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Syngenta räumt Probleme mit Kinderarbeit ein

Syngenta hat sich zwar die Kinderarbeit nicht auf die Fahnen geschreiben, aber sie passiert in ihrem Schatten. swissinfo.ch

Der Basler Agrokonzern Syngenta hat in Indien ein Problem mit Kinderarbeit. Bauernfamilien schicken ihre Kinder nicht in die Schule, sondern auf die Baumwoll-Felder.

Das Problem sei seit etwa zwei Jahren bekannt, bestätigt Konzernsprecher Jürg Eberle. Der Konzern habe erste Massnahmen getroffen.

Es gebe es in den Verträgen mit den Bauern eine Klausel, die Kinderarbeit ausschliesse, sagte Syngenta-Sprecher Eberle. Allerdings hapere es bei Kontrolle und Umsetzung.

«Der Prozess in Indien ist ins Stocken geraten», räumt Eberle ein. Deshalb reise nun ein Kadermann aus Basel an, um mit der Tochterfirma in Indien, lokalen NGO und Regierungsvertretern nach einer Lösung zu suchen. Die Konzernzentrale wolle gegen Kinderarbeit vorgehen, das Problem müsse jedoch auf lokaler Ebene geregelt werden.

Bauernfamilien brauchen bessere Löhne

Wichtig sei, dass die Konzerne nicht einfach die Bauernfamilien mit neuen Auflagen belasteten und ihre Verantwortung abschöben, sagt Christoph Stückelberger, Zentralsekretär des Hilfswerks «Brot für alle». «Auflagen müssen mit der Bereitschaft gekoppelt sein, höhere Löhne zu bezahlen.»

Stückelberger gesteht den Multis zu, dass die Abschaffung der Kinderarbeit im traditionell arbeitenden Landwirtschaftssektor schwieriger sei als zum Beispiel in Fabriken. Es sei auch akzeptabel, dass Kinder ein oder zwei Nachmittag pro Woche arbeiteten. Gegen missbräuchliche Kinderarbeit müssten die Konzernzentralen im reichen Westen jedoch entschieden vorgehen.

Die Preise für die Endprodukte steigen dadurch laut Stückelberger kaum an. Letztlich profitierten alle Beteiligten von einer Abschaffung der missbräuchlichen Kinderarbeit. In anderen Sektoren wie der Textilindustrie habe eine Zusammenarbeit zwischen NGO und Konzernen Erfolge gebracht.

Vor allem Mädchen betroffen

In der indischen Baumwollbranche ist man davon offenbar noch weit entfernt. Gemäss einer Studie, die auf der Website der UNO-Entwicklungsorganisation UNDP veröffentlicht wurde, arbeiten vor allem Mädchen im Alter von sieben bis vierzehn Jahren auf den Baumwollfeldern – teilweise mit Arbeitstagen von zwölf Stunden.

Die Mädchen müssten arbeiten, weil ihre Familien sonst das Saatgut nicht bezahlen könnten. Das Saatgut wiederum kommt gemäss dieser Studie von lokalen Saatgut-Produzenten, die bei multinationalen Konzernen wie Syngenta unter Vertrag stehen.

Der Basler Agrokonzern war im Jahr 2000 aus der Fusion der Agrosparten von Novartis und AstraZeneca entstanden. Syngenta machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 6,2 Mrd. Dollar. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen in 90 Ländern rund 20’000 Personen, davon 2700 in der Schweiz.

swissinfo und Agenturen

Singenta beteuert, mit ihren Baumwoll-Bauern Kinderarbeit vertraglich zu untersagen.

Wegen der mangelhaften Kontrolle sieht die Wirklichkeit aber ganz anders aus. Viele Kinder arbeiten bis zu zwölf Stunden täglich.

Hilfswerke verlangen, dass Syngenta bessere Löhne zahlt, damit die Kinder nicht mehr arbeiten müssen.

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