Swisscom zahlt Preis für Debitel-Deal
Der Reingewinn des grössten Telekom-Unternehmens Swisscom hat sich im ersten Halbjahr 2004 im Vergleich zur Vorjahresperiode um einen Fünftel verringert.
Die Wechselkurs-Verluste beim Verkauf der deutschen Mobiltelefonie-Tochter Debitel haben die Swisscom-Resultate negativ beinflusst.
Während der Umsatz bei 4,9 Mrd. Franken (3,2 Mrd Euro) verharrte, brach der Reingewinn vor allem wegen einem Einmaleffekt um einen Fünftel auf 757 (952) Mio Franken ein, wie das Unternehmen am Freitag in Bern bekannt gab.
«Altlast» Debitel
Swisscom bestätigte die Prognose, im Gesamtjahr bei zehn Milliarden Franken Umsatz ein EBITDA von 4,3 Mrd. Franken erreichen zu wollen (Earnings before interest, tax, depreciation and amortisation resp. Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen).
Der Gewinneinbruch um 195 Mio. Franken ist laut Swisscom auf eine Altlast aus dem im ersten Halbjahr verkauften deutschen Mobilfunkanbieter Debitel zurückzuführen. Swisscom habe die Fremdwährungsdifferenzen, die während des Debitel-Engagements angefallen seien, nun ausgebucht. Dies habe den Reingewinn erheblich belastet. Ohne Debitel wäre der Gewinn lediglich um 31 Mio. Franken zurückgegangen.
Alder zufrieden, Finanzanalysten enttäuscht
Insgesamt sei der Geschäftsgang aber stabil und zufriedenstellend, sagte Konzernchef Jens Alder. Doch die Erwartungen der Finanzanalysten sind etwas enttäuscht worden. So bemängelt die ZKB , das Resultat liege auf allen Stufen unter den Erwartungen.
Für das ganze Geschäftsjahr 2003 hatte Swisscom im März 2004 noch eine Verdoppelung des Reingewinns ausgewiesen – bei ebenfalls stagnierenden Umsätzen.
Swisscom ist das führenden Telekommunikations-Unternehmen der Schweiz und steht mehrheitlich im Besitz des Bundes. Es wurde 1998 zur Aktiengesellschaft. Seit 2002 operiert Swisscom als Unternehmensgruppe.
Schon im Jahr 2002 hatte es einen Gewinneinbruch wegen Debitel gegeben. Der deutsche Mobilfunkanbieter war der Grund für grosse Wertberichtigungen bei Swisscom.
Auch 2003 gab es wegen Debitel ausserordentliche Wertberichtigungen von 280 Mio. Franken. Alder betonte an einer Medien-Telefonkonferenz, der Gewinnrückgang im 1. Halbjahr 2004 sei ein rein technischer Effekt aus dem Debitel-Verkauf.
Der Wechselkursverlust von 238 Mio. Franken. sei seit 1999 angefallen und sei jetzt ausgebucht worden. Trotz Dividendenzahlung und Aktienrückkauf seien 500 Mio. Franken zusätzlich in der Kasse.
Fixnet stagniert, Internet und Mobilfunk wachsen
Im grössten Bereich Fixnet sei der Umsatz in den ersten sechs Monaten mit einem Plus von 0,3% auf 2,87 Mrd. Franken. nahezu stagniert. Eine Zunahme bei den Anschlussgebühren, vor allem durch schnelle Internetzugänge über ADSL, habe die Abnahmen in anderen Bereichen kompensiert. Die Zahl der ADSL-Anschlüsse habe sich im Vergleich zum Vorjahr auf 656’000 verdoppelt.
Im Mobilfunkgeschäft nahm der Umsatz nach Swisscom-Angaben um 5,6% auf 2,03 Mrd. Franken zu. Die Zahl von Handy-Kunden habe netto um 223’000 auf 3,9 Millionen gesteigert werden können. Der Anstieg habe vor allem aus der erfolgreichen Einführung des Mobildienstes Vodafone resultiert.
Kursrückgang an der Börse
Die Namenaktien der Swisscom gingen nach der Vorlage der Halbjahreszahlen rund 1% tiefer, auf 406 Franken, in den Handel. Am Vortag hatten die Titel an der Schweizer Börse SWX bei 410 Franken geschlossen.
Bei Handelsschluss stand die Aktie schliesslich am Freitag-Abend mit 407,50 Franken noch mit 0,6% im Minus.
swissinfo und Agenturen
Der Reingewinn von Swisscom hat sich im 1. Halbjahr 2004 um 20% auf 757 Mio. Franken abgeschwächt.
Laut dem Unternehmen ist dies grösstenteils auf den Einmaleffekt der Altlast Debitel-Verkauf zurückzuführen.
Dabei fiel ein Wechselkurs-Verlust von 238 Mio. Franken an.
Reingewinn 1. Halbjahr 2004: 757 Mio. Franken
Anzahl Swisscom-Mobilphon-Kunden: 3,9 Mio.
Anzahl Vollzeit-Angestellte: 15’721
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