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UBS führt neben Bonus auch Malus ein

Keystone

Der Verwaltungsratspräsident der UBS, der grössten Schweizer Bank, erhält künftig keine Bonuszahlungen mehr. Nach den Milliardenverlusten wird für die Konzernleitung ein längerfristiges Bonus-Malus-System eingeführt.

Ab 2009 führt die wegen ihrer Bonus-Politik stark unter Beschuss geratene Grossbank UBS ein neues Vergütungsmodell ein. Dieses ist mit der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) besprochen.

Definitiv werde nach Rücksprache mit der EBK und nach Vorliegen der Jahresergebnisse entschieden.

Laut UBS sind dabei folgende wesentliche Neuerungen vorgesehen: Erstens ist der Verwaltungsrats-Präsident ab 2009 nicht mehr in dieselben Anreizsysteme eingebunden wie die Konzernleitung. Er erhält also keine variable Komponente mehr.

Er erhält stattdessen ein fixes Honorar in bar und eine fixe Zahl an Aktien, die über vier Jahre gesperrt sind.

Zweitens basiert die variable Barvergütung für die Konzernleitung auf einem Bonus-Malus-System: Bei der variablen Barvergütung wird zunächst maximal ein Drittel ausbezahlt.

Und drittens gilt ein ähnliches Konzept für die variable Aktienbeteiligung. UBS-Aktien erhalten die Topmanager erst nach drei Jahren.

2008 nur Fixlohn

Für das laufende Jahr erhalten weder Verwaltungsrats-Präsident Peter Kurer noch die Mitglieder der Konzernleitung Boni – es gibt also nur den Fixlohn. Für alle Kader und Mitarbeitenden gehe die variable Vergütung zudem deutlich zurück.

Der grössere Anteil der variablen Barvergütung werde in einem Sperrkonto einbehalten und bleibe den künftigen Geschäftsrisiken ausgesetzt, kündigt die UBS an. Damit werde der Bonus nur ausbezahlt, wenn die Bank und ihre Unternehmensbereiche auch in den folgenden Jahren erfolgreich seien.

Aktionäre erhalten Mitsprache

Eine Lohnobergrenze gibt es aber nicht. Den Aktionären wird ab 2009 jedoch eine Konsultativabstimmung über die Grundlagen des Vergütungsmodells in Aussicht gestellt.

Beim bisherigen Vergütungsmodell habe sich gezeigt, dass es stark auf kurzfristige Ergebnisse, ohne Berücksichtigung der Qualität oder Nachhaltigkeit, ausgerichtet war, räumte die UBS ein.

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EBK

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) wurde ursprünglich als Aufsichtsorgan über den Bankensektor eingerichtet. Im Lauf der Zeit wurde ihr Tätigkeitsfeld ausgedehnt auf Banken, Wertschriftenhändler und Fondsmanager betreffend Geldwäscherei. Die EBK ist zwar nicht Teil der Bundesverwaltung, ist jedoch im Finanzdepartement integriert.

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Rückzahlungsforderungen?

Rückzahlungsforderungen gegenüber früheren Mitgliedern der Bankspitze würden rechtlich abgeklärt, hiess es. Es liefen Gespräche zur freiwilligen Rückzahlungen ehemaliger Top-Manager.

Finanzminister Hans-Rudolf Merz hatte zudem mehrmals erklärt, er erwarte, dass frühere UBS-Führungskräfte ungerechtfertigte Entschädigungen freiwillig zurückzahlen.

Bisher hat erst Ex-Konzernchef Peter Wuffli auf 12 Mio. Franken aus seinem Abgangspaket verzichtet, das ihm vertraglich nach der faktischen Entlassung im Juli 2007 zustand.

Reaktionen

Das neue UBS-Vergütungsmodell geht laut der EBK in eine richtige Richtung: Es enthalte durchaus innovative Elemente, sagte Tobias Lux, der Sprecher der Aufsichtsbehörde.

Die EBK beziehungsweise die neue Finanzmarktaufsicht (FINMA) werde im kommenden Januar über dessen Genehmigung entscheiden. Parallel zum UBS-Entlöhnungssystem wird die EBK/FINMA im Januar 2009 auch die konkreten Vorschläge der Bank zur Bonusrunde 2008 genehmigen.

Die Anlagestiftung Ethos hat die von der UBS geplanten Änderungen in der Vergütungspraxis mit Vorbehalten begrüsst. So bedauert die Stiftung in einer Mitteilung von Montag, dass im neuen System “keinerlei Obergrenze” für den variablen Gehaltsanteil vorgesehen sei, dies etwa für den Bonus im Verhältnis zum Grundsalär oder für die Zuteilung von Aktien.

Auch Fabio Abate, freisinniger Tessiner Nationalrat und Präsident der nationalrätlichen Finanzkommission, hat die Neuerungen im Entschädigungssystem der UBS grundsätzlich begrüsst. Die UBS brauche Vertrauen, und das seien Zeichen, die in die richtige Richtung gingen.

swissinfo und Agenturen

Laut Josef Ackermann, dem Schweizer Chef der Deutschen Bank, geht es nicht, dass die Banken auf der einen Seite Hilfe vom Staat möchten, andererseits ihr Vergütungsssystem nicht ändern.

Viele Banken müssten ihr Vergütungssystem überdenken, sagte er der “NZZ am Sonntag”.

Die Vergütungen seien oft kurzfristig orientiert, zu stark an Erträge und nicht an Gewinn gebunden.

Für den Schweizer muss das Vergütungssystem aber Sache der Bank bleiben.

“Geschäftsleitungen und Verwaltungsrat sollten die Kompensation festlegen und nicht die Politik.”

Mit einem Anteil von 15% am Bruttoinlandprodukt und 16% an den Steuereinnahmen ist die Finanzbranche der bedeutendste Wirtschafts-Sektor der Schweiz.

Die rund 200’000 Arbeitsplätze machen rund 5% aller Beschäftigten im Land aus.

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