Swisscom verdoppelt den Reingewinn
Trotz stagnierendem Umsatz weist das Telekom-Unternehmen Swisscom für 2003 einen gegenüber dem Vorjahr verdoppelten Reingewinn aus.
Swisscom kündigt ein Aktienrückkaufs-Programm in der Höhe von rund 2 Mrd. Franken an.
Die Swisscom Gruppe hat fürs Geschäftsjahr 2003 ihr Betriebsergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Operating Income before Tax, Depreciation and Amortization, EBITDA) um 5,2% auf 4,64 Mrd. Franken erhöht.
Swisscom ist das führende Telekommunikations-Unternehmen der Schweiz. Es steht mehrheitlich im Besitz des Bundes. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg um 42,8% auf 2,436 Mrd. Franken, der Reingewinn um 90,4% auf 1,569 Mrd. Franken.
Im Vorjahr hatte es noch einen Einbruch im Gewinn gegeben, weil 2002 Wertberichtigungen bei der deutschen Tochter – dem Mobilfunkanbieter debitel -nötig wurden.
Der Umsatz verharrte mit 14,581 Mrd. Franken praktisch auf dem Vorjahresniveau. Für das laufende Jahr rechnet die Swisscom mit einem rückläufigen Betriebsgewinn.
Viel Geld für den Bund als Hauptaktionär
Die Dividende soll um einen auf 13 Franken pro Aktie erhöht werden Insgesamt ergibt das eine Ausschüttungs-Summe in der Höhe von 2,9 Mrd. Franken. Swisscom-CEO Jens Alder sagte dazu gegenüber swissinfo: «Wir haben den Märkten versprochen, allen Cash an die Aktionäre weiterzugeben, falls keine Akquisitionen anstehen.»
2003 standen, so Alder, nicht nur keine Akquisitionen an, sondern es wurden auch Beteiligungen verkauft. Deshalb gehe Cash an die Aktionäre zurück.
Gegenwärtig hält der Bund noch rund 63% der Swisscom-Aktien. Das heisst, er kommt in den Genuss von rund 1,6 Mrd. Franken Dividenden-Ausschüttungen. Doch möchte der Bund seinen Anteil auf 50% plus eine Aktie zurückfahren. Unter 50% darf er ohne Gesetzesänderung nicht gehen.
Dieser Abbau der Bundesbeteiligung kommt einer weiteren Teilprivatisierung gleich. Der Konzern kündigt ein neues Aktienrückkaufs-Programm von bis zu zwei Milliarden Franken an.
Swisscom-Aktie: Die Renditeperle
Gut drei Prozent rentiere die Swisscom-Aktie, schreibt Rahn & Bodmer Banquiers, Zürich, und gar 10% seien es, wenn der spätestens im Mai stattfindende Geldrückfluss an die Aktionäre via Aktienrückkaufsprogramm dazu gerechnet werde.
Dennoch macht Rahn & Bodmer darauf aufmerksam, dass die Dividendenzahlung einen Geldabfluss aus dem Unternehmen bedeutet. Der Aktionär werde dadurch zwar reicher, aber sein Unternehmen werde dadurch ärmer – «so gesehen ein Nullsummenspiel».
Swisscom war 1998 eine Aktiengesellschaft geworden, und machte im Herbst ihr «Going Public». Seit Anfang 2002 operiert die Swisscom als Unternehmensgruppe.
Als Grund für die Gewinnsteigerung gibt der Konzen Effizienzverbesserungen und Kostenreduktionen an. Die Zahl der Mitarbeiter ging um rund 1260 auf knapp über 19’000 zurück. Swisscom profitierte auch von besseren Finanzergebnissen und geringeren Goodwill-Abschreibungen als im Vorjahr.
debitel vor dem Verkauf
Erneut belastend wirkte sich der die deutsche Tochter debitel aus. Swisscom befinde sich derzeit «in Diskussionen bezüglich einer potenziellen Veräusserung ihrer Anteile an der debitel AG», hiess es in einer Presseerklärung weiter.
In Medienberichten war zuvor die Rede gewesen, dass der Schweizer Telefonkonzern mit der britischen Investment-Gesellschaft Permina bereits einen Käufer gefunden habe. Danach soll Permina 900 Mio Euro für die 93-prozentige Beteiligung der Swisscom an Debitel zahlen wollen. Das wurde am Mittwoch nicht bestätigt.
Swisscom hatte debitel 1999 übernommen. Für 2003 wurde eine weitere ausserordentliche Wertberichtigung von 280 Mio. Franken auf den Goodwill verbucht, hiess es bei Swisscom. Laut Rahn & Bodmer kam dies überraschend, und hatte einen entsprechend dämpfenden Einfluss auf den Reingewinn.
Bei debitel nahm zwar der Umsatz um fast 11% auf 4,555 Mrd. Franken zu, doch der EBIT sank um 29% auf 69 Mio. Franken.
Das Festnetz von Swisscom ist unter Druck
Der grösste Bereich von Swisscom macht mit einem Umsatz von fast 4,5 Mrd. Franken das Festnetz (Fixnet) aus. Hier schrumpften die Umsätze gegenüber 2002 um 5,5%. Bei den Ortsgesprächen hat die Swisscom Marktanteile verloren.
Ausserdem mache es dem Festnetz zu schaffen, dass immer mehr Kunden ihre Gespräche über das Handy führen und im Internet über den Breitbandanschluss ADSL surfen.
Im Mobilfunkbereich hält sich das Umsatzwachstum ebenfalls in Grenzen: Das Volumen stieg um 1,8% auf 3,434 Mrd. Fr.
Die Datenautobahn zum weltweiten Netz boomt weiterhin. Ende Dezember waren 487’000 ADSL-Anschlüsse geschaltet – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
«Letzte Meile»: Swisscom investiert in TV
Jens Alder sagte am Mittwoch vor den Medien, er werde alles tun, um das Swisscom-Monopol an der «Letzten Meile» zu verteidigen (Telefon-Hausanschlüsse). «Wir sind im starken Wettstreit um diese letzte Meile. Die Konkurrenten sind Kabel-Operatoren. Diese bieten TV-Dienstleistungen, Breitband-Internet und Telephonie an.»
Alder möchte nun Gegensteuer geben und seinerseits ins Fernsehgeschäft investieren. Deshalb liege der Swisscom derart viel an der Letzten Meile.
Für 2004: 10 Mrd. Franken Umsatz erwartet
Für das laufende Jahr erwartet Swisscom (ohne debitel) einen Umsatz von rund 10 Mrd. Franken. Der Betriebsgewinn EBITDA werde sich um rund 300’000 Franken auf 4,3 Mrd. Franken zurückbilden.
Laut Rahn & Bodmer bleibe Swisscom zwar «eine Cash-, aber keine Wachstumsstory».
swissinfo und Agenturen
Die Swisscom-Umsätze verharrten 2003 praktisch auf dem Vorjahresniveau.
Der Reingewinn hat sich aber verdoppelt.
2,9 Mrd. Fr. soll für Dividenden-Ausschüttungen eingesetzt werden.
Weitere 2 Mrd. Fr. sollen für Aktienrückkäufe gebraucht werden.
Für die deutsche Mobilfunk-Tochter debitel brauchte es auch 2003 eine ausserordentliche Wertberichtigung von 280 Mio. Fr.
Bei Swisscom ist das Festnetz unter Druck.
Ohne debitel erwartet man für 2004 einen Swisscom-Umsatz von rund 10 Mrd. Franken.
Swisscom 2003, in Mrd. Fr. (Veränderung in % gegenüber 2002):
Umsätze: 14,581 (+0,4)
Betriebsergebnis: 4,641 (+5,2)
Reingewinn: 1,569 (+90,4)
Angestellte: 19’207 (-6,2)
Umsatzanteile (%):
Fixnet 33
debitel 25
Mobile 23
Enterprise 8
Übrige 7
Corporate 4
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