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Umweltschützer warnen vor Dioxin in Bonfol

Die Chemiemülldeponie in Bonfol. Keystone

In der früheren Mülldeponie der Basler Chemie-Industrie in Bonfol (Jura) wurden nach Angaben von Greenpeace erhebliche Mengen Dioxin entsorgt.

Zu diesem Schluss kommt eine im Auftrag der Umweltorganisation erstellte Studie. Greenpeace fordert nun eine Anpassung des derzeit blockierten Sanierungsprojekts.

Zwischen 1961 und 1975 wurden auf einer Sondermüll-Deponie im jurassischen Bonfol weit über 100’000 Tonnen Abfälle der chemischen Industrie, der Uhrenindustrie sowie von Dritten und der Armee deponiert. Die Deponie wurde 1976 stillgelegt.

Seit Jahren laufen nun Sanierungs-Massnahmen. Immer wieder treten Meinungsverschiedenheiten rund um die Sanierung auf. Insbesondere wird um die Frage der Kostenverteilung gestritten.

Da nun auch das gefährliche Dioxin in den Abfällen ausgemacht worden sei, müsse der Sanierungs-Standard und das gesamte Sicherheitsniveau diesen Dioxin-Vorkommnissen angepasst werden, sagte Matthias Wüthrich, Leiter der Chemiekampagne bei Greenpeace, am Donnerstag in Basel. Nach Ansicht der Umweltorganisation ist ansonsten die Sicherheit der Deponie-Arbeiter und der Umgebung gefährdet.

Produktion untersucht

Die am Donnerstag vorgestellte Greenpeace-Studie hat die Produktion der Chemiefirmen Sandoz, Geigy, Ciba und Ciba-Geigy in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren untersucht. In diesem Zeitraum hätten die Unternehmen mindestens 38 Chemikalien hergestellt oder verarbeitet, die mit Dioxinen verunreinigt waren oder sein konnten.

Von 1961 bis 1975 sei Bonfol die einzige legale Schweizer Chemiemüll-Deponie gewesen, sagte Studienverfasser Martin Forter. Es sei davon auszugehen, dass ein grosser Teil der Dioxin-, aber auch Furan- und PCB-haltigen Abfälle in den fünfziger Jahren in den Deponien der Region Basel und 1961-75 in Bonfol abgelagert worden seien.

Rasche Sanierung

Im Sanierungsprojekt sei keine Schutzmassnahme gegen Dioxine aufgeführt, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Unia. Die Gewerkschaft kritisiert die «mangelnde Verbindlichkeit und die diversen Ausflüchte» der Basler Chemischen Industrie (BCI) bezüglich der Umsetzung eines Sicherheitskonzeptes.

Von Seiten des Kantons Jura hiess es, die Enthüllungen von Greenpeace zeigten, dass die Deponie rasch saniert werden müsse. Der jurassische Umweltminister erachte die Informationen von Greenpeace als umfassender als jene der BCI.

Streit um Sanierungskosten

Die Deponie von Bonfol war von den Basler Chemiefirmen in den Jahren 1961 bis 1975 betrieben worden. Im Januar 2000 hatte der Kanton Jura die Totalsanierung der Deponie verlangt. Die Kosten werden auf rund 280 Mio. Franken geschätzt.

Derzeit ist das Sanierungsprojekt wegen finanzieller Fragen blockiert. Der Kanton Jura will sicherstellen, dass die öffentliche Hand nicht belastet wird. Die BCI will sich dagegen nicht zur Übernahme der gesamten Sanierungskosten verpflichten.

Dioxin nicht relevant

Die sicherheitstechnischen Fragen stünden der Sanierung nicht im Weg, bekräftigte Rolf Bentz, Geschäftsführer der BCI Betriebs-AG (Interessengemeinschaft der Unternehmen aus der Basler Chemischen Industrie).

Dass Dioxin in Spuren in der Deponie sei, sei keine Überraschung. Dazu brauche es keine Studie wie jene von Greenpeace, die im übrigen nur eine Schätzung sei.

Angesichts des Cocktails von über Hunderttausend Tonnen Abfall sei das Dioxin tatsächlich nicht relevant. Die Arbeiter würden speziell geschützt und das Gebiet überdacht.

«Für uns war immer klar, dass die Sicherheit so eingerichtet werden muss, dass auch dieses Problem gemeistert werden kann», sagte Bentz. Auch er hofft auf eine rasche Regelung der Kostenbeteiligung.

swissinfo und Agenturen

1961 – 75: In der Sondermüll-Deponie Bonfol werden 114’000 Tonnen Chemie-Abfälle eingelagert.
1976: Die Deponie wird geschlossen
1981 – 89: zwei erste Sanierungen
2000: der Kanton Jura verlangt eine Totalsanierung. Die Kosten werden auf 280 Mio. Franken geschätzt.
2003: Ein Sanierungskonzept wird eingereicht.

Im Konflikt zwischen dem Kanton Jura und der BCI geht es um die Frage, wer die Verantwortung für und die Kosten für die Sanierung übernimmt.
Der Kanton Jura sagt die Chemie, weil es den Kanton Jura während der Deponie-Jahre gar noch nicht gegeben habe.
Die BCI ist der Meinung, auch andere hätten die Deponie benutzt (Armee, Uhrenindustrie und andere).
Eine Sanierung ist dringend notwendig, weil verseuchtes Wasser wegfliesst und weiteren Boden in der Region verunreinigt.

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