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Tourismus, Kongresse, Forschung – die Alpenstadt Davos

Flachdächer prägen das Ortsbild von Davos. swissinfo.ch

Davos ist eine städtische Agglomeration: Flachdächer, Betonbauten und nicht als Holzchalets verkleidete Mehrfamilienhäuser und Hotelkomplexe prägen das Ortsbild.

Davos – das sind auch hochgezüchtete Skigebiete, Kongresse und neue Hotelprojekte. Aber: wo ist das Zentrum?

«Früher einmal war es hier im Rathaus neben der Kirche», sagt Hans Peter Michel. «Jetzt ist es vielleicht eher bei der Eishalle, beim Kongresszentrum oder beim Arkadenplatz.»

Auch für den Davoser Landammann ist klar: «Im Grunde heisst das ja, dass wir kein Zentrum haben. Das hängt auch damit zusammen, dass sich Davos als Tourismusort versteht und manchmal wenig auf sich selbst besinnt.»

Am ehesten noch Zentrums-Charakter hätte der Arkadenplatz. Doch da steht keine Infrastruktur für Begegnungen, da parkieren Autos. «Ich hätte den politischen Rückhalt nicht, um die Parkplätze aufzuheben und zu versuchen, hier ein Zentrum zu schaffen», erklärt Michel. Sein Vorgänger habe das bereits versucht und sei gescheitert.

Eine Fussgängerzone gibt es nicht in der Stadt Davos. Autos vor Fussgänger, das gilt ausgerechnet auch für die «Promenade», die vier Kilometer lange, zentrale Einkaufsstrasse. «Wir würden massiv gewinnen mit einer Umgestaltung der ‹Promenade› in eine Fussgängerzone», ist der Stadtpräsident überzeugt.

Die Relativierung folgt sogleich: «Es gibt das technische Problem, dass die Talstrasse etwas zu schmal ist.» Kurzum: «Das Projekt steht zwar in Gedanken, aber nicht kurz vor seiner Realisierung.»

Spektakulärer Turm auf der Alp

Mehrheitsfähig sind hingegen mehrere Hotel-Grossprojekte. Dem 105 Meter hohen Herzog & de Meuron-Turm auf der Schatzalp steht rechtlich nichts mehr im Weg. Die Einsprachen der Landschaftsschützer sind aus dem Weg geräumt.

Dennoch rechnen die lokalen Promotoren frühestens 2009 mit einem Baubeginn. «Das Projekt ist hoch komplex, es umfasst das alte Hotel, Wälder, Quellen, das brachliegende Skigebiet Strela und das Hochhaus», begründet Promoter Erich Schmid gegenüber swissinfo den zeitlichen Horizont.

«Viele Investoren zeigen Interesse. Wir möchten jedoch jemanden finden, der unsere Ansichten teilt und einen gewissen Idealismus mitbringt.»

Problem Zweitwohnungen

Noch 2006 soll mit dem Umbau der vor mehr als 20 Jahren geschlossenen Basler Höhenklinik begonnen werden. Hier plant der Mailänder Architekt Matteo Thun ein 400-Betten-Hotel mit einem Wellness- und Kongressbereich sowie Luxus-Eigentumswohnungen.

Der Boom hat seine Schattenseiten. Auch in Davos sind die Landpreise in den vergangenen Jahren explodiert. Das allgemeine Lohnniveau jedoch ist tiefer als in Zürich. Viele Betten bleiben während Monaten leer.

«Das ist ein Problem», räumt Landammann Michel ein. «Davos ist attraktiv und das wirkt sich auf die Preise aus, aber so einfach ist das nicht.»

Auch unter dem Druck einer Volksinitiative plant die Gemeinde Massnahmen, um den Bau von Zweitwohnungen zu kontingentieren und den Bau von Erstwohnungen zu fördern.

Ölheizungen verursachen C02

Bis ins Jahr 2014 will Davos den CO2-Ausstoss im Vergleich zum Wert von 2004 um 15% senken. Eine Machbarkeitsstudie kommt zum Schluss, dass dieses Ziel vor allem mit Gebäudeisolationen erreicht werden kann.

Die Heizungen verursachen rund 80% der CO2-Emissionen. Die Zahl der Heiztage liegt 30% höher als im schweizerischen Mittelland. Viele Gebäude stammen aus den 1970er- und 80er-Jahren und werden mit Erdöl geheizt.

Nun soll die Gemeinde Anreizsysteme entwickeln und damit erneuerbare Energien und die Sanierung von Altbauten fördern. «Hier spielt auch der Kanton eine wichtige Rolle. Er ist zuständig für die Subventionen. Aber wir wollen auch als Vorbild voran gehen, indem wir die Abwärme der Eishalle für das Hallenschwimmbad nutzen werden», erzählt Michel.

Schneekanonen für optimale Pisten

Eine zentrale Rolle für den Tourismus spielen neben den Skipisten die zahlreichen Kongresse. Dazu gehört insbesondere das World Economic Forum, das im ansonsten relativ flauen Januar nicht nur optimale Auslastung, sondern auch weltweites Ansehen bringt.

In den vergangenen drei Jahren haben die Bergbahnen rund 40 Millionen Franken investiert und flächendeckende Beschneiungsanlagen installiert.

«Die Leute erwarten heute optimale Pistenverhältnisse. Wenn wir die Pisten nicht entsprechend präparieren, dann wandern sie ab. Das ist leider so», begründet Michel den Aufwand. «Wir beschneien weniger als 20% der Pisten, in Österreich sind es 40%.»

swissinfo, Andreas Keiser, Davos

Davos liegt 1560 Meter über Meer und ist die höchst gelegene Stadt Europas.

Zur «Landschaft Davos Gemeinde» gehören: Davos Dorf, Davos Platz und die ländlichen Fraktionen Frauenkirch, Glaris und Monstein.

Auf 13’000 Einwohner kommen 24’000 Betten in Hotels und Ferienwohnungen.

Höchster Punkt der mit einer Fläche von Fläche von 254 km2 zweitgrössten Gemeinde der Schweiz ist das Flüela-Schwarzhorn mit 3146 Meter über Meer.

45% der Fläche sind Weiden, 29% Ödland, 16% Wald, 8% Wiesen und je 2% Seen und überbautes Gebiet.

Das Label «Energiestadt» wurde von der Eidgenossenschaft ins Leben gerufen.

Es verpflichtet die Städte zu einer nachhaltigen kommunalen Energiepolitik.

Kriterien sind Raum-Ordnung, kommunale Gebäude, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, Kooperation und Kommunikation.

Das CO2-Inventar für Davos ist ein Projekt der Gemeinde Davos, des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung und der Forschungsanstalt für Wald Schnee und Landschaft.

1853 kam der deutsche Arzt Alexander Spengler als Flüchtling nach Davos. Er entdeckte das Klima als Heilfaktor gegen die Tuberkulose.

In der Folge entstand der grösste Lungenkurort Europas.

Nach der Weltwirtschaftskrise und mit dem Bau der Parsennbahn (1930: Wandlung vom Nobel- zum Volkskurort mit Betonung Sport.

Neue Methoden in der Behandlung der Tuberkulose (Antibiotika) brachten nach 1950 die Sanatorien zum Verschwinden.

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