Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

US-Wirtschaft wirft Schatten auf Davos

Keystone

Im Fokus des Davoser Weltwirtschaftsforums von nächster Woche werden die US-Hypothekarkrise und die US-Rezessionsängste stehen, aber auch Fragen des Klimawandels.

Die WEF-Organisatoren rechnen mit 2500 Teilnehmern aus 88 Ländern, es finden sich aber weniger Topshots auf der Gästeliste als auch schon. Immerhin kommt US-Aussenministerin Rice zur Eröffnung.

Wachsende Komplexität, divergierende Interessen und knappe Ressourcen sind laut den WEF-Verantwortlichen die grössten Hindernisse für den Fortschritt. Daher läuft das Jahrestreffen 2008 unter dem Motto: Die Macht der gemeinschaftlichen Innovation («The Power of Collaborative Innovation»).

Die Verschiebung des Machtgleichgewichts, das Motto des letztjährigen WEFs in Davos war, gehe weiter und werde geschäftliche und politische Strategien beeinflussen, sagte WEF-Gründer Klaus Schwab am Mittwoch vor den Medien in Cologny bei Genf.

Bei genauerem Hinsehen allerdings werde bereits bei einer Reihe von Themen ein Mangel an globaler Führung und Ordnung sichtbar.

Wissen ist verfügbar, aber Visionen fehlen

Es sei paradox, dass in unserer vernetzten Welt zwar Wissen überall verfügbar sei und der Wandel schnell passiere. Aber das Fehlen einer gemeinsamen Vision und Agenda führe trotz der grossen globalen Herausforderungen zum Beharren auf dem Status quo.

Das diesjährige Treffen in Davos werde ein Gipfel vieler Anspruchsgruppen, sagte Schwab. «Man braucht nicht in einen übertriebenen Pessimismus zu verfallen», so Schwab.

Die Versammlung von Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Nichtregierungsorganisationen, Religionen und Kultur erlaube es, die Probleme der Welt systematisch anzugehen.

Das Programm des diesjährigen Treffens konzentriere sich nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch auf die Politik, Ökologie, Wissenschaft oder Gesellschaft.

Von Subprime zum Klimawandel

Grosses Augenmerk dürften die Diskussionen über die US-Hypothekenkrise, der Energieverbrauch oder die Inflationsentwicklung haben. Zur Diskussion stehe auch die künftige Wirtschaftsentwicklung angesichts der drohenden Rezession in den USA.

Eine bedeutende Rolle werde auch das Thema des Klimawandels spielen, sagte Schwab. Als «Star» der diesjährigen Diskussionen hat das WEF den ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore eingeladen, dessen Umweltfilm für Aufsehen sorgte.

Allerdings richte man den Fokus nicht nur auf den Klimawandel. Denn die Risiken weltweit seien miteinander vernetzt, sagte Schwab.

Der Klimawandel sei verbunden mit dem Energieverbrauch, der die Verwendung von pflanzlichem Treibstoff beeinflusse, was wiederum die Nahrungsmittelpreise steigen lasse.

2500 Teilnehmer

Am fünftägigen Treffen vom 23. bis zum 27. Januar in Davos würden 2500 Personen aus 88 Ländern teilnehmen, hiess es weiter.

Darunter seien 27 Staats- und Regierungschefs sowie 113 Minister. «Frankreich ist zurück», so Schwab: Wenn Nicolas Sarkozy auch in Indien weile, so würden der französische Premierminister und die wichtigsten Kabinettsmitglieder in Davos dabei sein.

Auf der Wirtschaftsseite nehmen 1370 Firmenchefs teil, darunter jene von Nestlé, Renault, Cisco, Dell, Lenovo, Sony, Coca Cola und Goldman Sachs.

Von den 100 Top-Konzernen der Welt seien 74 vertreten. «Soviele hatten wir noch nie», sagte WEF-Direktor André Schneider.

Wenig «People», mehr Web

Weltstars lassen sich in Davos am WEF diesmal an zwei Händen abzählen: Bono, Peter Gabriel, Yo-Yo Ma, Emma Thomson und Paulo Coelho. Für das grosse Publikum, dem der Zugang zum Event verschlossen bleibt, gibt es ein Open Forum zur Wirkung der Globalisierung.

Dafür hat das Web für dieses Jahr eine neue multimediale Plattform eingerichtet: «Davos Conversation».

swissinfo, Pierre-François Besson und Agenturen

Das Weltwirtschafts-Forum ist eine Stiftung, die 1971 von Klaus Schwab unter der Bezeichnung Management Symposium gegründet wurde.

Seinen Sitz hat das Forum in Cologny bei Genf. Es beschäftigt 290 Mitarbeitende.

Das Budget hat die 100-Mio-Franken-Grenze überschritten. Finanziert wird es hauptsächlich durch Beiträge von rund tausend Mitglieds-Unternehmen.

Das WEF bezeichnet sich als «erste Dialogplattform auf der Welt» für Verantwortliche jeder Art.

Das WEF organisiert auf der ganzen Welt Symposien, promoviert Initiativen und Arbeitsgruppen, produziert Studien und bietet auch ein Master-Studienprogramm an.

Der 38. WEF-Anlass findet vom 23. bis zum 27. Januar in Davos statt.

27 Staats- oder Regierungschefs werden erwartet, 113 Minister, Leiter diverser internationaler Organisationen, 1370 CEOs, darunter 74 der weltgrössten 100 Unternehmen, und 340 Vertreter der Zivilgesellschaft.

Alle Schweizer Bundesräte ausser Eveline Widmer-Schlumpf sind ebenfalls mit von der Partie.

Unter dem Motto «Macht der gemeinschaftlichen Innovation» werden Meinungsführer über Wirtschaft, Geopolitik, Ökologie, Unternehmensführung, Technologie und Gesellschaft debattieren.

Die WEF-Gegner organisieren in Bern nach vierjähriger Pause wieder eine Demonstration.

Es habe, so Sprecher, innerhalb des Bündnisses, das die Kundgebung vom Samstag in der Berner Altstadt organisiert, ein deutliches Bedürfnis dafür gegeben.

Schon nur deren Ankündigung habe die Aufmerksamkeit der «bürgerlichen Presse» erhöht.

Die Organisatoren werden die Teilnehmenden der Kundgebung vom Samstag nicht zum gewaltlosen Demonstrieren aufrufen.

«Wir werden uns auch nicht von militanten Aktionen distanzieren», erklärte ein Bündnissprecher. «Wir verstehen sie als Teil des Widerstands».

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft