Währungsfonds erteilt der Schweiz gute Noten
Der Internationale Währungsfonds (IWF) lobt die Schweiz für ihre Wirtschaftspolitik. Zudem erwarten die internationalen Experten für 2007 ein weiterhin solides Wachstum.
In seinem Länderbericht zur Schweiz schreibt der IWF von einem ausgeglichenen Wachstum, einer niedrigen Inflation und einer guten Beschäftigungslage. Viel Lob erhalten auch die Banken.
Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einem guten Zustand. Sie bestätigt die Prognosen des IWF: Nach einer Wachstumsspitze im vergangenen Jahr erwarten die Währungsfonds-Experten für 2007 ein «weiterhin sehr solides Wachstum» von rund 2%. Damit liegen sie über der Erwartung des Bundes.
Der IWF unterstreicht die starke Konsumnachfrage dank dem hohen Beschäftigungswachstum sowie die hohe Auslastung der Kapazitäten bei einer geringen Inflation. Derweil darf sich die Exportbranche über den schwachen Franken, die guten Verkäufe von pharmazeutischen Produkten und Präzisionsinstrumenten freuen.
Strukturelle Verbesserungen
Die Herausforderung sei es aber, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern weitere strukturelle Verbesserungen anzustreben. Mögliche Auswirkungen auf Geld- und Finanzpolitik seien vorsichtig anzugehen und langfristige Reformen voranzutreiben, heisst es im Bericht.
Der IWF lobt zwar die Schuldenbremse als wirksames Instrument zur Kontrolle der Bundesfinanzen. Die Experten warnen aber vor langfristigen finanzpolitischen Herausforderungen. Man begrüsse den Nachhaltigkeitsbericht für die öffentlichen Finanzen. «Jede Verzögerung von Entscheiden wird die Anpassungskosten aber erhöhen», sagte IWF-Missionschef Bob Traa.
Die Schweizer Geldpolitik müsse aufmerksam und flexibel sein. Einerseits dürfte zwar die Inflationsrate niedrig bleiben, prophezeien die IWF-Strategen. Andererseits seien für die Schwäche des Frankens gegenüber dem Euro verschiedene internationale Entwicklungen verantwortlich.
Lob für die Banken
Voll des Lobes waren die IWF-Vertreter über die Verfassung der Schweizer Banken. Mit zwei der zehn grössten Banken weltweit beweise die Schweiz, dass sie über ein solides Finanzsystem verfüge. Überhaupt weise der Finanzsektor eine hohe Leistungsfähigkeit und gute Überwachungsstrukturen aus.
Doch auch dieser Wirtschaftszweig ist nicht vor Risiken gefeit. Diese seien aber externer Natur und abhängig von einer möglichen Zunahme der Volatilität, heisst es weiter. «Der Bankensektor ist gegenüber verschiedenen Schocks widerstandsfähig», so Traa.
Schweiz teilt IWF-Einschätzung
Wenig überrascht, aber erfreut über die guten Noten des IWF zeigten sich Peter Siegenthaler, Direktor der Eidg. Finanzverwaltung, und Ulrich Kohli, von der SNB-Geschäftsleitung.
Die Schweiz teile die Kommentare des IWF weitgehend, sagte Siegenthaler. Die wichtigste Botschaft des IWF sei, dass sich die Schweiz auch in guten Zeiten aller Risiken bewusst sein müsse. Die Schweiz wisse um ihre vorteilhafte Lage, Anpassungen und Reformen seien aber weiterhin nötig.
swissinfo und Agenturen
Der IWF prüft jedes Jahr die wirtschaftliche und finanzielle Lage seiner Mitgliedsstaaten.
Vom 24. Februar bis 5. März dieses Jahres hat eine IWF-Delegation in der Schweiz Vertreter der Eidgenössischen Verwaltung, der Schweizer Nationalbank, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft getroffen.
Der IWF wurde 1945 mit der Weltbank als Sonderorganisation der Vereinten Nationen in Bretton Woods (USA) gegründet. Die Organisation hat ihren Sitz in Washington.
Der IWF ist eine der mächtigsten Finanzorganisationen der Welt. Er überwacht die Finanzsysteme, um bei vorübergehenden Zahlungsbilanz-Schwierigkeiten von Regierungen oder im Fall von drohendem Staatsbankrott einzugreifen. Die Weltbank gewährt Kredite, technische Hilfe und Beratung.
Der IWF zählt 184 Mitgliedsländer, deren Kapitaleinlagen (Quoten) sich nach der Stärke ihrer Volkswirtschaft richten. Die Quote bestimmt auch das Mitspracherecht.
Die USA sind mit 17% der mit Abstand grösste Anteilseigner vor Japan (6,1%) und Deutschland (6%). Die Schweiz hält einen Stimmenanteil von 1,6%.
Der IWF steht regelmässig in der Kritik von Globalisierungsgegnern. Diese glauben, dass die vom IWF verlangte strenge Haushaltpolitik die Armut der Länder der 3. Welt verschlimmert.
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