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Warnung vor dioxinhaltigem Lebensmittelzusatz

Aus der Guar-Bohne (grün) wird das Verdickungsmittel Guarkernmehl. Keystone

Eine Schweizer Firma hat, ohne dies zu wissen, ein mit Dioxin verunreinigtes Verdickungsmittel in alle Welt exportiert. Nun wird dieses zurückgerufen. Die EU-Kommission erliess eine Lebensmittelwarnung.

Die Verunreinigung wurde zufällig festgestellt. Insgesamt handelt es sich offenbar um mehrere Tonnen von so genanntem Guarkernmehl, das aus Indien bezogen und in der Schweiz weiterverarbeitet wurde.

Die Thurgauer Firma Unipektin hat unwissentlich ein mit Dioxin verunreinigtes Verdickungsmittel exportiert.

Unipektin-Chef Bruno Jud bestätigte eine entsprechende Meldung der Zeitung Tages-Anzeiger vom Montag. Nun läuft eine Rückrufaktion.

Die Verunreinigung mit Dioxin wurde bei der Qualitätskontrolle eines Kunden festgestellt und liegt weit über dem in Europa geltenden Grenzwert. Nach den alarmierenden Dioxinfunden wurde der Thurgauer Kantonschemiker Christoph Spinner eingeschaltet. Dieser verfügte die Beschlagnahmung und Rückholung des Guakernmehls.

Schwere Erkrankungen wie die Chlorakne schliesst Spinner im aktuellen Fall aus. Dennoch seien die Beschlagnahmung und die Rückholung gerechtfertigt, denn «Dioxin gehört nicht ins Guar», so der Kantonschemiker.

Das ebenfalls avisierte Bundesamt für Gesundheit (BAG) informierte die EU-Kommission, die am 25. Juli eine Lebensmittelwarnung erliess.

Keine regelmässigen Tests

Welche Menge zurückgerufen werden müsse, sei noch nicht bekannt, sagte Bruno Jud. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» nannte er einen «Bereich von Tonnen».

Beliefert wurden Kunden in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich, Österreich, Grossbritannien, Finnland, Spanien, Ungarn, Tschechien, Polen, Australien, Japan und in der Türkei.

Guakernmehl wird als Verdickungsmittel, beispielsweise in Sossen oder Milchprodukten, verwendet. Weil es als pflanzliches und fettarmes Produkt nicht zu den Risikoprodukten gehört, wurde es von Unipektin nicht auf Dioxin getestet.

Die Belastung festgestellt hatte ein Labor in Tschechien, das am 13. Juli Qualitätskontrollen für ein deutsches Lebensmittelunternehmen vornahm. Ein Analyse-Institut in Hamburg bestätigte den Verdacht am 20. Juli.

Rückzug der Migros

Die Migros zieht drei Produkte aus ihren Läden zurück, die mit Dioxin belastet sind. Es handelt sich um die Creme Quick Vanille, die Creme Quick Schokolade und das Mousse Himbeer, wie der Grossverteiler mitteilte.

Die Produkte enthalten das Verdickungsmittel der Zulieferfirma Unipektinin, welches den zulässigen Dioxingehalt überschreitet.

Verursacher aus Indien,…

Das belastete Guakernmehl hat Unipektin von der India Glycol Limited bezogen und dann weiter verarbeitet. Mit dem indischen Lieferanten arbeitet Unipektin seit rund zwei Jahren zusammen. Das Unternehmen sei jedoch nicht der Hauptlieferant, sagte Bruno Jud.

In Indien gelangte das hochgiftige Dioxin wahrscheinlich durch ein Fungizid in die Lebensmittelkette.

In verarbeiteten Lebensmitteln sei die Konzentration sehr gering, sagte Kantonschemiker Christoph Spinner. Akute Gesundheitsgefährdungen seien daher auszuschliessen.

Die Höhe des entstandenen Schadens kann Unipektin noch nicht abschätzen. Die Folgen seien jedoch deutlich spürbar und die Verunsicherung beim Unternehmen und seinen Kunden hoch.

… Verarbeiter aus «Most-Indien»

Die Firma Unipektin aus Eschenz verarbeitet im traditionellen Obstbaukanton Thurgau, im Volksmund auch «Most-Indien» genannt, Obst zu Fruchtsaftkonzentraten, stellt Anlagen zur Fruchtsafterzeugung her und liefert natürliche Zusatzstoffe für Lebensmittel.

Dazu gehört auch Guarkernmehl, das aus dem Samen der Guarbohne gewonnen wird. Im Thurgau wird das importierte Mehl verfeinert und dann in 25-Kilo-Säcken wieder exportiert.

swissinfo und Agenturen

Guarkernmehl wird aus der gemahlenen Bohne der Guarpflanze gewonnen.

Es ist ein feines weißes bis cremefarbiges, fast geruchloses Pulver mit einem milden Geschmack.

Guarkernmehl löst sich und quillt nahezu vollständig in kaltem oder heißem Wasser und bildet eine zähflüssige Lösung.

Guarkernmehl wird hauptsächlich als Bindemittel, Ballaststoff und Stabilisator in glutenfreien Lebensmitteln, Backwaren und der Pharmazie eingesetzt, so etwa in Jogurts, Desserts, Salatsaucen, Mayonnaisen oder Ketchup.

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