Unbezahlte Arbeit als Schwergewicht
In der Schweiz leisten Frauen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit in den Bereichen Haushalt, Kinderbetreuung und Freiwilligenarbeit.
Das Bundesamt für Statistik hat erstmals die unbezahlte Arbeit in der Schweiz gemessen. Im Jahr 2000 waren es 8 Mrd. Stunden im Wert von 250 Mrd. Franken.
Zum ersten Mal hat das BFS Umfang und Wert der unbezahlten Arbeit in der Schweiz erhoben. Sämtliche unbezahlte Leistungen im Jahre 2000, darunter fallen beispielsweise die Hausarbeit, Kindererziehung sowie weitere Betreuungsaufgaben und Freiwilligenarbeit, stellten einen Wert von fast 250 Mrd. Franken dar.
Auffallend, aber wenig überraschend: Die Hauptlast der unbezahlten Arbeit ruht auf den Schultern der Frauen, sowohl was den stundenmässigen Aufwand als auch den geldmässigen Wert angeht. Zu beiden Grössen sind es rund zwei Drittel, welche die Frauen beisteuern.
Die unbezahlt geleistete Arbeit schätzt das BfS auf gut 70% der von der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfassten Bruttowertschöpfung.
Kein internationaler Vergleich
«Bei der Erhebung handelt es sich um einen Pilotversuch, auch auf internationaler Ebene», sagt Jacqueline Schön von BFS gegenüber swissinfo.
Ein Vergleich mit dem Ausland sei aber schwierig, weil die Schweiz aus Spargründen die international gebräuchliche Methode der Zeitbudget-Erhebung nicht anwenden könne.
Schön geht aber davon aus, dass die Ergebnisse punkto Zeitaufwand für die Hausarbeit dennoch vergleichbar sind. Für die Statistikerin stehen deshalb längerfristige Entwicklungen im eigenen Land im Vordergrund.
Längerfristige Verschiebungen?
«Wir möchten beobachten, ob es angesichts der grösseren Zahl berufstätiger Frauen eine Verlagerung von der unbezahlten Haushalt-Produktion zu bezahlten Marktangeboten kommt.»
Anders ausgedrückt: Lagern berufstätige Frauen beispielsweise Kinderbetreuung, Kochen oder Waschen in kommerzielle Marktangebote wie Kinderkrippen, Restaurants oder Waschsalons aus?
Hauptteil Hausarbeit
Die Hausarbeiten machten mit 6 Mrd. Stunden drei Viertel des Gesamtvolumens an unbezahlter Arbeit aus. Gut 15% wurden für Betreuungsaufgaben geleistet. Im Gesamtdurchschnitt wenden Frauen mit 31 Stunden pro Woche beinahe doppelt so viel Zeit für Haus- und Familienarbeit auf wie Männer, die 17 Stunden dafür einsetzen.
Für Freiwilligenarbeit wurden 741 Mio. Stunden aufgewendet. Davon wurde rund die Hälfte für institutionalisierte Freiwilligenarbeit geleistet und die andere Hälfte für informelle Freiwilligenarbeit wie Nachbarschaftshilfe und Gartenarbeiten.
Rund ein Viertel der Wohnbevölkerung engagiert sich laut BFS ehrenamtlich oder freiwillig. Im Durchschnitt wendet die gesamte Wohnbevölkerung rund drei Stunden monatlich für unbezahlte Arbeit in Vereinen oder Organisationen und rund vier Stunden für Nachbarschaftshilfe und andere Hilfeleistungen aus persönlicher Initiative auf.
swissinfo und Agenturen
Im Jahr 2000 wurden in der Schweiz 8 Mrd. unbezahlte Arbeitsstunden geleistet, zwei Drittel davon von Frauen.
Der Wert dafür wird auf 250 Mrd. Franken geschätzt.
Lohnarbeit wurde für 6,7 Mrd. Stunden geleistet.
Frauen arbeiteten im Schnitt 31 Stunden im Haushalt, Männer 17 (im Jahr 2000.)
Hausarbeiten stellen einen Wert von 172 Mrd. Franken dar (6 Mrd. Stunden).
Kinderbetreuung 49 Mrd. Fr. (1,25 Mrd. Stunden) und Freiwilligenarbeit 27 Mrd. Fr. (741 Mio. Stunden).
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