Tourismus-Land Schweiz holt Weltmeistertitel
Die Schweiz ist laut einem neuen WEF-Ranking weltweit am attraktivsten für die Entwicklung der Tourismus- und Reiseindustrie. Gleich dahinter folgen Österreich und Deutschland.
Deutlich schlechter werden traditionelle Ferienländer wie Frankreich, Spanien oder Italien eingestuft.
Mit einer Note von 5,66 schneidet die Schweiz von 124 untersuchten Ländern weltweit am besten ab. Österreich folgt mit 5,54 an zweiter Stelle vor Deutschland mit 5,48 Punkten.
Island, die USA, Hongkong, Kanada, Singapur, Luxemburg und Grossbritannien vervollständigen in dieser Reihenfolge die Top Ten.
Erst auf Platz 12 folgt Frankreich, das meistbereiste Land der Welt. Spanien liegt an 15. Stelle, Italien bloss auf Rang 33. Die Schlusslichter machen die afrikanischen Staaten Tschad, Burundi, Angola und Lesotho unter sich aus.
Der vom World Economic Forum (WEF) am Donnerstag veröffentlichte Index der Wettbewerbsfähigkeit für Reisen und Tourismus untersucht die Bedingungen in den einzelnen Ländern auf Grund von 13 Kriterien.
Sie reichen von den natürlichen Ressourcen über die preisliche Wettbewerbsfähigkeit, die Infrastruktur und das Gesundheitswesen bis zum politischen Umfeld und der Umweltgesetzgebung.
Kein Schönheitswettbewerb
Die Untersuchung sei kein Schönheitswettbewerb der Ferienländer, erklärte die WEF-Ökonomin Jennifer Blanke. Es gehe vielmehr darum, jene Faktoren zu bewerten, welche die Weiterentwicklung der Reise- und Tourismusindustrie in einem Land attraktiv machten.
Denn die Tourismusindustrie sei ein Schlüsselsektor für das Wirtschaftswachstum und für die Schaffung von Arbeitsplätzen in vielen Ländern.
«Es geht um den Standort Schweiz für Investitionen im Tourismus»
Hansruedi Müller, Professor für Tourismus an der Universität Bern, hält die WEF-Studie durchaus für wichtig und glaubwürdig, wenn man berücksichtige, dass sie nicht das Produkt Tourismusland Schweiz beurteile, sondern die Schweiz als Standort für Investitionen im Tourismus.
«Wahrscheinlich wurde die Gastronomie deshalb nicht mitberücksichtigt, weil sie bezüglich Attraktivität für Investitionen nicht relevant ist», erklärt Müller gegenüber swissinfo und verweist auf die lange Tradition der Schweiz als Tourismus- und Reiseland.
«Fragwürdig scheint mir allerdings die schlechte Bewertung der Angestellten in Österreich und Deutschland gegenüber denjenigen der Schweiz, wenn man sieht, dass die Schweiz die Angestellten nicht zuletzt aus diesen Ländern importiert», schränkt Müller ein.
Sichere Schweiz
Der Spitzenplatz der Schweiz ist unter anderem dank Bestwerten für das Gesundheitswesen und die Trinkwasserhygiene, für die Bahninfrastruktur sowie die Hotelfachschulen mit Weltruf zu Stande gekommen.
Das Land wird auch als extrem sicher eingestuft und gehört mit sechs UNESCO-Welterbestätten zu den Spitzenreitern bei den natürlichen und kulturellen Ressourcen. Als streng und effektiv wird auch die Umweltgesetzgebung beurteilt.
Zu teuer
Diese Faktoren machten im Urteil des WEF einen grossen Nachteil des Ferienlandes Schweiz wett, nämlich die sehr schlechte preisliche Wettbewerbsfähigkeit.
Hier landete die Schweiz auf Platz 115 oder an neuntletzter Stelle.
Schon letztes Jahr auf dem ersten Platz
Die Schweiz hatte letztes Jahr bereits beim WEF-Ranking über die gesamte Wettbewerbsfähigkeit erstmals den Spitzenplatz erobert.
Der Fremdenverkehr trägt gemäss WEF-Bericht mit rund 6,2% zum Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz bei; das ist bedeutend mehr als etwa in Deutschland (2,6%).
Nach Angaben der UNO-Welttourismus-Organisation (UNWTO) zählt die Schweiz trotz ihrer geringen Fläche zu den 20 beliebtesten Reisezielen der Welt.
In einer Studie der Beratungsfirma Ernst & Young wurde die Schweiz zudem als attraktivster europäischer Standort für ausländische Unternehmen eingestuft.
swissinfo und Agenturen
Mehr
Schweiz Tourismus
WEF-Rangliste:
1. Schweiz
2. Österreich
3. Deutschland
4. Island
5. USA
6. Honkong
7. Kanada
8. Singapur
9. Luxemburg
10. Grossbritannien
Ferner:
12. Frankreich
15. Spanien
33. Italien
Das World Economic Forum wurde 1971 von Klaus Schwab unter dem Namen Management Symposium in Davos gegründet.
Das Jahrestreffen hat immer in Davos stattgefunden, mit Ausnahme 2002. Vier Monate nach den Anschlägen auf die Twin Towers trafen sich damals die «Global Leaders» in New York.
Am diesjährigen WEF nahmen 2400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 90 Ländern teil. Es stand unter dem Motto «Verschiebung des Machtgleichgewichts».
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch