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Tourismus im Klima-Dilemma

Geht es auf- oder abwärts? Klima- und Tourismus-Experten sind unsicher. RDB

Vertreter der weltweit boomenden Tourismus-Industrie treffen sich im Erholungsort Davos, um Wege für eine klimaverträgliche Tourismus-Entwicklung zu finden.

An der dreitägigen Konferenz nehmen unter der Führung der Welttourismus-Organisation UNWTO auch Regierungsvertreter, internationale Tourismus- und Umweltorganisationen sowie Wissenschafter teil.

Nach einer Schätzung der UNWTO betragen die vom Tourismus verursachten Treibhausgase rund 5% der weltweiten Emissionen. Durch das exponentielle Wachstum des Tourismus werde diese Entwicklung noch beschleunigt.

Weltweit reisten 2006 laut der UNWTO 846 Millionen Menschen ins Ausland. Die Organisation bezeichnet den Tourismus als wichtigen Verursacher von Treibhausgas-Emissionen und damit mitverantwortlich für den Klimawandel.

Das Problem verschlimmere sich, wenn nicht bald Gegenmassnahmen ergriffen würden, erklärt die Organisation. So könnten die auf Tourismus zurückgehenden CO2-Emissionen in den nächsten 30 Jahren um bis zu 150% ansteigen.

«Kernpunkt ist, dass wir dieses Problem in den nächsten 50 Jahren lösen und so rasch wie möglich damit beginnen müssen», sagte Geoffrey Lipman, stellvertretender UNWTO-Generalsekretär, gegenüber swissinfo.

Die UNWTO hat deshalb von den Konferenz-Teilnehmenden Kompensationszahlungen für die CO2-Emissionen verlangt, die sie auf dem Weg nach Davos verursachten.

Tourismusregionen betroffen

Die touristischen Anbieter werden unter den Folgen des Klimawandels leiden, denn sie sind meist in ökologisch verwundbaren Gebieten tätig, die auf Klimaveränderungen stark reagieren.

Einerseits sind das tropische Insalparadiese, die durch die ansteigenden Meeresspielgel bedroht werden, andererseits leidet der Mittelmeerraum unter Wassermangel. Weiter sind Hunderte von Skitourismusorten infolge Schneemangel in ihrer Existenz bedroht.

«Davos ist ein Symbol für die Problematik, es gehört zu den bedrohten Wintersportgebieten», sagte UNWTO Generalsekretär Francesco Frangialli zur Standort-Wahl der Konferenz.

Zukunftsweisende Ergebnisse

Die Ergebnisse werden in einer Davoser Erklärung zusammengefasst, die am Mittwoch präsentiert werden soll. Ziel sei, die Anliegen des Tourismus in die Klimapolitik der UNO einzubringen.

Die Erklärung wird in nächsten Monat laut Lipman bei einem Treffen auf Ministerebene in London beraten und soll Teil der UNO-Klimawandel-Strategie werden. UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon wird diese im Dezember in Bali vorstellen. Der Fokus in Indonesien zielt auf die Nachfolge des Kyoto-Protokolls.

swissinfo und Agenturen

2003 hielt die UNO-Welttourismus-Organisation (UNWTO) den ersten Gipfel zu Klimawandel und Tourismus im tunesischen Djerba. Regierungen, Industrie und Zivilgesellschaft nahmen daran teil und schufen die Deklaration von Djerba. Diese sieht ein eigeninitiatives Vorgehen im Sektor Reaktion vor.

Der Klimawandel ist ein Top-Thema für Politiker und Regierungen weltweit und der Tourismus ein wichtiges Element der Diskussionen.

Die UNWTO will die Deklaration von Djerba nun überarbeiten. Dabei sollen Wege für den Tourismus gefunden werden, um auf den Klimawandel zu reagieren und dabei innerhalb der Millenniums-Ziele zu bleiben.

24. September: UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon trifft Staatspräsidenten und andere Regierungsvertreter aus über 150 Ländern im UNO-Hauptgebäude. Mit über 70 Staatspräsidenten ist das eintägige Treffen das hochkarätigste, an dem je über den Klimawandel gesprochen wurde.
1.-3. Oktober: Die zweite internationale Konferenz zu Klimawandel und Tourismus findet in Ferienkurort Davos statt.
12.-17. November: Die 27. Session der zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe über den Klimawandel (IPCC) findet in Valencia, Spanien, statt.
3.-14. Dezember: Die Klimakonferenz der UNO in Bali, Indonesien, wird Vertreter aus über 180 Ländern und Beobachter aus zwischenstaatlichen und nichtstaatlichen Organisationen zusammenbringen.

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