Wakkerpreis für Grenchen
Das Solothurner Städtchen Grenchen erhält vom Schweizer Heimatschutz den Wakkerpreis 2008. Die frühere Uhrenstadt wird für den sorgfältigen Umgang mit ihren Nachkriegsbauten ausgezeichnet.
Den Preis erhält Grenchen auch für den städtebaulichen Aufbruch nach dem Niedergang der Uhrenindustrie Anfang der 1980er-Jahre und für die Aufwertung des öffentlichen Raumes.
Die Behörden hätten das bauliche Erbe gepflegt sowie Strassen und Plätzen einen neuen Wert gegeben, teilte der Schweizer Heimatschutz SHS am Mittwoch mit. Der Wakkerpreis würdige die aktive Haltung der Verantwortlichen zu Gunsten einer qualitätsvollen Weiterentwicklung der Stadt.
Grenchen sei pragmatisch und beharrlich vorgegangen. Behörden und Politik hätten zusammengearbeitet, hält der SHS weiter fest. Die Stadt habe nach dem Niedergang der Uhrenindustrie Anfang der 1980er-Jahre einen Tiefpunkt erlebt, jedoch die Herausforderung angepackt.
Die Struktur des verstädterten Dorfes sei schwierig gewesen. Auch die angeschlagene Wirtschaftslage und die grosse Verkehrsbelastung forderten die Stadt Grenchen, die in den 1950er-Jahren eine Hochblüte erlebt hatte.
Aufwertung seit 1999 sichtbar
In Grenchen habe die Aufwertung des öffentlichen Raums mit der Umgestaltung des Marktplatzes 1999 einen sichtbaren Anfang genommen. Der Platz mit dem markantem Dach und Brunnen habe sich inzwischen zu einem neuen Identifikationspunkt der Stadt am Jurasüdfuss mit rund 16’000 Einwohnern entwickelt.
Lob zollt der Heimatschutz auch dem bewussten Umgang von Grenchen mit der Bausubstanz aus der Nachkriegszeit. Die öffentlichen Gebäude wie das Schwimmbad (Baujahr 1956) und das Haldenschulhaus (1964) seien sorgfältig saniert worden.
Stadtpräsident erhofft sich Imagegewinn
Stadtpräsident und alt Nationalrat Boris Banga (SP) zeigte sich
erfreut über die Auszeichnung seiner Stadt. «Wir sind überglücklich und stolz», sagte er.
Der Wakkerpreis sei wichtig für das Image in der Stadt und für das Image Grenchens in der Schweiz. Der Preis sei Verpflichtung und Ansporn, auch gegen gelegentliche Widerstände weiterzumachen.
Preis geht zum zweiten Mal in Kanton Solothurn
Die offizielle Preisübergabe findet am kommenden 28. Juni statt.
Mit Grenchen geht der Wakkpreis zum zweiten Mal seit 1980 in den Kanton Solothurn. Damals hatte die Hauptstadt Solothurn den mit 20’000 Franken dotierten Preis erhalten.
Der SHS zeichnet mit dem Preis seit 1972 Gemeinden aus, die für das Ortsbild und die Siedlungsentwicklung besondere Leistungen erbringen.
swissinfo und Agenturen
Der Wakkerpreis geht zurück auf den Genfer Geschäftsmann Henri-Louis Wakker.
Die erste Auszeichnung ging 1972 an Stein am Rhein im Kanton Schaffhausen.
2007 erhielt ihn Altdorf im Kanton Uri.
In den Vorjahren wurden Delsberg im Kanton Jura, die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, Biel im Kanton Bern, Sursee in Luzern, Turgi in Aargau, Uster, Kanton Zürich sowie Genf ausgezeichnet.
Nach Auszeichnungen von Orten mit erhaltenen historischen Zentren in den 1970er-Jahren stehen mittlerweile Gemeinden im Fokus, die ihren Siedlungsraum unter zeitgenössischen Gesichtspunkten sorgfältig weiterentwickeln.
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