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UNIA hat das Licht der Arbeitswelt erblickt

Die Delegierten hoben die neue UNIA mit grossem Jubel aus der Taufe. Keystone

Die Grossgewerkschaft UNIA ist am Samstag in Basel formell gegründet worden. Der Entscheid der 1300 Delegierten fiel praktisch einstimmig.

Vasco Pedrina und Renzo Ambrosetti bilden gemeinsam das Präsidium der Organisation, die eine Mio. Beschäftigte vertritt.

Der Fusion wurde mit überwältigendem Mehr zugestimmt, wie SMUV-Sprecher Bruno Schmucki sagte. Nachdem am Freitag die Gewerkschaften SMUV, GBI und VHTL über ihre Auflösung und die Fusion zur UNIA abgestimmt haben, stand dem Zusammenschluss der insgesamt fünf Gewerkschaften zur neuen UNIA nichts mehr entgegen.

UNIA, die aus den Gewerkschaften GBI, SMUV, VHTL, unia und actions unia entsteht, ist in die Berufssektoren Industrie, Bau, Gewerbe und Tertiär aufgeteilt und umfasst rund 200’000 Mitglieder in 60 Branchen und rund 500 Gesamtarbeitsverträge.

«Historischer Moment»

Der bisherige GBI-Präsident Pedrina und der bisherige SMUV-Präsident Ambrosetti wurden von den Delegierten ohne Gegenstimme zu UNIA-Co-Präsidenten gewählt.

Mit der UNIA sei ein Entscheid für eine neue, offensive Strategie zur Weiterentwicklung der Gewerkschaftsbewegung getroffen worden, sagte Vasco Pedrina in seiner Antrittsrede. «Und wir sind damit keine Minute zu früh.»

Die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen hätten sich dramatisch verändert. «Wir können und wollen die Strukturveränderungen in der Wirtschaft nicht aufhalten. Aber wir wollen bei der Gestaltung dieser Veränderungen mitreden.»

Betätigungsfeld Dienstleistungssektor

So werde die UNIA für anständige Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen kämpfen, erklärte Pedrina. «Wir wollen gewerkschaftliche Wüsten wie den Dienstleistungssektor ebenso begrünen, wie wir die Errungenschaften in den anderen Sektoren bewahren und ausweiten wollen.»

Die UNIA sei die gewerkschaftliche Antwort auf die immer enthemmter und schamloser auftretende Gier des Kapitals. In vielen Fällen sei es gelungen, die Angriffe von Rechtsaussen und der so genannten Mitte auf den vergleichsweise bescheidenen Sozialstaat gemeinsam mit dem Gewerkschaftsbund und Verbündeten bei SP, Grünen und anderen Bewegungen abzuwehren.

Kämpferische Visionen

Dennoch werde aber vor allem aus der Defensive agiert. Dies soll nun geändert werden. Mit einer erhöhten und verbesserten Kampfbereitschaft soll Bestehendes verteidigt und verbessert werden. Die Ems-Chemie, die Migros oder der ASTAG hätten mit ihrer Kündigung der bestehenden Gesamtarbeitsverträge schon vor dem UNIA-Zusammenschluss gezeigt, dass sie immer noch glaubten, die Alleinherrschaft in der Wirtschaft ausüben zu können.

Eine andere Welt sei möglich, sagte der zweite Co-Präsident Renzo Ambrosetti. Die gewerkschaftliche Bewegung könne der Veränderung der Wirtschaft nicht stillschweigend begegnen. «Wir wollen öffentlich zeigen, dass wir mobilisieren können, wenn es darum geht, die Interessen der Arbeitnehmenden durchzusetzen.»

Erste Referendumsdrohung

Die UNIA werde weiterhin für die Erhaltung des Industriestandortes Schweiz kämpfen. Gerade in diesem Bereich sei eine stärkere Vernetzung mit ausländischen Gewerkschaftsbewegungen vordringlich. Eine der Stärken der UNIA sei die starke Einheit in der Vielfalt.

Die Delegierten drohten mit dem Referendum gegen die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-Länder, falls die flankierenden Massnahmen nicht umgesetzt würden.

Bundesrätin Micheline Calmy-Rey bezeichnete die Teilnahme der Gewerkschaften an der Festlegung des wirtschaftlichen und sozialen Umfeldes als zentral und unerlässlich. Nach den Geschäften stand ein Fest unter anderem mit einem Auftritt der italienischen Sängerin Gianna Nannini auf dem Programm.

Die Schweiz ist kein traditionelles Gewerkschaftsland.
Der Generalstreik von 1918 wirkte als politischer Schock noch lange nach und löste einen Klassenkampf von oben aus.
Der Arbeitsfriede von 1937 verankerte die Friedenspflicht; Streiks waren verboten.
Fortan besteht in der Schweiz das System der Sozialpartnerschaft.
Diese wird in Krisenzeiten jeweils sehr brüchig.

Die UNIA geht aus den Gewerkschaften GBI, SMUV, unia und VHTL hervor.

Sie wird ab Anfang 2005 aktiv sein und über 200’000 Angestellte aus dem Tertiärsektor zählen.

Gesamthaft wird sie für 1 Mio. Beschäftige sprechen.

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