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Treffpunkt für das urbane Kind

Kindercity, das erste Edutainment-Center der Schweiz. swissinfo.ch

Die erste Kindercity der Schweiz im zürcherischen Volketswil ist eröffnet. Sie bietet Kindern von zwei bis zwölf Jahren spielerisches Lernen.

Die 34-jährige Initiantin Sandrine Gostonian hatte vier Jahre für die Idee gekämpft und wurde dafür zur Unternehmerin des Jahres gewählt.

Sandrine Gostonian, Initiantin

Wir wollten den Kindern eine Freude machen

Ein riesiges Einkaufzentrum. Daneben entsteht eine Grossüberbauung mit Eigentumswohnungen. Die Autobahnausfahrt ist in unmittelbarer Nähe: Der richtige Ort, um dem heutigen Kind ein Erlebnis- und Lernhaus zu bauen.

«Volketswil ist die jüngste Gemeinde der Schweiz. Wir haben ein Durchschnittsalter von 37 Jahren», sagte Gemeindepräsident Bruno Walliser an der Eröffnungsfeier der Kindercity. Dazu komme, dass das Zürcher Oberland die höchste Kinderdichte des Landes aufweise.

Deshalb wurde die Kindercity hier in Volketswil gebaut. Neun Standorte standen anfänglich zur Auswahl. Die grösste Gemeinde der Schweiz, die keinen Bahnanschluss habe, so Walliser, habe den Zuschlag erhalten.

Erlebnis-Arenen

Wie nun sieht die Kindercity aus? Der Ort, in dem sich Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren auf spielerische Weise mit Wissenschaft und Technik vertraut machen können?

Das «Edutainment Center» ist ein in gelb-rot gehaltener Bau aus Beton, Glas und etwas Holz. Im grossen Eingang steht ein riesiger grüner Fantasiebau, an dem viele Fabeltiere hängen. Rund um den Fabelbaum zieht sich eine Theke, an der Drinks gereicht werden.

Dann führen mehrere Wege über sanft ansteigende Rampen und Treppen zu den fünf Bereichen, «Arenen» genannt.

Die Kinder können zum Beispiel im Expeditionsweg das Gehirn kennen lernen, herausfinden woher Strom kommt oder einen eigenen TV-Film drehen.

In einer anderen Arena stehen ein Haus, ein Iglu, eine Schule und gar das Bundeshaus. «Du schnupperst zum ersten Mal etwas Politik und merkst, dass das überhaupt keine langweilige Sache ist», steht da geschrieben.

Es gibt eine Bastelfabrik, eine Lernfabrik, eine Schokoladenfabrik und auch eine grosse Küche, wo Kinder mit Mehl und Hefe experimentieren können und erfahren, wie ein Brot entsteht. Zwölf kindersichere Induktionsherde stehen zur Verfügung.

Auf insgesamt 6000 Quadratmetern können die Kinder die «spielerisch-wissenschaftlichen Phänomene» ergründen, Theater spielen, Geburtstag feiern und vieles mehr.

Die Idee kommt aus dem Ausland

Sandrine Gostonian, Mutter von zwei Kindern, hat in Paris zum ersten Mal ein Bildungszentrum für Kinder gesehen. In die Schweiz zurückgekehrt, zog sie vier Jahre lang durch die Lande, suchte Geldgeber, Sponsoren und Bauträger und musste ein Projekt schmackhaft machen, das nur in ihrer Vorstellung existierte, nicht aber in Wirklichkeit.

«Die Idee dahinter ist, den Kindern wissenschaftliche Themen näher zu bringen, ohne dass sie dies merken», sagt Gostonian gegenüber swissinfo. Grösser als die Auffassungsgabe von Kindern sei nur noch deren Neugier. Und im Gegensatz zu Erwachsenen verfügten Kinder über ein beinahe unbeschränktes Auffassungs-Potential.

Den Standort Volketswil – inmitten von Einkaufszentren und Wohnsiedlungen – findet die Initiantin von Kindercity toll. «Wir wollen da sein, wo die Leute sind», sagt sie.

Keine Kinderkrippe, ein kommerzielles Projekt

Aber die City sei kein Kinderhort, wo Eltern ihre Kinder abgeben können, um dann im nahe liegenden Einkaufszentrum ruhiger zu shoppen.

«Das ist nicht möglich, denn wir machen keine Kinderbetreuung, eine erwachsene Begleitperson ist obligatorisch». Es sei eben wichtig, dass die Entdeckungen gemeinsam gemacht würden, «dass Gespräche entstehen, Fragen gestellt werden, die wir nicht alle in den Arenen beantworten können».

Die Kindercity ist ein kommerzielles Projekt. Wer ins Haus will, muss Eintritt bezahlen. Der Betrieb muss sich rechnen. «Ja, da lastet schon ein Druck auf mir», sagt Sandrine Gostonian, «aber jetzt freue ich mich, dass die Idee Wirklichkeit wurde.»

Über Geld wurde denn an der Eröffnung auch kaum gesprochen. Das Projekt verschlang 17 Mio. Franken. Ein Grossteil haben Sponsoren übernommen. Allen voran die Beamten-Versicherungskasse des Kantons Zürich. Als Besitzerin des Grundstückes hat sie den Bau auf ihre Kosten erstellt und dafür 12 Mio. Franken veranschlagt.

Sandrine Gostonian hat mit der Kindercity Arbeitsplätze geschaffen: 25 Vollzeit- und 35 Teilzeitstellen. Dazu arbeitet sie mit der Pädagogischen Hochschule Zürich zusammen. «Um mir eine optimale Beratung im pädagogischen Bereich zu sichern», sagt sie.

Für all ihre Bemühungen wurde sie 2002 – also noch bevor die Kindercity eröffnet wurde – zur Schweizer Unternehmerin des Jahres gekürt. Pro Jahr werden 250’000 Besucherinnen und Besucher in der Kindercity erwartet. Rund 700 pro Tag.

swissinfo, Urs Maurer, Volketswil

Kindercity kostet 17 Mio. Franken.
Es konnten hochkarätige Sponsoren gefunden werden.
Den Kindern stehen 6000 Quadratmeter zur Verfügung.
Pro Jahr werden 250’000 Besucherinnen und Besucher erwartet.
Es handelt sich um ein kommerzielles Projekt.

Die Kindercity bietet Kindern die Möglichkeit, sich spielerisch mit Wissenschaft auseinanderzusetzen.
In fünf Arenen findet sich alles von «Driving School» bis Kinderküche.
Das Projekt wird von der Pädagogischen Hochschule Zürich begleitet.
Kindercity ist keine Kinderkrippe, Erwachsene müssen die Kinder begleiten.

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