Swisscom-Spitze lenkt vorläufig ein
Der Schweizer Telekom-Konzern hat sich dem Druck des Bundesrats gebeugt und die Verhandlungen zur Übernahme der irischen Eircom abgebrochen.
Nach langem Schweigen hat die Swisscom am Montag erstmals Stellung genommen zu der Kontroverse mit dem Bundesrat um die Zukunft des Konzerns. Vorläufig gibt es keine Rücktritte.
Bis Ende Jahr wolle die Swisscom eine neue Strategie erarbeiten, teilte das Unternehmen am Montag mit. Bis dahin würden keine personellen Entscheide vorgenommen.
Konzernchef Jens Alder und die Mitglieder des Verwaltungsrats werden mit anderen Worten mindestens bis zum kommenden 21. Dezember im Amt bleiben. Dann will der Bundesrat die überarbeiteten strategischen Ziele für die Swisscom verabschieden.
Aufruhr nach Bundesratsentscheid
Am 24. November hatte der Bundesrat (Landesregierung) entschieden, seine Mehrheitsbeteiligung an der einstigen Monopolistin des Schweizer Telekom-Marktes aufzugeben.
Bis zur endgültigen Privatisierung dürfe die Swisscom keine grossen Übernahmen im Ausland tätigen, lautete das Verdikt der Regierung bereits am nächsten Tag. Bis dahin waren Auslandbeteiligungen ausdrücklich erwünscht gewesen.
Das Verbot bescherte der Swisscom-Aktie einen Kurssturz, was in Politik und Wirtschaft eine grosse Kontroverse auslöste.
Seither habe der Swisscom-Verwaltungsrat verschiedene Handlungsalternativen ausgelotet, teilte die Swisscom am Montag weiter mit. Am selben Tag wird eine Medienkonferenz stattfinden.
Keine Übernahme von Eircom
Swisscom habe die Gespräche mit der irischen Eircom über eine möglich Transaktion abgebrochen. «Unter den gegebenen Umständen sieht Swisscom keine Möglichkeit für eine Übernahmeofferte», hiess es in der Mitteilung weiter.
Die öffentliche Kontroverse der vergangenen Tage um die Frage der Mehrheitsbeteiligung des Bundes, die Ambitionen der Swisscom im Ausland und die Ausschüttungspolitik, habe zu einer grossen Verunsicherung bei Aktionären, Kunden und Mitarbeitenden geführt.
Informationen gefordert
Der Swisscom-Verwaltungsrat geht davon aus, dass der Bundesrat bis Ende Jahr die für 2006 bis 2009 geltenden strategischen Ziele des Hauptaktionärs verabschieden wird.
Nach Ansicht der Swisscom müssen die strategischen Ziele zwingend präzise Aussagen machen, zur Konformität mit dem Telekommunikations-Unternehmungs-Gesetz, zur Auslandstrategie, zur Ausschüttungsstrategie, zum Privatisierungsprozess und zu den Konsequenzen einer Instruktion des Staatsvertreters.
Auch zur Kommunikation zwischen Bundesrat und Swisscom und zur unveränderbaren Gültigkeit der strategischen Ziele während der vierjährigen Dauer will die Swisscom Informationen.
swissinfo und Agenturen
Der Bund besitzt zwei Drittel der Swisscom-Aktien im Wert von 17 Mrd. Franken.
Seit 1998 haben die Titel dem Staat 9 Mrd. Franken eingebracht.
Die Papiere sind auf rund 64’000 Aktionäre verteilt, von denen die Mehrheit aus der Schweiz stammt.
Die deutsche Regierung hält 37% an der Deutschen Telekom.
Die französische Regierung hält 33% an der France Telecom.
Vor 8 Jahren verlor die Swisscom ihre Monopol-Stellung im Schweizer Telekom-Markt.
Der Bund besitzt zwei Drittel der Swisscom-Aktien im Wert von 17 Mrd. Franken.
Seit 1998 haben die Titel dem Staat 9 Mrd. Franken eingebracht.
Die Papiere sind auf rund 64’000 Aktionäre verteilt, von denen die Mehrheit aus der Schweiz stammt.
Die deutsche Regierung hält 37% an der Deutschen Telekom.
Die französische Regierung hält 33% an der France Telecom.
Vor 8 Jahren verlor die Swisscom ihre Monopol-Stellung im Schweizer Telekom-Markt.
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