Tunnel-Sicherheit: LKW im San Bernardino nur einspurig
Die Bündner Behörden und der Bund haben auf die prekäre Verkehrssituation auf der A13 am San Bernardino mit einem ganzen Paket von Massnahmen reagiert. Voraussichtlich schon ab Montag wird der Schwerverkehr durch den Tunnel nur noch einspurig geführt.
Die versuchsweise alternierende Einbahn-Regelung wird erlassen, um Kollisionen von schweren Fahrzeugen im 6,6 Kilometer langen A13- Strassentunnel zu verhindern, wie das Bündner Bau-, Verkehrs-und Forstdepartement am Freitag vor den Medien in Chur bekannt gab. Die Massnahme ist mit den Verantwortlichen des Bundes abgesprochen. Ziel der Behörden ist es, das Verkehrsaufkommen auf der A13 zu dosieren.
Die Einbahn-Regelung wird allenfalls für weitere Tunnels auf den Zufahrtsrampen zur San Bernardino-Röhre in Betracht gezogen. Weiter gilt ein Lastwagen-Überholverbot auf den nicht richtungsgetrennten Teilabschnitten der A13 zwischen Reichenau und Mesocco.
Für alle fünf Strassen-Alpenübergänge durch die Schweiz wird zudem ein Mindest-Abstand von 150 Metern zwischen zwei Lastwagen eingeführt. Diese Massnahme soll innert zwei Wochen gelten, sobald das notwendige neue Signal verfügbar ist.
Lastwagen zurückhalten
Ausserdem sollen verkehrslenkende Massnahmen die San Bernardino- Transitstrecke entlasten. Dazu gehören vor allem Rückhalte-Massnahmen in Koordination mit dem Bund und anderen Kantonen. Mit einer Intensivierung der Verkehrsinformation über Viasuisse soll die Verkehrslenkung unterstützt und die Information verbessert werden.
Weil der Gotthardtunnel nach der Brandkatastrophe wahrscheinlich für Monate geschlossen bleiben wird, werden auf der A13 bereits für den kommenden Winter Vorkehrungen getroffen. Geplant ist die temporäre Signalisation für Fahrverbote und ein Kettenobligatorium, die Schwarzräumung der Autostrasse sowie die Verstärkung der Abschleppdienste.
Nachtfahrverbot nicht aufweichen
Geprüft wird überdies eine möglichst lange Offenhaltung der Passübergänge in Graubünden. Nicht zur Diskussion stehen dagegen die Aufhebung des Nachtfahrverbotes, die Kontingentierung des Transitverkehrs sowie eine Beschränkung der Gewichtslimiten.
Wegen des höheren Gefahrenpotenzials durch den grösseren Verkehr werden die Feuerwehr-Stützpunkte und die Rettungsteams entlang der A13 verstärkt. Auf der San Bernardino-Strecke hatten sich nach dem Brand im Gotthardtunnel innert einer Woche drei schwere Unfälle ereignet.
Ausweichen auf San-Bernardino-Route und Gotthardpass
Eigentlich überraschen die Unfälle nicht. Denn zahlenmässig ist die San-Bernardino-Route seit dem 24. Oktober am meisten belastet. Dort wurden in der Woche nach der Gotthard-Brandkatastrophe fast 14’000 Lasten- und Sattelzüge gezählt. Dies entspricht laut dem Bundesamt für Strassen einer Zunahme um 560 Prozent.
Über den Gotthardpass fuhren gut 3’000 Lastwagen, Cars und Lastfahrzeuge, was einer Zunahme um sogar fast 700 Prozent entspricht.
Um einen Drittel auf 2’100 Fahrzeuge zugenommen hat der Schwerverkehr am Simplon. Am Grossen St. Bernhard wurden 1’896 schwere Fahrzeuge gezählt, was 61 Prozent mehr waren als in der Woche vor der Gotthardsperrung.
Bahn in den letzten Tagen besser genutzt
Zugenommen hat in den vergangenen Tagen auch die Nachfrage des Güterverkehrs nach Transport-Möglichkeiten auf der Schiene. So sind die heute vorhandenen Kapazitäten im alpenquerenden Einzelwagenladungs- und Containerverkehr praktisch ausgeschöpft und auch der Huckepackverkehr am Gotthard habe eine leicht steigende Nachfrage verzeichnet.
Das zuständige Ministerium geht davon aus, dass die noch bestehenden Reserve-Kapazitäten beansprucht werden. Diese umfassen eine Gütermenge, die rund 2’000 Lastwagen-Ladungen entspricht. Kurzfristig können sie um weitere 150 Lastwagen täglich angehoben werden.
Zudem soll ab 12. November ein zusätzliches Angebot im Huckepackverkehr für 140 Lastwagen auf der Strecke Brunnen und Lugano-Vedeggio angeboten werden.
Gotthard: Untersuchungen im Tunnel wieder aufgenommen
Unterdessen sind die Staubpartikel im Gotthard untersucht worden, deretwegen sich die Arbeiten im Tunnel verzögert hatten. Die Räumung der Deckentrümmer und die Bergung der im Gotthard-Tunnel ausgebrannten Fahrzeugwracks wurde am Freitagnachmittag wieder angefangen.
Die bisher untersuchten Luft- und Staubanalysen liessen dies gefahrlos zu, sagte der Sprecher der Tessiner Kantonspolizei, Mario Ritter.
swissinfo und Agenturen
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