Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Volk soll bei Bau von Atom-Endlager mitbestimmen können

1998 wurden die Sondierbohrungen gemacht - mit positivem Ergebnis, sagen die Verantwortlichen. Keystone Archive

Ohne Zustimmung der Bevölkerung soll es im Kanton Zürich keine Atommüll-Lager geben. Dies fordert die kantonale Initiative "Atomfragen vors Volk", die am Dienstag in Zürich lanciert worden ist.

Bei Entscheidungen von grosser Tragweite müsse das Volk das letzte Wort haben, fordert das Initiativ-Komitee. Bislang könnte im Kanton Zürich ein Atomlager ohne Zustimmung des Volkes gebaut werden. Die Bevölkerung hat nur ein Anhörungsrecht im Rahmen eines Vernehmlassungs-Verfahrens.

Die Wissenschaft allein könne nicht über ein Atommüll-Endlager entscheiden. Auch Experten wüssten heute nicht, was in der Zukunft gültig sein werde, argumentiert das Komitee. Denn es gehe um hochradioaktiven Abfall, der «mindestens 100’000 Jahre» sicher gelagert werden müsse.

Hinter der Volks-Initiative stehen zwei Umwelt-Organisationen aus dem Zürcher Weinland, zudem Politiker aus verschiedenen Parteien. Die regionale Zuordnung ist kein Zufall, denn im Zürcher Weinland, unweit der deutschen Grenze, steht Benken als Standort für ein Atommüll-Lager zur Diskussion.

Die Initiative soll die Mitbestimmungs-Rechte des Volkes auf drei massgeblichen Stufen des Bewilligungs-Verfahrens garantieren. Dabei handelt es sich um den Bau von Sondierstollen und -schächten, die Rahmenbewilligung für den Bau sowie den Verschluss des Tieflagers.

Auch aus Deutschland Opposition gegen Atom-Endlager

Die Vorarbeiten, die Sondier-Bohrungen für das potentielle Lager in Benken sind abgeschlossen. Der Untergrund aus Opalinus-Ton wäre nach Angaben der Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (NAGRA) voraussichtlich gut geeignet für die Endlager-Stätte.

Im Gegensatz dazu hält der deutsche Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) den Standort für denkbar ungeeignet. BUND-Geschäftsführer Axel Mayer weist darauf hin, dass die NAGRA zuerst ein Endlager in Granit vorgesehen hatte, überdeckt von Sedimenten als zweite Sicherheitsbarriere.

Als trotz intensiver Suche in der Schweiz keine geeignete Granitformation gefunden wurde, sei quasi über Nacht die Opalinuston-Option erwachsen. «Bei der NAGRA bestimmt das Gestein das Bewusstsein», kritisiert Mayer.

swissinfo und Agenturen

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft