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UBS: Umbau in Teppichetage und massive Kursverluste

Reuters

Vier Verwaltungsräte der krisengeschüttelten Schweizer Grossbank UBS treten ab. Auch in der Führungsstruktur räumt der neue Chef Peter Kurer auf. Die Anleger bleiben aber verunsichert: Die UBS-Aktie sank auf ein 10-Jahres-Tief.

Die seit mehr als einem Jahr von der amerikanischen Subprime-Krise durchgeschüttelte Schweizer Grossbank UBS baut ihre Führungsstrukturen um.

Die Gewaltentrennung zwischen dem Verwaltungsrat und der Direktion (operative Führung) wird verbessert.

Aufgaben und Kompetenzen werden klarer geregelt. Zu diesem Zweck zieht der neue VR-Präsident Peter Kurer einen Schlussstrich unter die «Ära Ospel» und schafft das von ihm aufgebaute «Chairman’s Office» wieder ab.

Dieser dreiköpfige Präsidialausschuss diente unter Ospel als eigentliche Schaltzentrale in der Bank.

VR-Neubesetzung

Vier Verwaltungsräte treten ab. Der vollamtliche UBS-Vizepräsident Stephan Haeringer räumt seinen Sessel ebenso wie der frühere Ciba-Chef Rolf Meyer, Stadler-Rail-Inhaber Peter Spuhler und Lawrence Weinbach, Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Yankee Hill Capital Management.

Wer nachrückt, ist offen. Die UBS kündigte am Dienstag nur an, dass die Wahl am 2. Oktober an einer weiteren ausserordentlichen Generalversammlung erfolgen soll.

Einen vollamtlichen Vize-VR-Präsidenten soll es künftig nicht mehr geben. Dafür erhält der unabhängige Vizepräsident Sergio Marchionne mehr Macht. Der Fiat-Chef übernimmt die Rolle eines Senior Independent Directors, also eines unabhängigen Vertreters der nicht im Unternehmen angestellten Verwaltungsräte.

Abschreiber von 40 Milliarden

Die UBS gehört zu denjenigen Banken, die von der Finanzkrise am heftigsten getroffen wurden. Sie musste bereits rund 40 Milliarden Fr. abschreiben. Dies machte zwei Kapitalerhöhungen erforderlich, über eine dritte wird spekuliert.

Die UBS machte auch keine Angaben zum Verlauf des soeben zu Ende gegangenen zweiten Quartals. Analysten befürchten als Folge der Subprime-Krise weitere Abschreiber in Milliardenhöhe und den nunmehr vierten Quartalsverlust in Folge. Sie gehen von einem Verlust in der Grössenordnung von 2 bis 5 Milliarden Fr. aus.

Steuerstreit in USA drückt Aktienkurs

Wegen dieser Unsicherheiten geht es mit der Aktie kontinuierlich abwärts. Am Dienstag sackte das Papier zeitweise auf 19.81 Fr. ab – der tiefste Stand seit der Fusion von Bankgesellschaft und Bankverein vor über zehn Jahren. Der Kurs lag damit über einen Franken unter dem Ausgabepreis der letzten Kapitalerhöhung.

Bei den Anlegern dürften Fragen nach neuen Verlusten im zweiten Quartal, zu den abgewanderten Vermögen sowie zum Steuerstreit in den USA im Zentrum stehen.

Die USA hatten die Schweiz am 11. Juni wegen der angeblichen Mithilfe der UBS zur Steuerhinterziehung von US-Bürgern um Zusammenarbeit ersucht. Die US-Steuer- und Justizbehörden verlangen von der UBS die Kundendaten von bis zu 20’000 reichen Amerikanern.

Man habe ein Bezirksgericht in Miami um eine Anordnung gebeten, dass die US-Steuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) bei der UBS Informationen über US-Bürger einholen dürfe, die im Verdacht der Steuerhinterziehung über Schweizer Konten stünden.

swissinfo und Agenturen

Die UBS hat ein schwieriges Geschäftsjahr 2007 hinter sich. Auch im ersten Semester 2008 befand sie sich in schlechter Verfassung – wegen der US-Hypotheken-Krise (Subprimes).

Im Oktober 2007 liess die Bank verlauten, sie wolle 1500 Arbeitsplätze im Investment Banking abbauen, inklusive jenen von Huw Jenkins, dem Chef dieses Bereichs.

Im gleichen Monat gab sie bekannt, 4,2 Mrd. Fr. abschreiben zu müssen. Der Verlust für das 3. Quartal belief sich auf 726 Mio. Fr. – es war der erste Quartalsverlust seit neun Jahren.

Im Dezember folgte die Nachricht, dass weitere 20 Mrd. abgeschrieben werden müssen. Gleichzeitig wurde ein Refinanzierungsplan für 13 Mrd. Franken bekannt, mit Geldern aus Singapur und dem Mittleren Osten.

Weitere 4 Mrd. Fr. Abschreibungen folgten im Januar 2008, womit sich die Summe auf insgesamt 20 Mrd. belief.

Im April kamen dann nochmals 19 Mrd. Fr. dazu, inklusive dem Umstand, dass VR-Präsident Marcel Ospel das Pult räumte.

Ein Refinanzierungsplan sollte 15 Mrd. Fr. neues Eigenkapital einbringen.

Im Mai gab die UBS einen weiteren Abbau von 5’500 Jobs bekannt und einen Verlust für das erste Quartal von 11,5 Mrd. Fr.

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