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Verkauf von Adtranz an Bombardier – Auswirkungen auf die Schweiz unklar

Adtranz geht von DaimlerChrysler in den Besitz von Bombardier über. DaimlerChrysler

DaimlerChrysler verkauft seine Tochter Adtranz an den kanadischen Verkehrstechnik- Konzern Bombardier. Dies gab DaimlerChrysler am Freitag (04.08.) in Stuttgart bekannt. Die Auswirkungen des Verkaufs auf Adtranz Schweiz blieben zunächst unklar.

Wie DaimlerChrysler weiter mitteilte, beträgt der Verkaufspreis für Adtranz 790 Mio. Euro (rund 1,22 Mrd. Franken). Die Transaktion muss noch von den Kartellbehörden und vom Aufsichtsrat des DaimlerChrysler-Konzerns genehmigt werden.

Mit dem Verkauf von Adtranz werde die Fokussierung auf das Automobilgeschäft und die damit verbundenen Dienstleistungen von DaimlerChrysler konsequent fortgesetzt, sagteVorstandschef Jürgen Schrempp.

Nachdem bei Adtranz die Gewinnschwelle erreicht sei, werde das Unternehmen an einen Konzern veräussert, zu dessen Kerngeschäft die Bahnaktivitäten gehörten. Bombardier sei am besten geeignet, um den Bahnhersteller erfolgreich in die Zukunft zu führen, sagte DaimlerChrysler-Chef Schrempp weiter.

Auswirkungen auf die Schweiz?

Was der Verkau für Adtranz Schweiz bedeutet, war vorerst nicht klar. Adtranz hatte im Spätherbst letzten Jahres die Schliessung der Produktionswerke in Pratteln (BL) und Zürich-Oerlikon mit gut 700 Arbeitsplätzen angekündigt. Der Schliessungsentscheid führte in der Schweiz zu massiven Protesten von Belegschaft und Gewerkschaften und heftiger Kritik in den Medien; auch die örtlichen Behörden schalteten sich ein.

Schliesslich wurde für die bedrohten Produktionswerke die Auffanggesellschaft Railtech gegründet, die zahlreiche Arbeitsplätze sichern soll. Ob Bombardier an den Adtranz-Plänen festhält, war vorderhand nicht bekannt. Adtranz und DaimlerChrysler äusserten sich auf Anfrage nicht dazu, und bei Adtranz (Schweiz) waren vorerst keine Auskünfte erhältlich.

Mitarbeiter in der Schweiz reagieren gelassen

Aus Kreisen von Schweizer Adtranz-Mitarbeitenden verlautete, dass man dem Verkauf an Bombardier gelassen entgegensehe. «Schlechter kann es gar nicht mehr kommen», sagte ein Mitglied des Kaders. Obwohl noch keine Details bekannt sind, wird der Verkauf auch als Chance für den Standort Schweiz betrachtet.

Der Baselbieter Volkswirtschaftsdirektor Erich Straumann wertete die Übernahme in einer ersten Stellungnahme positiv. Er habe ein gutes Gefühl, dass die Weiterführung des bisherigen Adtranz-Werkes Pratteln möglich sei. Nun sei eine Neubeurteilung möglich.

Ob das Baselbieter Werk oder Oerlikon zu favorisieren sei, falls Bombardier einen Schweizer Standort wolle, mochte Straumann nicht abschätzen. Das Know how sei unterschiedlich verteilt: In Pratteln liege die Fabrikation, in Oerlikon die Technik.

Adtranz und Bombardier

Adtranz war lange Zeit in den roten Zahlen. Im Jahr 1999 stieg der Umsatz um sieben Prozent auf 3,6 Mrd. Euro (5,57 Mrd. Franken). Im ersten Halbjahr 2000 stieg der Umsatz um 17 Prozent auf rund 1,8 Mrd. Euro (2,8 Mrd. Franken). Der Auftragseingang erhöhte sich in der ersten Jahreshälfte um 26 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro (2,94 Milliarden Franken).

Manfred Bischoff, als Aufsichtsratsvorsitzender des Bahnherstellers im Vorstand des Autobauers für Adtranz zuständig, sagte: «Unser Restrukturierungsprogramm hat das Unternehmen wieder auf das richtige Gleis gesetzt.» Es konzentriere sich nun auf die Bereiche Bahnfahrzeuge und Dienstleistungen.

Bombardier-Vorstandschef Robert Brown erklärte: «Die Kombination von Bombardier und Adtranz schafft ein neues Unternehmen, das zu den weltweit führenden Herstellern von Bahnsystemen gehören wird.»

Der kanadische Transportkonzern Bombardier beschäftigt eigenen Angaben zufolge 56’000 Mitarbeiter in zwölf Ländern. Für das am 31. Januar abgelaufene Geschäftsjahr 1999 bezifferte sich der Umsatz des Konzerns auf 9,6 Mrd. Euro (14,85 Mrd. Franken).

Adtranz war 1996 aus der Zusammenlegung der Bahntechnik der Daimler-Tochter AEG und der Bahnsparte des schwedisch-schweizerischen ABB-Konzerns entstanden.

Letztes Jahr verkaufte ABB seine Hälfte an Adtranz für 472 Mio Dollar (umgerechnet gut 650 Mio. Franken) in bar an DaimlerChrysler.

swissinfo und Agenturen

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