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Warten auf die letzte Meile

Gratis-Handy gefällig? Sunrise

Vor fünf Jahren stieg Sunrise mit günstigeren Auslandstarifen gegen den Monopolisten Swisscom in den Ring. Seither fielen die Preise für nationale und internationale Gespräche zwischen 30 und 70%.

Doch Sunrise ist nach wie vor weit von schwarzen Zahlen entfernt.

Als im Januar 1998 auch in der Schweiz mit der Liberalisierung der Telekommunikation Ernst gemacht wurde, waren die Erwartungen gross. Dank Wettbewerb zwischen mehreren Anbieter sollten die Preise kräftig unter Druck geraten.

Fünf Jahre später ist die Bilanz jedoch gemischt. Während die Preise wie erwartet ins Rutschen kamen, blieb die Zahl der Konkurrenten bescheiden. Ein paar kleine Anbieter von Telekom-Dienstleistungen besetzen Nischen im Schweizer Milliarden-Markt, der von zwei Unternehmen dominiert wird.

Im Schatten des blauen Riesen

Nur Sunrise ist es – dank der Fusion mit der Mobilfunk-Gesellschaft diAx Anfang 2001 – gelungen, sich als eine vollwertige Alternative zum einstigen Monopolisten Swisscom zu etablieren.

Heute beschäftigt Sunrise, die zu 79% der dänischen TDC gehört, 2200 Mitarbeiter und zählt 842’000 Festnetz- und 531’000 Internet-Kunden.

Mit über einer Million Mobilfunk-Kunden besetzt das Unternehmen im Mobilfunk-Geschäft mittlerweile den zweiten Platz vor dem ausschliesslichen Mobilfunk-Anbieter Orange mit 988’000 Abonnenten, doch immer noch weit hinter der Swisscom mit 3,5 Mio. Natel-Kunden.

Doch anders als die Swisscom, die dank ihrer Vorteile aus den alten Monopol-Zeiten über eine bestens gefüllte Kriegskasse verfügt, steckt Sunrise immer noch in den roten Zahlen. Für 2001 gab das Unternehmen einen Verlust zwischen 400 und 450 Mio. Franken bekannt, Gewinne werden nicht vor 2005 erwartet.

Marktvolumen von rund 13. Mrd. Franken

Im geöffneten Schweizer Telekom-Markt geht es um viel Geld. Seit der Liberalisierung ist das Marktvolumen stetig gewachsen. Im Jahr 2001 wurden 12,6 Mrd. Franken mit Telekom-Diensten umgesetzt.

Davon entfielen 6,8 Mrd. Franken auf das Festnetz und den Internetzugang. Schweizerinnen und Schweizer wendeten 2001 pro Kopf 2228 Franken für Telekom-Dienste auf.

Der grösste Teil des Kuchens geht nach wie vor an die Swisscom. Ihr Marktanteil betrug 2001 in der Festnetz-Telefonie 47% bei internationalen Gesprächen, 64% im nationalen Fernverkehr und 80% im Ortsverkehr.

Gesättigter Markt

Doch seit einem Jahr stagnieren die Geschäftszahlen der Branche. Selbst der bisherige Wachstumsmarkt Mobiltelephonie nähert sich der Sättigungsgrenze. 75% der Schweizer Bevölkerung besitzen bereits ein Handy.

Die Mobilfunk-Anbieter versuchen die Kundschaft mit Gratis-Handys zu ködern, während die Gesprächstarife auf relativ hohem Niveau stabil bleiben.

Die Wettbewerbs-Kommission (Weko) eröffnete im Oktober eine Untersuchung gegen die Schweizer Mobilfunk-Anbieter. Sie vermutet Absprachen bei den Gebühren beim Durchleiten auf ein anderes Mobilnetz.

Hindernis letzte Meile

Anders als im Mobilfunk sind die Gesprächstarife im Festnetz tatsächlich stark gesunken. Bei den internationalen Gesprächen bis zu 70%, bei den nationalen zwischen 30 und 50%.

Doch mit einer weiteren Senkung ist nicht zu rechnen, weil die Swisscom die letzte Meile, die Anschlussleitung zwischen den Endkunden und der Ortszentrale, besitzt. Damit kann der (Ex-)Monopolist seinen Konkurrenten den Preis für die Durchleitung diktieren.

Vom Quasi-Monopol auf die letzte Meile ist nicht nur der Sprach- und Datenverkehr betroffen, sondern auch die Breitband-Kommunikation. In der Schweiz sei die Verbreitung von ADSL auf Grund des mangelnden Wettbewerbs im Rückstand, beklagt die Swisscom-Konkurrenz.

Harte Bandagen

Der Kampf um die letzte Meile wird mit harten Bandagen ausgetragen, denn von den neuen Breitband-Diensten erhoffen sich Anbieter wie Sunrise dringend benötigte Einkünfte im gesättigten Telekom-Markt.

Der Bundesrat möchte nun mit der Revision des Fernmelde-Gesetzes den Liberalisierungs-Prozess vorantreiben und die letzte Meile entbündeln. Dies soll den alternativen Anbietern einen besseren Zugang zu den Swisscom-Ortszentralen bringen.

Die Entbündelung wird als zentral angesehen, um die Breitband-Versorgung von Unternehmen und Haushalten zu fördern. Die Swisscom-Konkurrenz erwartet bei einer allfälligen Entbündelung einen Innovations-Schub und verspricht hohe Investitionen.

Bis zu einem dreistelligen Millionenbetrag würde Sunrise investieren, je nachdem, wie schnell die Swisscom die letzte Meile und den Zugang zur Verteilzentrale freigibt.

Gleich lange Spiesse

Sollte das Quasi-Monopol auf die letzte Meile fallen, hätten die Swisscom und ihre Konkurrenten erstmals gleich lange Spiesse.

Denn während die Swisscom dank Gratis-Infrastruktur in den vier Geschäftsjahren seit der Liberalisierung (1998 bis 2001) Gewinne von gut 12 Mrd. Franken erwirtschaften konnte, haben die alternativen Telekom-Anbieter in der Schweiz vor allem investiert.

Doch wie viel Wettbewerb mit einer Entbündelung tatsächlich entstehen würde, bleibt abzuwarten. Ein Duopol, bestehend aus dem Ex-Monopolisten Swisscom und der heutigen Nummer 2, Sunrise, dürfte mehr als wahrscheinlich sein.

swissinfo, Luigino Canal und Hansjörg Bolliger

Sunrise gehört zu 79% der dänischen TDC

842’000 Festnetz-Kunden, 531’000 Internet, 1’087’000 Mobilfunk (August 2002)

Mitarbeitende: 2200 (Dezember 2001)

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