UBS-Aktionäre verlangen Klarheit
Nach den Milliarden-Abschreibern der UBS in Folge der Kreditkrise will die Anlage-Stiftung Ethos nicht einfach zur Normalität zurückkehren. Sie verlangt daher genauere Abklärungen.
Ethos wird an der ausserordentlichen UBS-Generalversammlung vom Februar detaillierte Auskünfte über die Wertberichtigungen und allenfalls eine Sonderprüfung verlangen.
Der Unmut der Aktionäre über die Milliarden- Abschreiber der UBS wächst. Die wegen der Hypothekarkrise in den USA entstandenen erheblichen Abschreibungen und Verluste bedürften genauerer Abklärungen.
Verlangt wird «eine umfassende Darlegung der Ursachen, die zu diesem massiven Einschnitt führen konnten».
Zu diesem Zweck legt die Genfer Anlagestiftung einen Fragenkatalog vor, um allfällige Mängel in der Risikokontrolle und Risikobewirtschaftung aufzuzeigen. Einerseits solle abgeklärt werden, ob die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten worden seien.
Andererseits diene das Verfahren auch zur Verbesserung der Risiko-Bewirtschaftung und -Kontrolle der Bank in der Zukunft.
«Als langfristig denkender Aktionär müssen wir Gewähr dafür haben, dass die Ursachen für die massiven Abschreibungen in der notwendigen Tiefe erkannt wurden. Nur so wird es möglich sein, die entsprechenden Lehren zu ziehen», erklärt Ethos-Geschäftsführer Dominique Biedermann.
Verwaltungsrat und Revisoren im Fokus
Das Auskunftbegehren richtet sich sowohl an den UBS-Verwaltungsrat als auch an die Revisionsstelle, die an der ausserordentlichen Generalversammlung vom Februar Red und Antwort stehen sollen.
Die Fragen an den Verwaltungsrat drehen sich unter anderem um die Unabhängigkeit zwischen Bewirtschaftung und Kontrolle der Risiken sowie um Limiten für Transaktionen.
Weitere Themen sind die Vergütungen der Führungsleute im 2006 und die Vergütungssysteme der Mitarbeiter der Risikokontrolle.
Gleichbehandlung der Aktionäre
Zur Sprache soll auch die Gleichbehandlung der Aktionäre und das Zeichnungsrecht für Wandelobligationen kommen. Die Revisionsstelle soll Auskunft erteilen über die Umsetzung des Rundschreibens der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) vom September 2006, bei dem es um die Überwachung und interne Kontrolle von Banken geht.
Weitere Themen sind allfällige Anpassung der UBS-Rechnungslegung 2006 sowie die Unabhängigkeit und Angemessenheit des Risikokontrollsystems.
Je nach Antworten auf ihren Fragekatalog will Ethos an der GV eine Sonderprüfung durch einen unabhängigen Experten beantragen.
«Wir haben Kenntnis von den Ethos-Anträgen und werden die Fragen sorgfältig beantworten», sagte UBS-Sprecher Serge Steiner. Die GV werde in der zweiten Februar-Hälfte stattfinden.
Grosser Wertverlust
Die 1997 von zwei Genfer Pensionskassen gegründete Ethos Stiftung hat an ihren UBS-Aktien in diesem Jahr keine Freude. Der UBS-Kurs ist von knapp 80 auf derzeit 52.85 Franken geschrumpft.
Laut Geschäftsbericht besass Ethos 2006 rund 1,14 Mio. Aktien der Grossbank. Insgesamt verwaltet die Stiftung derzeit Vermögen von 2,5 Mrd. Franken.
UBS in New York verklagt
Nicht nur Ethos ist über die Abschreiber von 16 Milliarden der Grossbank unzufrieden. Ein Aktionär hat die UBS vor einem New Yorker Gericht wegen des Verdachts auf Irreführung verklagt.
Das Institut soll falsch über die Abschreibungen im Zuge der US- Hypothekenkrise informiert haben.
swissinfo und Agenturen
Ethos, schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung, wurde 1997 von zwei Genfer Pensionskassen gegründet und umfasst zurzeit 81 institutionelle Investoren.
Zweck der Stiftung ist es, bei den Anlagetätigkeiten die Berücksichtigung von Grundsätzen für nachhaltige Entwicklung und die Best-Practice-Regeln im Bereich der Corporate Governance zu fördern.
Ethos stützt sich auf die in ihrer Charta definierten Prinzipien.
Die Stiftung ist Eigentümerin der Firma Ethos Services, welche für die gesamte Anlagetätigkeit und Beratung verantwortlich ist.
Ethos Services ist auf dem Gebiet der nachhaltigen Anlagen spezialisiert.
Ethos Services berät Anlagefonds und diskretionäre Vermögensverwaltungs-Mandate von zur Zeit 2,5 Milliarden Fr., die mit einem SRI-Ansatz (Socially Responsible Investment) verwaltet werden.
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