Türkischer Markt für die Schweiz attraktiv
Der türkische Markt mit seinem rasanten Wachstum ist für die Schweiz attraktiv. Doch der Konkurrenzkampf - vor allem mit den EU-Ländern - ist hart.
Auch aus diesem Grund verzichtet der Bundesrat laut Beobachtern auf eine deutlichere Sprache gegenüber der Türkei.
«Mein Besuch ist ein klares Signal, dass die Schweiz die Beziehungen zur Türkei festigen und ausweiten möchte», sagte Aussenministerin Micheline Calmy-Rey bei ihrer Türkei-Reise im März.
Wie der Besuch von Wirtschaftsminister Joseph Deiss war im September 2003 auch ihre Reise wegen der Armenierfrage zuerst «verschoben» worden.
Steigende Exporte
Für die Schweizer Wirtschaft – besonders für die Exportwirtschaft – ist die Türkei eine wichtige Adresse. Allein der Wert der Schweizer Exporte stieg 2004 im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 1,9 Mrd. Franken.
Bei den Investitionen belegt die Schweiz in der Türkei den siebten Rang. Ende 2003 lag das schweizerische Investitionsvolumen bei 1,1 Mrd. Franken (84 Mio. Fr. mehr als Ende 2002), wie aus den Statistiken der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hervorgeht.
Zwischen Mitte 2003 und Mitte 2004 eröffneten 42 Schweizer Firmen Filialen in der Türkei. Insgesamt beschäftigen die Schweizer Unternehmen in der Türkei rund 9000 Mitarbeiter. Im Land präsent sind unter anderem Novartis, Nestlé, ABB, Ciba, Roche, Givaudan, Philipp Morris und Syngenta.
«Tor zum Nahen Osten»
Nach Angaben von Raymond Bigler, Direktor der schweizerisch-türkischen Handelskammer in Istanbul, ist die Türkei das Tor zu den Märkten im Nahen Osten und in Zentralasien. Und: «Die Türkei ist ein Markt, der ständig wächst».
Diese Einschätzung wird von den am Donnerstag vom türkischen Statistikamt veröffentlichten Zahlen untermauert: demnach ist das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Jahr 2004 gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Prozent gewachsen.
Ein Handicap aus Sicht der Firmen ist die doppelte Steuerbelastung in der Schweiz und in der Türkei. Die Unternehmer fordern deshalb ein Doppelbesteuerungsabkommen, wie es mit anderen guten Handelspartnern üblich ist.
Dass ein solches Abkommen fehlt, weiss auch der Bund: Calmy-Rey sprach das Thema bei ihrer Reise die Türkei an. Und auch Deiss hätte diese Frage wohl auf Tapet gebracht.
swissinfo und Agenturen
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