Verhaltenskodex für Schweizer Firmen
In der Schweiz ist ein "Swiss Code of Ethics" lanciert worden, der Geschäftspraktiken nach ethischen und moralischen Grundsätzen verlangt.
Kritiker bemängeln, dass die Vereinbarungen zu unverbindlich sei und nicht weit genug gehe.
Die Initiative für den «Swiss Code of Ethics» (SCoE) kommt von einer unabhängigen Vereinigung, deren Mitglieder aus Industrie und Wirtschaft kommen. Sie haben den Ethik-Kodex am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt.
«Wir sind überzeugt, dass es im langfristigen Interesse der Wirtschaft ist, wenn sich deren Manager in einer ethisch korrekten Art und Weise verhalten», sagt Hans Wehrli, der Präsident der Vereinigung, gegenüber swissinfo.
«Unser Verhaltenscode ist nicht eine Sammlung von Regeln und Regelungen. Er stützt sich auf sieben Grundprinzipien: Verantwortlichkeit, Vollständigkeit, Rücksicht, Transparenz, Gerechtigkeit und «Corporate Citizenship», so Wehrli weiter.
Der Verhaltenscode gibt Auskunft darüber, wie man sich bei ethischen Konflikten im Geschäftsleben zu verhalten hat. Die Vereinigung wird auch eine Auszeichnung «Member of Swiss Code of Ethics» schaffen.
Skandale
Der Ethik-Kodex wurde geschaffen, nachdem in der Vergangenheit etliche Skandale in der Geschäftswelt für Aufsehen gesorgt hatten. So der Zusammenbruch der Schweizer Fluggesellschaft Swissair oder die Unregelmässigkeiten bei Adecco, dem weltgrössten Stellenvermittler. Diese und ähnliche Vorfälle mehr hätten das Vertrauen der Konsumenten erschüttert.
Der Code wird unterstützt von 22 Topmanagern grosser Schweizer Firmen. Darunter der Telekommunikationsriese Swisscom und die Fluggesellschaft Swiss.
Walter Bosch, Swiss-Vizepräsident, unterstützt die Ethikvereinbarung. Für ein Unternehmen sei es wichtig, über solche Führungsprinzipien zu verfügen.
«Wir haben in den vergangenen Jahren im Zuge der Internetblase und der nachfolgenden Rezession diverse zweifelhafte Geschäftsgebaren erlebt. Deshalb ist es sicher akzeptabel, dass ein solcher Verhaltenscode geschaffen wird, auf den sich alle stützen können.»
Zu unbestimmt
Kritiker bemängeln, dass die Anwendung der Kodex-Bestimmungen freiwillig geschehe, also nicht rechtlich verbindlich sei. Damit werde die Wirkung der Vereinbarung vermutlich gering sein.
«Die Gefahr, dass hier Worthülsen herumgeboten werden, ist gross», sagt Florence Gerber von der Entwicklungs-Organisation «Erklärung von Bern».
«Der Verhaltenscode ist zwar ein Forschritt, doch nicht genug. Er ist nicht für alle Firmen verbindlich. Zudem gibt es weder ein Kontrollorgan und auch keine automatischen Sanktionen bei Fehlverhalten. Erst dann würde dieser Kodex zeigen, dass es um mehr geht als nur um einen Werbegag», so Gerber weiter.
«Der Respekt der Menschenrechte und damit auch der Rechte der Arbeiterschaft ist schon jetzt eine gesetzliche und moralische Verpflichtung für jede Unternehmung.»
Verhalten überdenken
Freiwillige Verhaltenscodes für Unternehmensführungen sind in der Schweizer Industrie in den vergangenen Jahren sehr populär geworden. Befürworter sind der Meinung, dass die Codes Wirkung zeigten und Probleme offen legten, obschon die Wirkung oft hinter den Zielvorgaben zurückbleibe.
Eine Umfrage bei den 100 grössten Schweizer Firmen hat gezeigt, dass ungefähr ein Drittel der Firmen die neuen Richtlinien der Schweizer Börse für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) nicht erfüllen.
«Ich denke auch nicht, dass alle Firmen von heute auf morgen ihre Richtlinien ändern werden, doch dürfte der Ethik-Code dazu führen, dass etliche ihr Verhalten überdenken werden», sagt Walter Bosch.
swissinfo, Isobel Leybold
(Originalext Englisch)
Der Swiss Code of Ethics führt neue Verhaltens-Richtlinien ein für Schweizer Firmen.
Er basiert auf sieben Prinzipien: Verantwortlichkeit, Vollständigkeit, Rücksicht, Transparenz, Gerechtigkeit und «Corporate Citizenship»,
Zum Verhaltenscode wird ein Label «Mitglied beim Swiss Code of Ethics» geschaffen, das Firmen erhalten, die sich an die Vorgaben halten.
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