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Synthes-Stratec übernimmt Mathys Medical

Synthes-Stratec stösst nach Übernahme von Mathys an die Weltspitze vor. www.synthes-stratec.com

Der Medizinaltechnik-Konzern Synthes-Stratec übernimmt für 1,5 Milliarden Franken das Familienunternehmen Mathys Medizinaltechnik AG.

Damit stösst Synthes-Stratec an die Weltspitze auf dem Gebiet der Osteosynthese, der operativen Knochenbehandlung, vor.

«Wie die Struktur der neuen Synthes aussehen wird, ist noch nicht entschieden», erklärte Hansjörg Wyss, Verwaltungsratspräsident der Synthes-Stratec an einer Telefonkonferenz. Laut Wyss werden aber weder Stellen abgebaut, noch Standorte geschlossen.

Synthes-Stratec mit Sitz in Oberdorf BL beschäftigt rund 4100 Personen, Mathys in Bettlach SO rund 1920 Mitarbeitende.

Der Zusammenschluss der beiden Medizinaltechnikunternehmen Synthes-Stratec und Mathys kommt nicht überraschend. Die Analysten sind sich einig: «Hier wird endlich zusammengeführt, was zusammen gehört».

«Die Übernahme ist seit Jahren ein Thema und eine logische Konzequenz», sagte Thomas Thaler, Analyst bei Julius Bär. Warum sich der Familienbetrieb Mathys gerade jetzt für den Zusammenschluss entschieden hat, hängt für Thaler mit dem Preis zusammen.

«Win-Win-Situation»

«Das ist ein sehr guter Preis, für beide Unternehmen», ist Thaler überzeugt. Immerhin entspreche er 3,2 Mal dem Umsatz.

Karin Bendler, Analystin bei Vontobel, erklärte: «Der Preis ist fair und gerechtfertigt, aber nicht zu hoch.»

Äusserst überrascht zeigte sich Bendler aber über den Zeitpunkt der Übernahme. «Irgendwas muss es gegeben haben, dass die Familie Mathys ausgerechnet jetzt ihre Meinung geändert hat.» Immerhin habe sich die Familie bis jetzt immer gewehrt und auf den Aktionärsbindungsvertrag verwiesen.

Nach Bekanntgabe der Übernahme legten die Aktien der Synthes-Stratec kräftig zu.
Sie kletterten bei grossen Umsätzen 8,2%.

1 Mrd. Bargeld, der Rest in Aktien

Gemäss Mitteilungen der beiden Unternehmen vom Mittwoch sieht die Transaktion den Kauf aller Aktien von Mathys durch die Synthes-Stratec vor.

Der schweizerisch-amerikanische Konzern mit Hauptsitz im basellandschaftlichen Oberdorf bezahlt eine Milliarde Franken in bar und die übrigen 500 Mio. Franken in Aktien.

Der Cash-Anteil werde aus den verfügbaren liquiden Mitteln und einem Bankdarlehen – Lead-Bank ist die Credit Suisse First Boston – finanziert. Die Transaktion verursacht bei Synthes-Stratec eine Nettoschuld von 610 Mio. Franken, wie es hiess.

Langer Reifeprozess

Beide Unternehmen seien der Meinung, dass der Zusammenschluss sinnvoll sei und die neue Firma unter dem Namen Synthes zum weltweit führenden Osteosynthese-Unternehmen wird, hiess es weiter.

Doch das war nicht immer so. Bereits nach der Fusion von Synthes und Stratec im Jahr 1999 hatte man auch den Zusammenschluss mit der Mathys-Gruppe angestrebt. Die Familie hatte sich aber bisher geweigert, ins Synthes-Stratec-Boot definitv einzusteigen.

«Dies ist der Abschluss einer langen Reifeperiode», erklärte Robert Mathys. Auch wenn es für die Familie ein recht schwieriger Prozess gewesen sei, herrsche jetzt eine gewisse Erleichterung, dass man für das Unternehmen eine gute Lösung gefunden habe.

«Das Geschäft läuft gut. Aber wir haben mittelfristig gesehen, dass Wolken aufziehen und es in Bezug auf Weiterentwicklung Probleme geben könnte», so Mathys. «Man sollte eine Unternehmung verkaufen, solange diese noch einen positiven Einfluss auf einen Zusammenschluss hat.»

Prothetik bleibt bei Mathys

Die Mathys Medizinaltechnik stellt wie Synthes-Stratec Produkte wie Schrauben, Nägel und Platten sowie chirurgische Instrumente für die operative Knochenbehandlung her. Sie erzielte 2002 in diesem Bereich einen Umsatz von rund 383 Mio. Franken.

Daneben führt Mathys ein Prothetik-Geschäft mit einem Umsatz von rund 45 Mio. Franken. Gewinnzahlen veröffentlicht Mathys keine.

Der Prothetik-Bereich werde von Synthes-Stratec nicht übernommen, hiess es. Die eigenen Prothetik-Aktivitäten wurden im Herbst 2001 verkauft. Die Mathys-Familie werde den Prothetik-Bereich in eine unabhängige Firma unter dem Namen Mathys AG Bettlach übertragen.

Standorte bleiben erhalten

Die beiden Unternehmen unterhalten seit Jahren enge Beziehungen zur AO Stiftung in Davos. Diese pflegt ein weltweit verankertes Netzwerk von Wissenschaftlern und stellt die modernsten Methoden für die Behandlung von Patienten mit Knochenbrüchen und Wirbelsäulenerkrankungen bereit.

Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden und Aktionäre vorausgesetzt, werde das neue Unternehmen weltweit führend im Bereich Osteosynthese. Beim künftigen Wachstum sollen die Standorte Oberdorf und Bettlach weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

swissinfo und Agenturen

Synthes-Stratec hat im ersten Halbjahr 2003 einen Verlust von 75,6 Mio. Dollar erlitten. Grund seien einmalige Kosten von 215 Mio. Dollar für laufende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Zusammenhang mit der Akquisition von Spine Solutions.

Zudem fiel ein Abschreiber von 4,6 Mio. Dollar aus dem Verkauf von Medivision an. Ohne diese Kosten hätte der konsolidierte Reingewinn 144 Mio. Dollar betragen, im Vergleich zu 117,3 Mio. in der Vorjahresperiode.

Der Halbjahresumsatz kletterte um 20,2% auf 591,9 Mio. Dollar. Synthes-Stratec ist schwergewichtig im margenträchtigen US-Markt tätig.

Das stetige Wachstum ist laut Angaben des Unternehmens auf die erfolgreiche Lancierung eines neuen Platten- und Schraubensystems sowie auf die weiterhin erfolgreichen Verkäufe des Knochenersatzmaterials NorianSRS zurückzuführen. Auch die Lancierung eines neuen Fixationsnagels verlaufe erfolgreich.

Im Bereich Wirbelsäulen wurde in den letzten vier Quartalen eine Wachstums-Steigerung erzielt. Auch hier seien neue Produktlinien die Treiber gewesen.

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