UBS noch lange nicht am Ende des Tunnels
Die Rückkehr der Grossbank in die schwarzen Zahlen hat in der Schweizer Presse zwar Gefühle der Erleichterung ausgelöst. Doch der nicht gestoppte Abfluss von Kundengeldern wird als alarmierend bezeichnet. Auch das Reizthema Boni bleibt.
«Die UBS hat es endlich geschafft», begrüsst die Neue Zürcher Zeitung den ersten Quartalsgewinn seit langem. Doch weil gleichzeitig Kunden 56 Mrd. Franken Vermögen abzogen, bezeichnet die NZZ das Ergebnis dennoch als zwiespältig.
«Dieser Aderlass bei der UBS ist beängstigend, weil er die Basis für künftige Erträge schmälert und die zentrale Ertragssäule der Bank, das Vermögensverwaltungsgeschäft, nachhaltig schwächt», warnt die NZZ.
Mit ihrer On-Shore-Strategie, dem Ausbau ihrer Präsenz auf allen Märkten Europas sei die UBS aber auf dem richtigen Weg, weil sie weniger anfällig auf Angriffe gegen das Schweizer Bankgeheimnis sei.
Die Auseinandersetzungen mit den USA sind laut NZZ aber nach wie vor potenziell gefährlich. «Die Bank kann nur eines tun: auch in den nächsten Quartalen vertrauensbildende Gewinne ausweisen.»
Der Kapitalabfluss beschäftigt auch die Tessiner Zeitung La Regione. Der immer noch offene Vertrag mit den USA sei nicht dazu angetan, das verlorene Vertrauen in die Bank wieder herzustellen.
US-Prozess und Aufspaltung als Drohkulisse
«Erfolge blühen im Schatten», kommentiert das St. Galler Tagblatt den positiven Quartalsabschluss. Dieser könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, «auch wenn dieser Erfolg teilweise mit einem massiven Stellenabbau erkauft wurde».
Doch gelöst geglaubte Probleme bleiben nach dem St. Galler Tagblatt akut, könne der Bank doch nach dem Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts einerseits eine Klage aus den USA drohen. Dieses hatte die Herausgabe von Kundendaten an die US-Steuerbehörde für illegal erklärt.
Zudem stehe wegen der Grösse der UBS die Befürchtung im Raum, «ob gewisse Geschäfte nicht doch irgendwann aufgespalten werden».
Hausaufgaben erst teilweise gemacht
Auch die Westschweizer Zeitung Le Temps traut den Zahlen nicht so recht über den Weg und schreibt von einem «Erfolg, dem die Bestätigung folgen muss».
Weil die Schweizerinnen und Schweizer für das Überleben der Bank einen hohen Preis gezahlt hätten, sei es ihr Recht, den Verlauf der UBS-Geschäfte genau zu verfolgen, so die Tribune de Genève.
«Aber die UBS hat noch nicht auf den Weg zurück gefunden, der mit Rosen gesäumt ist. Im Gegenteil: Die Kunden setzen sich weiter ab.» Da reiche es nicht, das Banner mit der Aufschrift «Vertrauen» zu schwingen, damit diese zurückkehre.
Zum Mitmachen im Boni-Karussell verdammt
Der Berner Bund sieht für das Institut nach dem Quartalsgewinn wieder Licht. Aber der Weg bis zum Ende des Tunnels sei noch lang, denn «nach wie vor ziehen Kunden jede Woche zweieinhalb Milliarden Franken an Guthaben ab».
Neben dem Vertrauensverlust sieht der Bund auch die Boni als Grund. In der Schweiz gerate die Bank für die neuerliche Ausschüttung von drei Mrd. Franken Boni politisch unter Druck. In den USA dagegen würden ihr die Kundenberater davonlaufen, weil ihnen die Boni gekürzt wurden. Und mit ihnen die Kunden und deren Vermögen. «Wer nicht mitmacht, verliert», beschreibt der Bund die Bonikultur der USA.
Angesichts der Lohnerhöhungen von 30 Prozent für die UBS-Investmentbanker an der Wall Street ist es dem Tages-Anzeiger schleierhaft, wie Bankenchef Oswald Grübel die anvisierten Jahresgewinne von 15 Mrd. Franken erreichen könne. In New York müssten erst einige Banker Millionäre werden, bevor die Schweizer Aktionäre etwas vom Geld sehen würden, so der Tagi.
«Fehlt Grübel jetzt das Schwarzgeld?», fragt der Blick angesichts des ungestoppten Abflusses von Kundenguthaben, bevor sich die Boulevardzeitung einem ihrem Kernthema Bonipolitik zuwendet. Zu den offiziellen drei Mrd. Franken würden auch für 2009 zusätzliche, aufgeschobene Boni bezahlt – » ein lächerliches Versteckspiel», so der Blick.
Wie bei den Boni 2008 sehe man die richtigen Zahl erst im Geschäftsbericht. «Und die UBS wird wieder einmal jammern, weil man um ihre Boni immer so ein Theater machte.
Renat Künzi, swissinfo.ch
Die UBS ist trotz eines verschärften Kundengeld-Abflusses solide finanziert.
Ende 2009 belief sich die Kernkapitalquote auf 15,4%, nach 15,0% zum Ende des 3. Quartals und 11,0% Ende 2008, teilte UBS am Dienstag mit.
Die Bilanzsumme verringerte sich im Jahresverlauf um ein
Drittel auf 1341 Milliarden. Die risikogewichteten Aktiven seien um 32% auf 207 Mrd. Franken zurückgegangen.
Die Bank habe die verbleibenden Risikopositionen deutlich reduziert.
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