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Wäre die Swissair zu retten gewesen?

Ein zorniger Swissair-Pilot an einer Kundgebung in Genf im Oktober 2001. Keystone

Am Tag der Vorpremiere des Films über das Grounding der Swissair erklärt Liquidator Karl Wüthrich, die Airline wäre wahrscheinlich zu retten gewesen.

Wüthrich wirft dem gescheiterten Swissair-Sanierer Mario Corti in einem Interview der SonntagsZeitung Fehler beim Krisenmanagement vor.

Der damalige Swissair-Konzernchef Corti habe Ratschläge der Schweizer Grossbank UBS in den Wind geschlagen und die Finanzlage vor dem Grounding nicht im Griff gehabt, sagt Wüthrich in dem Interview.

Die UBS habe Corti bereits Ende März 2001 – zwei Wochen nach dessen Antritt als Swissair-Sanierer – über die desolate Lage der Luftverkehrsholding ins Bild gesetzt und eine umfassende Sanierung gefordert, erklärt Wüthrich. Corti habe es aber bei «einer reinen Papiersanierung» belassen und mit anderen Banken einen an zahlreiche Bedingungen geknüpften Kreditvertrag abgeschlossen.

Kein Worst case-Szenario

Wüthrich wirft Corti vor, er habe kein Szenario für den schlechtesten Fall gehabt. «Ich glaube, Corti glaubte immer, im letzten Moment würde der Bund aushelfen», sagte der Liquidator der im Herbst 2001 zusammengebrochenen Swissair-Gruppe.

Bei seinem Bittgang zum Bundesrat am 17. September 2001 habe er aber keinen Plan in der Tasche gehabt: «Wer ohne Konzept zur Landesregierung geht, muss sich nicht wundern, wenn kein Geld fliesst», so Wüthrich.

Auf Swissair-Konten war noch Geld

In den Monaten vor dem Ende habe die Swissair-Gruppe gegen eine Milliarde Franken Bankdarlehen zurückbezahlt und Hunderte von Millionen nach Frankreich, Belgien und Deutschland geschickt. Unmittelbar vor dem Grounding habe man laut Wüthrich gesehen, «dass der von der UBS im Frühjahr vorgeschlagene Weg der richtige gewesen wäre», sagt Wüthrich. Dies erkläre die Wut Cortis auf die Grossbank.

Am Tag des Grounding sei auf verschiedenen Swissair-Konten noch Geld vorhanden gewesen, sagt der Liquidator weiter und stützt damit entsprechende Aussagen der UBS. Auch mit dem Geld wäre die Stilllegung der Flotte aber nicht zu verhindern, sondern nur um einige Tage zu verschieben gewesen. «Vielleicht hätte das Grounding dann geordnet stattgefunden.»

Missachtung von Regeln

Als tiefere Ursachen für den Swissair-Untergang nannte Wüthrich die unübersichtliche Holdingstruktur, die extreme Expansionspolitik und die fehlende Corporate Governance unter den Vorgängern Cortis. «Die Swissair hätte besser ihr Geld so investiert, dass sie zur qualitativ führenden Airline in Europa geworden wäre.»

Das Grounding der Swissair hat also viele Gründe, doch für Liquidator Karl Wüthrich war der «Faktor Mensch» entscheidend: «Regeln wurden missachtet, und vieles wurde zu schnell und schlecht vorbereitet entschieden. Wüthrich kündigte weitere Klagen an.

Vier Verfahren

Vier Jahre nach dem Swissair-Grounding im Oktober 2001 führt der Liquidator vier Verfahren. Er rechnet damit, dass «in zwei, drei Jahren die wesentlichen Dinge erledigt sein werden», wie Wüthrich in einem Interview mit der Berner Zeitung vom Samstag sagte.

Die Verfahren betreffen die SAirGroup als oberste Holdinggesellschaft, die Zwischenholding SAirLines, die Swissair und die Leasing-Tochter Flightlease. Bei dieser sei das Verfahren am weitesten fortgeschritten.

swissinfo und Agenturen

Forderungssummen der Gläubiger:

Bei der SAirGroup: rund 15 Mrd. Fr.

Swissair: zwischen 5 und 10 Mrd. Fr.

SAirLines: zwischen 1 bis 5 Mrd. Fr.

Flightlease: maximal 5 Mrd. Fr.

Mit dem Film «Grounding – Die letzten Tage der Swissair», der am Sonntag Vorpremiere hatte, lebt die Diskussion um den Untergang der Schweizer Airline wieder auf. Für Liquidator Karl Wüthrich wäre die Swissair zu retten gewesen.

Nicht der ganze Konzern und nicht «ohne soziale Härte», aber «wahrscheinlich» hätte das Unternehmen vor dem Untergang bewahrt werden könnnen, sagte Wüthrich in einem Interview mit der SonntagsZeitung. Doch der Swissair habe ein Krisenmanagement gefehlt.

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