Trotz Krise: Migros und Coop wachsen
Bei den Schweizer Detailhändlern hat Migros immer noch die Nase vorn, aber Coop holt immer mehr auf.
Die beiden Detailhandelsriesen lassen ihre Konkurrenz Jahr für Jahr weiter zurück. Die Kleinen kommen laut Experten zusehends unter die Räder.
Die zehn Migros-Genossenschaften konnten ihren Umsatz letztes Jahr um 1,8% ausweiten und damit Marktanteile gewinnen, wie der grösste Schweizer Detailhändler am Freitag mitteilte. Das Umfeld sei insbesondere in der Reisebranche und im Warenhausbereich (Globus) schwierig gewesen, hiess es weiter.
Der inländische Detailhandelsumsatz, der neben den Genossenschaften von der Globus-Gruppe, Ex Libris und den Migrol-Tankstellen bestritten wird, erhöhte sich um 0,5% auf knapp 17 Mrd. Franken. Die Genossenschaften erzielten dabei einen Umsatz von gut 14 Mrd. Franken.
Umsatz-Sprung bei Coop
Die Coop-Gruppe, welche ihre Zahlen am Mittwoch präsentierte, hat den Detailumsatz im vergangenen Jahr ihrerseits um 5,6% auf 14,5 Mrd. Franken erhöht. Bei einem gesamthaft rückläufigen Detailhandel habe Coop damit weiter Marktanteile gewonnen, so das Unternehmen.
Die Umsätze der Coop-Läden, der EPA-Warenhäuser, der Bau+Hobbymärkte, der Restaurants und der Bâlehotels stiegen um 5,5% auf 12 Mrd. Franken. Die Tochtergesellschaften konnten den Umsatz um 6% erhöhen. Der Umsatzzuwachs durch Akquisitionen belief sich auf 550 Mio. Franken.
Kleine Einbusse bei Manor
Die Manor Gruppe als Nummer 3 der Branche meldete am Freitag einen Umsatzrückgang von 0,8% auf gut 3 Mrd. Franken. Dabei schrumpften die 72 Manor-Warenhäuser sogar um 2%. Zugelegt haben hingegen die Möbelkette FLY und die Sportkette Athleticum. Bei Spar stagnierte der Umsatz bei 790 Mio. Franken.
Wer sind die Verlierer?
Wenn die Grossen in einem leicht rückläufigen Markt immer grösser werden, gibt es zwangsläufig Verlierer. «Zu ihnen gehören vor allem die selbstständigen kleineren Detaillisten mit einem Franchising-Vertrag wie zum Beispiel Betreiber von Primo/Visavis-Läden», erklärte Peter Saner, Direktor des Branchenverbandes Swiss Retail Federation, gegenüber swissinfo.
Die Grossen könnten vor allem aufgrund grossflächiger Ladenlokale wachsen, denn dies ermögliche eine grössere Wertschöpfung, so Saner. Er verwies aber auch auf Coop, wo mit Preiserhöhungen ein Umsatzplus erreicht worden sei.
«Die Ausnahme von der Regel sind aber die kleinen Tankstellen-Shops, die im letzten Jahr um fast 25% zulegen konnten.» Sie profitieren laut dem Verbands-Direktor von wesentlich besseren Rahmenbedingungen wie beispielsweise längeren Ladensöffnungszeiten.
Food- und Nonfood-Detailhandel unterschiedlich
Saner erachtete den Unterschied von Food- und Nonfood-Detailhandel als wichtig. Den Food-Bereich, der wegen Subventionen und Zöllen ein relativ «starrer» Markt sei, beherrschten Migros und Coop mit Anteilen von zusammen rund 78%. Wachstum sei hier generell schwierig, weil praktisch kaum mehr Standorte für neue Lokale zu finden seien, so Saner weiter.
Anders sehe es im Nonfood-Bereich aus, wo die ausländische Konkurrenz gross sei. Migros und Coop stehen da laut Saner mit gerade mal 18% respektive 10% da. Er erwähnte C&A, Media Markt oder Zara, welche aufgrund geringerer Zollschranken leichter auf dem Schweizer Markt hätten Fuss fassen können.
Wegen der schlechten Wirtschaftslage würden die Konsumenten in dem Bereich mit Investitionen zuwarten. Das ist laut Saner der Grund für teilweise zweistellige Einbrüche im Nonfood-Bereich.
swissinfo und Agenturen
Umsätze 2003:
Migros-Konzern: 20 Mrd. Franken (+1%), Coop: 14,5 Mrd. Franken (+ 5,6%)
Manor als Nr. 3 büsste 0,8% ein und erzielte gut 3 Mrd. Franken Umsatz
Der Gesamtmarkt ist dabei um 0,4% geschrumpft.
Im Food-Bereich halten Migros und Coop zusammen rund 73%.
Besonders zugenommen hat in beiden Unternehmen der Umsatz bei den biologischen und ökologisch produzierten Produkten.
Im Non-Food-Bereich halten die beiden Grossen hingegen nur 18% (Migros) und 10%.
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