Von Südafrika zum südlichen Afrika
Die Schweiz wird ihr "Spezial-Programm für Südafrika", das die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) 1994 begann, aufgeben und auf das ganze südliche Afrika ausdehnen.
Südafrika solle zur «regionalen Wirtschaftslokomotive» werden, hiess es an der Jahreskonferenz für Entwicklungszusammenarbeit.
Zehn Jahre nach der Überwindung der Apartheid solle Südafrika eine Vorreiterrolle in der Region übernehmen, hiess es an der Jahreskonferenz für Entwicklungs-Zusammenarbeit vom Freitag in St. Gallen.
Die von rund 120 Gästen besuchte Jahreskonferenz stand unter dem Motto «10 Jahre neues Südafrika: Eine Partnerschaft für die Jugend».
Immer noch zwei Welten in einem Land
Organisiert wurde die Konferenz von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) vom Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und vom Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) des Volkswirtschaftsdepartements.
«Es gibt immer noch zwei Welten in Südafrika», sagte Kader Asmal, Vertreter der südafrikanischen Regierung. Südafrika befinde sich weiterhin im Übergang vom einstigen Apartheidstaat in ein demokratisches Land.
«Rund 13% der Bevölkerung weisen einen Lebensstandards auf, der mit jenem von Spanien vergleichbar ist», so Asmal, «während 50% überleben, so wie das im Kongo der Fall ist.»
Noch vor 15 Jahren, bei seinem letzten Besuch in der Schweiz, habe er gefordert, Südafrika zu boykottieren und nicht mehr im Land zu investieren. Heute gelte zum Glück das Gegenteil, unterstrich Asmal.
Kapital für KMU fehlt
Vor 10 Jahren hatte die DEZA in Südafrika ein Spezialprogramm begonnen. Südafrika feiert dieses Jahr das zehnjährige Jubiläum seiner Erneuerung und Unabhängigkeit.
Oscar Knapp vom seco unterstrich die Bedeutung Südafrikas als «wirtschaftliche Lokomotive» für die Region. Die grösste Wertschöpfung komme von den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Ihnen fehle es aber an langfristigem Kapital.
Aktivität gefragt
Das seco beteilige sich deshalb an Risikokapitalfonds, stelle aber auch Know-how zur Verfügung, etwa bei der Erstellung von Business-Plänen. Zudem werde den Unternehmen geholfen, sich besser im komplexen Regelwerk der Welthandels-Organisation (WTO) zurecht zu finden.
«Südafrika muss in die Weltwirtschaft integriert werden. Nur so kann man die Armut bekämpfen und neue Arbeitsplätze schaffen», sagte Knapp. Das Wirtschaftswachstum liegt weiterhin unter den Erwartungen, die Arbeitslosigkeit ist mit knapp 34% unvermindert hoch. Der Unterschied zwischen Arm und Reich konnte sich so nicht verringern.
Auch regionale Themen, die das ganze südliche Afrika betreffen, müssten angegangen werden, so Knapp: Unter anderem das AIDS-Problem, die Regierungsführung und das Bewirtschaften der natürlichen Ressourcen.
Partnerschaften verstärken
Das 1994 gestartete Spezialprogramm der DEZA sollte helfen, die sozialen Spannungen abzubauen. Dieses Programm läuft Ende 2004 aus und wird in ein Entwicklungprogramm für das ganze südliche Afrika ausgedehnt.
Bundesrätin Micheline Calmy-Rey bekräftigte in St. Gallen, dass die Schweiz über Südafrika hinaus ihr Engagement für Frieden und Sicherheit in Afrika erhöhen wolle. Dies solle vor allem durch verstärkte Partnerschaften mit afrikanischen Staaten und Organisationen erreicht werden.
2003 belief sich die Schweizer Unterstützung für Südafrika auf knapp 14 Mio. Franken. Für die kommenden Jahre budgetiert die DEZA rund 10 Mio. Franken jährlich, für das gesamte südliche Afrika. Das seco plant rund 15 Millionen bis 2007.
DEZA-Vizedirektor Adrian Schläpfer zog eine positive Bilanz der bisherigen Entwicklungszusammenarbeit. Gerade im Bildungswesen habe Südafrika grosse Fortschritte gemacht.
Harzige Landreform
Probleme ortet Schläpfer hingegen bei der Landreform, bei der unter dem Apartheid-Regime gestohlenes Land an die rechtmässigen Besitzer zurückgegeben werden soll. Viele dieser Rechtsfälle würden gleichzeitig behandelt und seien durch Rekurse blockiert. Laut Schläpfer dauert so die Neuverteilung des Bodens sehr lange.
Südafrika habe in den letzten 10 Jahren viel erreicht, fasste DEZA-Direktor Walter Fust zusammen. Um die enormen sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten zu reduzieren, müsse das Land jedoch noch einen «langen und steinigen Weg gehen».
swissinfo und Agenturen
In St. Gallen fand am Freitag die Jahreskonferenz für Entwicklungs-Zusammenarbeit statt.
Schwerpunkt war Südafrika.
Vor 10 Jahren hatte die DEZA dort ein Spezialprogramm begonnen, das dieses Jahr ausläuft.
2004 feiert Südafrika das 10-jährige Jubiläum seiner demokratischen Erneuerung nach der Abschaffung des Apartheids-Regimes.
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