Volle Reisschalen dank Entwicklungszusammenarbeit
In Asien ist Reis das Grundnahrungsmittel Nummer 1. Damit der wachsende Bedarf befriedigt werden kann, investiert die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Forschungsprojekte vor Ort.
Auch in Laos ist Reis nicht bloss eine Ware. Man bezeichnet ihn dort respektvoll als «Gefüge des Lebens». Der Pro-Kopf-Verbrauch beläuft sich auf 180 Kilogramm pro Jahr. Da in Laos, wie in ganz Asien, die Bevölkerung rasch wächst, ist das Land auf Hilfe angewiesen, damit der Ernteertrag mit dem Bevölkerungswachstum mithalten kann.
Im Internationalen Reisforschungsinstitut (IRRI) in Los Banjas auf den Philippinen wird seit 1960 Reisforschung für die ganze Welt betrieben. Das ursprünglich von der Rockefeller- und der Fordstiftung finanzierte Institut wird mittlerweile von vielen Ländern und weiteren Geldgebern unterstützt. Die DEZA beteiligt sich jährlich mit rund 2,5 Mio. Dollar an verschiedenen IRRI-Projekten.
Dr. Achim Dobermann, Forschungsdirektor des IRRI, nahm am 22. August an der DEZA-Jahreskonferenz der Entwicklungszusammenarbeit teil und berichtete dort gegenüber swissinfo von seiner Arbeit.
Ist die Forschung an neuen Reissorten Ihre einzige Aufgabe?
Achim Dobermann: Nein, wir forschen auch an an neuen Anbauverfahren, Bewässerung, Aussaat, Bodenbearbeitung, Nährstoffmanagement, Nachernteverfahren.
Wir beherbergen auch die weltgrösste Genbank für Reis. Wir lagern, konservieren und charakterisieren die genetischen Reis-Ressourcen, um sie der ganzen Welt zur Verbesserung von Reissorten zur Verfügung zu stellen.
Unsere Genbank beherbergt momentan allein rund 110’000 verschiedene Reissorten, kultivierte Sorten, traditionelle Landessorten, aber auch wilde Reisarten.
swissinfo: Wie arbeiten Sie in Laos?
A. D.: Laos ist ein Beispiel eines Landes, das sich auf einem relativ niedrigen Niveau befand in Bezug auf die Produktivität von Reis-Systemen, der Nutzung von modernen Sorten und modernen Anbautechnologien.
Wegen der niedrigen Produktivität in Laos bestand die Gefahr, dass die Ernährungssicherheit im Land nicht mehr gewährleistet werden konnte. Dies führte zu einem bilateralen Projekt, vom IRRI geleitet und durch die DEZA finanziert.
Wir haben die Infrastruktur für die Reisforschung aufgebaut, die genetischen Materialien ordentlich gelagert und charakterisiert und dem Land eine eigene Genbank gegeben. Zudem haben wir Wissenschafter und Beratungsspezialisten in Laos ausgebildet, bis heute ungefähr 140.
Weiter haben wir neue Sorten gezüchtet, die in Laos angebaut werden können und verbesserte Anbaumethoden zur Verfügung gestellt.
swissinfo: Laos gilt als Land, das lange von den anderen Staaten isoliert war. Ist es nicht schwierig, in einem Land, das stark auf seine Traditionen baut, neue Technologien zu fördern oder neue Reissorten einzuführen?
A. D.: Will man neue Technologien einführen, muss man die Bedürfnisse und Traditionen im Land genau charakterisieren. Es hat keinen Sinn, in Laos Reissorten anzubauen, die von den Geschmacksrichtungen nicht den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen.
Wie verbreiten Sie Ihre Erkenntnisse vor Ort?
Zunächst mal bilden wir eine Generation junger Wissenschafter im Land aus, die später die Arbeit leiten und fortsetzen können. Das ist der erste Schritt. Der nächste liegt bei der Beratung der Bauern.
Sind die Menschen in Laos bereit, Neues anzunehmen?
A.D.: Ja. Das heisst jedoch nicht, dass jeder unserer Meinung ist. Wir haben aber kaum Probleme, Akzeptanz zu finden, weil jeder interessiert ist, die Produktion effizienter und nachhaltiger zu gestalten, wenn seine Ernährungsgrundlage von der Produktivität eines relativ kleinen Stück Landes abhängt.
swissinfo: Ist es nicht schwierig, den Bauern Lösungen zu vermitteln, bei denen mehr teurer Dünger eingesetzt wird?
A. D.: Die Düngermittelpreise sind momentan tatsächlich relativ hoch. Aber in den Intensivanbausystemen geht es nicht ohne. Denn mit den verfügbaren organischen Quellen kann die Nährstoffproduktion in der nötigen Grössenordnung gar nicht aufrecht erhalten werden.Düngemittelkosten betragen im Normalfall selten mehr als 20% der gesamten Produktionskosten. Und wenn man sie vernünftig einsetzt, übersteigt der Extragewinn die Kosten um ein Vielfaches.
swissinfo: Verkaufen Sie ihre Reissorten, wie das Agromultis tun?
A.D.: Nein, unsere Aufgabe ist, alles genetische Material aus unseren Züchtungsprogrammen für jedermann frei verfügbar zu machen. Sie können bei uns zum Beispiel fünf Reissorten bestellen, welche bestimmte Bedingungen erfüllen.
Wir werden Ihnen von jeder Sorte 10 Gramm frei schicken. Wir zahlen sogar noch das Porto aus unserer Kasse.
swissinfo: Dann können bei Ihnen auch Agromultis bestellen?
A. D.: Ja, jeder kann das tun, privat oder öffentlich und ein Geschäft damit machen.
Beschäftigen Sie sich auch mit der Herstellung von gentechnisch verändertem Reis?
A. D:: Wir arbeiten seit 15 Jahren an gentechnischen Methoden für Reis. Bis heute ist aber nirgendwo in Asien der Anbau von gentechnisch manipuliertem Reis zugelassen.
Wir nutzen die Forschungsmethoden vor allem, um besser zu verstehen, ob wir die selben Merkmale durch konventionelle Zuchtverfahren auch erzeugen können.
Weiter gehen wir damit solche Merkmale an, die mit konventionellen Methoden höchstwahrscheinlich nie verändert werden können. Ich denke da zum Beispiel an den Vitamin-A-Gehalt im Reiskorn.
Wir haben allerdings das klare Konzept, dass es zu Produkten führt, die den Bauern frei zur Verfügung stehen und nicht irgendwelchen Patenten unterliegen.
swissinfo-Interview: Etienne Strebel
Reis ist das Grundnahrungsmittel für 2,7 Mrd. Menschen in Asien und liefert dort 40% der täglichen Kalorienzufuhr.
Die DEZA unterstützt seit 1997 das Irrigated Rice Research Consortium (IRRC).
Das Programm unterstützt die Identifikation und Lösung von Problemen im bewässerten Reisanbau, indem neue Methoden der Reisbewirtschaftung entwickelt und unter Feldbedingungen getestet werden. Im Vordergrund stehen eine effiziente Nutzung der Ressourven wie Land, Arbeit, Wasser und Dünger, um die Reisproduktion nachhaltig und umweltverträglich zu steigern.
Die Wasser sparende Methode «Altemierendes Fluten und Trocknen» erlaubt es den Bauern gleichviel Reis mit 15 bis 30% weniger Wasser zu produzieren. Bei Anwendung dieser Methode in ganz Asien könnte jährlich das 200-fache des jährlichen Wasserverbrauchs von Paris gespart werden.
«Reis Direktsaat» ist eine Alternative zur üblichen Verpflanzung von Reissetzlingen, spart 20% der Arbeits- und 30% der Wasserkosten. Ausserdem reift direkt gesäter Reis 10 bis 15 Tage früher.
Nachernte-Technologien wie optimiertes Trocknen sorgen für eine 12 bis 40% bessere Qualität als sonnengetrockneter Reis.
Die durch standortspezifische Nährstoffbewirtschaftung erzielten Reisertträge erbringen pro Hektare in China, Indien, Indonesien, den Philippinen und Vietnam um 100 bis 300 Dollar höhere Nettoerträge.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch