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Velos, Motos und ein Elektro-Motor

An der "2-Rad" ist keiner zu klein, um von einem Motorrad wenigstens zu träumen. swissinfo.ch

Mit "2-Rad" wurde in der "Messe Zürich" die grösste internationale Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung der Schweiz eröffnet. Ein Augenschein vor Ort.

Mittwoch, 10.00 Uhr: Die «2-Rad» in der «Messe Zürich» in Oerlikon öffnet ihre Tore. Unter den ersten Besuchern ist der 25-jährige Roman aus Cham: «Ich werde demnächst ein Velo kaufen. Jetzt will ich mal sehen, auf was ich setzen muss.»

«Man muss dabei sein…»

Die «2-Rad» steht unter dem Patronat des Verbands der schweizerischen Fabrikanten, Grossisten und Importeure der Zweiradbranche (VFGI). Bis zum nächsten Montag präsentieren über 200 Aussteller aus dem In- und Ausland in sieben Hallen ihr Sortiment: Mountain-, City- und Trekking-Bikes, Roller, klassische Motorräder, sowie das dazu gehörende Accessoire wie Helme, Radlerhosen oder Renn-Handschuhe.

An der «2-Rad» fehlt keine der grossen Motorrad-Marken: Von Honda über Aprilia bis zu Harley-Davidson sind alle vertreten. «Man muss in Oerlikon einfach dabei sein, sonst ist man out», sagt Lukas Bieder, der den Stand des Motorrad-Herstellers KTM betreut.

Roller statt klassisches Motorrad

Seit Mitte der neunziger Jahre verkaufen sich Roller weit besser als traditionelle Motorräder und sind an der «2-Rad» entsprechend stark vertreten. Die Roller verfügen zumeist über ein flippig-trendiges Design – und sind dementsprechend auf ein klares Zielpublikum ausgerichtet: Die Jugend, welche das kleine «Pfupf»-Motorfahrrad für immer in die Garage gestellt hat. Am auffälligsten präsentiert sich in Oerlikon der taiwanesische Roller-Hersteller Kymco, der gleich mit 13 Modellen aufwartet.

Beim traditionsreichen Vespa-Hersteller Piaggio vermag Kymco den Blutdruck allerdings nicht zu erhöhen. Man empfinde die Konkurrenz als Ansporn, lautet der mediengerecht gelassene Bescheid am Piaggio-Stand. Und: Piaggio könne noch immer auf ein intaktes Lifestile-Image bauen. Die altertümlich und trotzdem schick aufgemachten Vespas als Augenweide für Freunde des «Retro-Designs».

Den Roller-Boom unbeeindruckt überstanden hat offenbar BMW, die nicht auf trendige Roller sondern wie seit eh und je auf grosse klassische Maschinen setzt. «Bei uns stehen das Motorrad für Touren und die Kundenpflege im Zentrum», erläutert BMW-Vertreter Hans-Peter Liebhardt die Strategie des deutschen Konzerns. Bei BMW sollen nicht zuletzt auch Motorrad-Nostalgiker auf die Rechnung kommen: Ein an der «2-Rad» anwesender Spezialist für alte BMW-Maschinen hilft beim Auftreiben von Ersatzteilen, die im Handel nicht mehr erhältlichen sind.

Welt des Velos

In den Hallen 5 und 6 dann Fahrräder, soweit das Auge reicht. Nach einigem Suchen finden sich die wenigen Schweizer Firmen, die nach der Schliessung von Cilo und der Abwanderung von Villiger noch «swiss made»-Velos herstellen. Unter ihnen Cresta. Der Betrieb stellt Hightech-Räder aus, die über einen Bordcomputer zur automatischen Steuerung von Federung und Schaltung verfügen.

Eine jüngere Frau lässt sich die Technologie eingehend erklären – und outet sich etwas später als Velohändlerin aus der Gegend von Payerne. «Ich muss wissen, was die Konkurrenz so treibt», lächelt die Frau verschmitzt – und entschwindet in der Menge.

Ein paar Schritte weiter steht in kräftigem Rot das neuste Tandem aus den Werkstätten der Zürcher Firma Z.E.M. «Im Unterschied zum klassischen Tandem liegen bei diesem Modell die Sitze nebeneinander. Dies macht das Plaudern während der Fahrt wesentlich angenehmer», erklärt der Aussteller Hans Sonderegger.

E-Bike mit Zukunft

Wesentlich angenehmer dürfte das Velofahren in Zukunft für alle diejenigen werden, welche zwar gerne schnell fahren, jedoch körperliche Anstrengung nicht sonderlich mögen. Das Zauberwort heisst E-Bike, ein Fahrrad, das nicht allein durch das Treten auf die Pedale angetrieben wird, sondern zur Unterstützung über Elektro-Motor samt Akku verfügt.

Das E-Bike ist keine Neuheit an der diesjährigen Messe. Allerdings haperte es bisher mit dessen Markt-Einführung. «Die Velohändler konnten sich mit der Kombination von Pedal und Motor nicht anfreunden. Das entspricht nicht ihrem Berufsbild», erklärt Urs Schwegler von «New Ride», einem vom Bundesamt für Energie unterstützten Förderungs-Programm für E-Bikes.

In der Zwischenzeit sei es gelungen, mehrere Städte der Deutschschweiz für das E-Bike zu gewinnen, sagt Schwegler. So habe sich etwa Zürich bereit erklärt, den Kauf dieses umweltschonenden Verkehrsmittels zu subventionieren.

Das E-Bike bietet für Forscher grosses Entwicklungs-Potenzial. So etwa für den Berner Entwickler Andreas Fuchs, der an der Herstellung eines kettenlosen Pedalantriebs mitgearbeitet hat. «Die künftigen E-Bikes werden ausser Bremsen und Licht über keine Fahrrad-Komponenten mehr verfügen. Die klassische Gangschaltung wird durch eine stufenlose Regulierung ersetzt», schwärmt Fuchs. Und: «An der Messe in einem Jahr treten wir mit dem ersten Modell an die Öffentlichkeit.»

Felix Münger, Oerlikon

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