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Telefonbuch – Longseller der Nation

Auch Benutzer mit Mobile-Anschluss erhalten das regionale Telefonbuch auf Wunsch gratis. (Bild: Imagepoint) Imagepoint

Das Schweizer Telefonbuch – ein klassisches Stück Swissness – feiert sein 125-Jahres-Jubiliäum. Die 25 Bände enthalten insgesamt 6 Millionen Einträge.

Gedruckt werden jährlich 5 Millionen Telefonbücher. Auf Wunsch erhält jeder Netzbenutzer das Buch seiner Region weiterhin gratis zugestellt.

Die dicken Telefonbuch-Bände gehören zur Schweiz wie die Bundesbahnen, das Bundeshaus oder die Berge. Eine Anzahl der 25 klassischen, unterschiedlich dicken, grau-schwarz umfassten «Wälzer» gehörte früher in jede öffentliche Telefonkabine.

Doch wurde diese Dienstleistung wegen der Trennung von Post und Telekommunikation und der Zunahme des Vandalismus in den Kabinen aufgegeben – die Datensuche in der Kabine ist seither kostenpflichtig.

Kostenlos wird aber weiterhin jedem Benutzer mit einem Festnetz- oder Mobil-Anschluss, egal ob Haushalt oder Firma, auf Wunsch das Buch seiner Region zugestellt. Braucht er weitere Bücher, muss er dafür bezahlen.

Früher nahm sich PTT der Bücher an

Früher kümmerte man sich bei der Post (PTT) um die Telefonbücher. Heute werden die Bände von der Swisscom Directories AG verlegt und vertrieben. Diese druckt jährlich rund 5 Millionen Buchbände.

«Vor der Liberalisierung übernahm die PTT die Distribution der Bücher für ihren Telekommunikations-Betrieb», sagt Directories-Sprecher Martin Lüthi gegenüber swissinfo.

«Mit der Trennung in Post und Swisscom fiel diese Zusammenarbeit weg. Seit 1999 ist das Telefonbuch-Management von Swisscom vollständig zur Directories AG ausgegliedert worden.»

Obschon Internet und CD-Rom das klassische Papierbuch elektronisch konkurrieren, behauptete sich das Telefonbuch über all die Jahre. «Europaweit zeigt die Tendenz zwar in Richtung werbefinanzierter Online-Verzeichnisse», sagt Lüthi.

Griff zum Buch daheim schneller

«Doch das Buch kann sich halten, sowohl im Geschäfts- als auch im Privathaushalts-Bereich, denn es wird komplementär zum Internet gebraucht.» Während im Büro der Computer ohnehin die ganze Zeit laufe, läge zu Hause der Griff zum Buch nahe, da man wegen einer Telefonnummer nicht gleich den Laptop aufstarten wolle.

Laut Lüthi hat die Directories den Auftrag des Fernmeldegesetzes, die «regulierten», also die Basisdaten, jedermann zur Verfügung zu stellen – ausser an Direct-Mail-Firmen und Adress-Broker.

Die Directories, die nicht nur der Swisscom gehöre, veredle diese Basisdaten jedoch mit Zusatzinformationen und produziere damit weitere Verzeichnisse.

98 Einträge in Zürich 1880

In der Schweiz kam 1880 in der Stadt Zürich das erste Buch als Abonnentenliste der damaligen «Zürcher Telephon-Gesellschaft» heraus. 98 Einträge konnte man zählen.

Bereits im Jahr darauf zog die Stadt Basel nach und brachte ein eigenes Verzeichnis der Teilnehmer heraus. In der Folge wuchs das Medium «Telefonbuch» stark. 1900 zählte man bereits 38’000 Einträge.

1913 gab es schon vier Telefonbuch-Bände der vier Netzgruppen, 1947 erschienen fünf Bände. 1959 waren es bereits eine Million Kunden-Einträge. 1969 wurde das erste Mal in den Telefonbüchern geworben.

70% nutzen das Buch regelmässig

Heute zählt die Directories 6 Millionen Einträge. Als Verlegerin hat sie mit einer Marktstudie festgestellt, dass 70% der Schweizer Bevölkerung ihr Telefonbuch regelmässig nutzen. Ein Drittel davon greift wöchentlich mindestens ein Mal zum Telefonbuch.

Im Vergleich zu früher liefern die Bücher auch viele zusätzliche Informationen rund ums (Tele-) Kommunizieren.

Jubiläumsjahr

Directories plant verschiedene Aktionen zu Ehren des Evergreens. Schliesslich ist er zu einem Stück Swissness geworden.

So öffnete im Museum für Kommunikation in Bern kürzlich eine Ausstellung zur Geschichte des Telefonbuchs in der Schweiz. Diese dauert bis Ende Jahr und zeigt auch Raritäten des Klassikers.

Am 10. November kommt es im Museum für Kommunikation zu einem Geburtstags-Fest für das Telefonbuch. Bundesrat (Landesregierung), Swisscom-Spitze und Medien werden sich dem Long- und Bestseller widmen.

Anfang November wird ausserdem ein «Buch zum Telefonbuch» veröffentlicht, das die Geschichte dieses langanhaltenden Bestsellers aufzeigt und Unterhaltsames zum Thema bietet.

swissinfo, Alexander Künzle und Agenturen

Directories ist seit 1999 einer der führenden Verzeichnis-Hersteller in der Schweiz.
Adressdaten, das Verzeichnisgeschäft und die Akquisition der Werbung in den Telefonverzeichnissen sind seit diesem Datum in diese neue Firma ausgegliedert.
Die Joint Venture AG gehört zu 51% der Swisscom.
Die restlichen 49% gehören PubliGroup, der unter anderem die Publicitas oder die Gelbe Seiten AG angehören.

Die Datenbank von Directories beinhaltet mehr als 6 Mio. Privat- und Geschäftseinträge der Schweiz inkl. Liechtenstein.

Aus dieser Adress-Datenbank erstellt der Verleger die Telefonbücher, die CD-Roms telinfo oder Directories CD, das tagesaktuelle Online-Verzeichnis Directories ETV und Internet-Verzeichnisse.

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