UBS kauft illiquide US-Anleihen zurück
Der Druck auf die Schweizer Grossbank UBS in den USA wächst: Sie reagiert mit dem Rückkauf von Schuldverschreibungen von US-Kunden für 19,4 Mrd. Dollar. Dieser geht auf einen abschliessenden Vergleich mit den US-Behörden zurück.
Dies bestätigte die UBS am Freitag – nur einige Tage nachdem der Chefjurist der Investmentbanking-Sparte, David Aufhauser, im Zusammenhang mit den Ermittlungen der amerikanischen Justiz gegen die UBS in den USA seinen Rücktritt bekannt gab. Er verlässt die UBS im September.
Die Vereinbarung war am Nachmittag von Behörden des US-Bundesstaats Massachusetts bekannt gemacht worden. Neben Massachusetts sind weitere US-Behörden beteiligt, unter anderem die Aufsichtsbehörden vom Bundesstaat New York.
Die UBS verpflichtet, ARS von Privatanlegern in Höhe von 8,3 Mrd. Dollar zurückzukaufen, wie es in einer UBS-Mitteilung heisst. Die Offerte läuft ab Anfang 2009 während zweier Jahre.
Institutionelle Anleger können der UBS ab Mitte 2010 Bestände im Nominalwert von 10,3 Mrd. Dollar verkaufen.
Die UBS rechnet insgesamt mit Kosten vor Steuern in Höhe von insgesamt 900 Mio. Dollar.
«Bringt Entlastung»
«Die jetzt getroffene Lösung bringt den über den Zusammenbruch des ARS-Markts verständlicherweise frustrierten Investoren ab kommendem September weitere Entlastung», wird Marten Hoekstra, Leiter von UBS Wealth Management Americas, in einer Mitteilung zitiert.
Und weiter: «Unsere führende Rolle zur Stützung des Marktes und zur Lösung der Liquiditätsprobleme ist klar, und wir sind jetzt das erste Unternehmen, dass allen Kunden die Möglichkeit gibt, entschädigt zu werden.»
Die UBS zahlt zudem eine Busse von 150 Mio. Dollar. Die Busse werde zwischen den US-Bundesstaaten Massachusetts und New York geteilt.
50’000 UBS-Kunden betroffen
Bei den US-Anleihen geht es um sogenannte «Auction Rate Securities» (ARS). Diese Wertpapiere wurden für besonders sicher und kursstabil gehalten, da ihr Zinssatz im Abstand von einer bis fünf Wochen in Auktionen festgelegt wird.
Der auf 330 Mrd. Dollar geschätzte Markt brach aber im Februar zusammen, als sich wegen der Kreditkrise für die Auktionen keine Käufer mehr fanden. Dies betraf auch rund 50’000 UBS-Kunden, die ARS-Papiere im Wert von insgesamt 37 Mrd. Dollar nicht mehr los wurden.
Gemäss Ermittlungen haben verschiedene UBS-Bankmitarbeiter die riskanten Papiere aus ihrem eigenen Besitz verkauft, als der Markt bereits am Abstürzen war.
Untersuchungen gegen die UBS laufen bereits. Sie soll US-Bürgern beim Hinterziehen von Steuern geholfen haben. Die UBS hat infolge ihr grenzübergreifendes Privatkundengeschäft mit US-Bürgern gestoppt.
Die UBS musste wegen der US-Subrimekrise Abschreibungen in Milliardenhöhe vornehmen: Allein im zweiten Halbjahr 2007 und im ersten Quartal 2008 wurden insgesamt 40,3 Mrd. Franken.
Schadenbegrenzung
Der Rückkauf von Schuldverschreibungen von US-Kunden zum gleichen Preis wie sie verkauft wurden, könnte die Bank in Zukunft weitere Abschreiber kosten, sagt Adreas Venditti, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, gegenüber swissinfo. Die grosse Frage sei, wie hoch die diesbezüglichen Nettoverluste ausfallen werden, so Vendetti.
Für den Analysten dient der Rückkauf der umstrittenen US-Papiere hauptsächlich der Schadensbegrenzung und dazu, das angeschlagene Image zu verbessern. Denn zahlreiche wichtige Kunden könnten sich entschliessen, ihr Geld anderswo zu platzieren. Davon könnten namentlich die kleinen Banken profitieren.
Die UBS ist nicht die einzige Bank, gegen die Ermittlungen in Zusammenhang mit dem Verkauf von ASR-Papieren laufe. Auch die US-Banken Citigroup und Merrill Lynch sind im Visier.
Klagen gebannt?
Wie UBS-Sprecherin Rebeca Garcia am Samstag sagte, sollte mit dem Vergleich die Gefahr von zivilrechtlichen Betrugsklagen weitgehend gebannt sein. Unter anderem darum, weil die UBS als erste Bank eine Lösung für alle Kundengruppen gefunden habe. «Wir gehen davon aus, dass dieses Thema mit dem Vergleich
abgeschlossen sein sollte», sagte die Sprecherin.
Der fürs Verfahren zuständige New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo betonte, dass die Untersuchung der Auction-Rate Securities auch nach den Lösungen mit UBS und Citygroup weiterlaufe.
swissinfo
Die Schwierigkeiten der UBS mit den USA begannen im Mai 2008, als ein früherer UBS-Vermögensverwalter von einem US-Gericht der Beihilfe zur Steuerhinterzeihung angeklagt wurde.
Am 20. Juni gestand Ex-Banker Bradley Birkenfeld vor einem Bundesgericht, er habe zwischen 2001 und 2006 reichen US-Bürgern geholfen, Steuern zu hinterziehen. Die Gelder seien auf Geheimkonten in die Schweiz und nach Liechtenstein verschoben worden. Es habe sich dabei um eine gängige Praxis von UBS-Kundenberatern gehandelt.
Anfang Juli wurde die US-Steuerbehörde IRS von der Bundesrichterin in Florida ermächtigt, bei der UBS direkte Informationen über mutmassliche Steuerbetrüger einzuholen.
Die Affäre führte hierzulande zu Befürchtungen um die Glaubwürdigkeit des Bankgeheimnisses und des Finanzplatzes Schweiz.
Ziel der Schweiz ist es, eine Verletzung des Bankgeheimnisses und ein Strafverfahren gegen die UBS zu verhindern.
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