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Uhrenbranche schlägt Alarm wegen Internet-Fälschungen

Tausende gefälschte Uhren werden jedes Jahr am Schweizer Zoll konfisziert. Keystone

Die Schweizer Uhrenhersteller haben immer mehr Mühe, gegen die schnell wachsende Anzahl illegaler Webseiten anzukämpfen, die gefälschte Uhren anbieten.

Das Weihnachtsgeschäft hat eine Flut von unverlangten Massenmails mit entsprechenden Angeboten beschert – sogar der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie hat solche erhalten.

«Weihnachten ist eine Zeit, die für derartige Angebote wie geschaffen ist, und viele Leute wollen davon profitieren», sagt Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie, gegenüber swissinfo.

«Auch ich habe auf meiner Geschäftsadresse solche Mails erhalten, trotz ausgefeiltem Sicherheitssystem», so Pasche weiter. «Es ist eine schwierige Situation. Leider hat das Internet das Geschäft mit gefälschten Uhren angekurbelt.»

Wer heute eine gefälschte Rolex oder Patek Philippe tragen will, muss nicht mehr um die halbe Welt reisen. Mit einigen Mausklicks findet man die entsprechenden Seiten im Internet, und die Uhr wird nach Hause geliefert.

Prozentpreise

Der Verband schätzt, dass der Handel mit Imitaten der Schweizer Uhrenindustrie Einbussen von rund 800 Mio. Franken pro Jahr beschert. Denn die Preise für gefälschte Uhren liegen oft im einstelligen Prozentbereich der Originale im Luxus-Segment.

So kostet beispielsweise eine gefälschte 18 Karat Oyster Perpetual Submariner, «mit allen richtigen Rolex-Beschriftungen», auf einer von swissinfo besuchten Seite 291 Franken. Das Original geht für 25’500 Franken über den Ladentisch.

Ein anderer Anbieter wirbt für eine Breitling Navitimer Olympus, auch diese mit allen Zutaten, zum weltweiten Versand für rund 300 Franken. Im Original kostet sie 6000 Franken.

Spitze des Eisbergs

Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Eine Suche auf «Google» zum Thema «Replica watches» ergibt 1,3 Millionen Einträge. «Es ist sehr leicht, eine Webseite zu erstellen. Man kopiert ganz einfach die Bilder von der Originalseite, und die Leute erwarten, diese Uhr zu erhalten», erklärt Pasche.

«Wir hatten einigen Erfolg und konnten verschiedene dieser Seiten vom Netz nehmen lassen. Doch so bald eine gesperrt wurde, erscheint sie gleich unter einem neuen Namen. Weil dies so einfach ist, konnten wir die Anzahl solcher Seiten nicht reduzieren.»

Führende Marken wie Rolex oder Breitling haben nun auf ihren Einstiegsseiten markante Warnhinweise platziert, die über die Risiken des Kaufs von gefälschten Uhren informieren.

Die Firmen machen dabei klar, dass die offiziellen Zwischen- oder Einzelhändler keine Uhren über das Internet verkaufen. Zudem seien im Netz gekaufte Artikel durch keine Garantie geschützt.

Präzedenzfall schaffen

Laut Pasche ist die Uhrenindustrie immer noch daran, mit dieser «neuen Front im Krieg der Fälschungen» zurecht zu kommen. Es brauche dringend eine neue Gesetzgebung wie auch Gerichtsverfahren, um Präzedenzfälle zu Gunsten der Markenbesitzer zu schaffen.

«Es gibt viel zu tun. Wir versuchen, den Kampf zu beschleunigen, doch es wird seine Zeit dauern», erklärt Pasche. «Denn dies ist eine neue Erscheinung der Produktefälschung.»

swissinfo, Adam Beaumont, Genf
(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

Laut dem Uhrenindustrie-Verband produzieren Fälscher seit 30-40 Jahren imitierte «Swiss-Made»-Uhren.

Ursprünglich wurden diese in Japan, Hongkong, Thailand und Taiwan hergestellt. Doch heute ist China der grösste Produzent von Imitaten. Die lokalen Behörden haben eben erst den Kampf gegen diese illegale Branche begonnen.

Der Verband schätzt, dass der Verkauf von gefälschten Uhren die Schweizer Uhrenindustrie jährlich um Einnahmen von rund 800 Mio. Fr. prellt.

Die Schweizer Uhrenindustrie produziert rund 25 Millionen Uhren pro Jahr.
In der gleichen Zeit werden weltweit rund 40 Millionen gefälschte «Schweizer Uhren» hergestellt.
70% davon kommen aus Asien, die meisten aus China.

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