services für die Kunden bringt. Das passiert in den regulierten Nachbarländern nicht.
Wenn man in die EU schaut, wo es eine solche Regulierung gibt, sieht man, dass die Auswirkungen schlimmer sind als in der Schweiz, wo wir die höchste Dichte an Breitband-Anschlüssen haben. Das beweist, dass wir keine Regulierung brauchen, nur den Wettbewerb, der spielt.
swissinfo: Was ist momentan ihr grösstes Risiko?
J. A.: Regulierung. Die Gesetzgebung ist unvorhersehbar. Aus meiner Sicht ist die Diskussion um die letzte Meile eine politische, keine wirtschaftliche. Sobald man in ein politisches Spiel kommt, werden Dinge unvorhersehbar und man hat einen Risiko-Faktor.
swissinfo: Sie rechnen fürs kommende Jahr mit einem kleinen Rückgang des operativen Gewinnes. Wird der Vorsprung der Swisscom nicht langsam aber sicher erodiert?
J. A.: Ich meine, dass die Gewinnmarge letztes Jahr ausgesprochen gut war. Das ist einer der Gründe, warum ich das vergangene Jahr als ein gutes Jahr für Swisscom bezeichne.
Swisscom Fixnet konnte dem allgemeinen Branchen-Trend standhalten und konnte einen mehr oder weniger gleichbleibendem Umsatz verzeichnen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) konnte sogar erhöht werden – etwas, das in diesem Geschäft niemand erwartet.
swissinfo: Wir wird sich Swisscom in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
J. A.: In zehn Jahren wird wie Welt völlig anders aussehen. Wenn wir aber schauen, was wir heute machen, haben wir Grund zu glauben, dass wir immer noch eine starke, erfolgreiche und sehr konkurrenzfähige Firma sein werden. Auch wenn wir nicht wissen, was wir genau machen und wie wir unser Geld verdienen werden.
swissinfo-Interview: Chris Lewis, Zürich
(Übersetzung aus dem Englischen: Philippe Kropf)
Zahlen fürs Jahr 2004:
Netto-Umsatz: 10,057 Mrd. Franken (+0,3%)
EBITDA: 4,404 Mrd. Franken (-2,2%)
EBIT: 2,705 Mrd. Franken (-4%)
Reingewinn: 1,594 Mrd. Franken (+1,6%)
Es gibt in der Schweiz 802’000 ADSL-Abonnenten (+64,7%).
3,9 Mio. Kunden telefonieren mobil mit Swisscom (+3,0%).
Die Firma beschäftigte Ende 2004 15’477 Personen (-3,7%).
CEO Jens Alder ist überzeugt, dass der Kauf von česky Telecom langfristig den Wert der Swisscom erhöhen würde – aber nicht um jeden Preis.
Er schaut zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn die langfristigen Entwicklungen des Marktes nicht vorhersehbar sind.
Die grössten Risiken kommen laut Alder nicht von der Konkurrenz, sondern von der Gesetzgebung.
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